Die Frage, wo ein Kind die Vorschule absolviert, kann für seine Entwicklung von weitreichender Bedeutung sein. Darüber sind sich alle Beteiligten im Prinzip einig. Dass Eltern in Hamburg hier, anders als im übrigen Bundesgebiet, überhaupt ein Wahlrecht haben, ist deshalb grundsätzlich zu begrüßen. Sinn macht es aber nur dann, wenn sie sich auch tatsächlich frei und ohne äußeren Druck entscheiden können.

Das ist allerdings nicht mehr gegeben, wenn Kita-Verantwortliche konstatieren, dass sich Schulleiter wenig kooperativ zeigen und Eltern mit dem Hinweis auf Vorrechte für eigene Vorschüler bei der Einschulung unterschwellig bedrängen. So wird die gute Idee des Brückenjahres förmlich konterkariert. Weil nämlich nicht mehr der konkrete körperliche, geistige und emotionale Entwicklungsstand des einzelnen Kindes einziger Maßstab für die Entscheidung ist.

Dass sich Kitas und Grundschulen hier in einem zunehmend härter geführten Konkurrenzkampf befinden, der je nach Ausgang letztlich auch über Zuschüsse und Planstellen entscheidet, ist dem Kindeswohl abträglich. Die Antwort auf die Frage, wo ein Kind die Vorschule absolviert, darf nicht von ökonomischen Interessen der einen oder anderen Seite beeinflusst werden. Soll das "Hamburger Modell" wirklich funktionieren, müssen sich Kitas und Grundschulen in diesem Prozess wirklich auf Augenhöhe begegnen - und kooperieren.