Neue Wohnungen sind bereits geplant, doch die öffentliche Förderung reicht wohl nicht aus, um den gesamten Engpass zu beseitigen.

Harburg. Es fehlt bezahlbarer Wohnraum für Studenten in Hamburg. Auch in Harburg sind preiswerte Wohnungen für Studenten knapp. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) hat einen offenen Brief zum "Mietenwahnsinn" geschrieben und unter anderem an Baugenossenschaften und an Mitglieder der Bezirksversammlung geschickt. Von den 6000 Studierenden der Technischen Universität würden zwei Drittel südlich der Elbe wohnen, heißt es. Ein Drittel wohne nördlich der Elbe und habe täglich eine weite An- und Abfahrt. Private Vermieter würden zum Teil mehr als 20 Euro pro Quadratmeter an Zimmermiete verlangen.

Ela Brezina, AStA-Referentin für Soziales: "Wir fordern, den Mietenwahn zu stoppen, Genossenschaften sollen mehr öffentlich geförderten Wohnraum schaffen, die Verwaltung soll vorrangig studentisches Wohnen in Campusnähe ermöglichen, die Bezirksversammlung soll uns bei der Errichtung studentischer Kultur unterstützen. Es ist Zeit für eine soziale Wohnungspolitik, für Mietobergrenzen und für deutlich stärkere Bemühungen zur Wohnraumbeschaffung."

Carl Eißing, AStA-Vorsitzender an der TUHH, sagt, dass es in Harburg vom Studierendenwerk derzeit nur knapp 500 sogenannte Wohnheimplätze für Studenten gibt. Die befinden sich im Wohnprojekt "Anlage Harburg" an Ebelingstraße, Schüttstraße, im Projekt "Harburger Häuser" an Moorstraße und Bunatwiete sowie an der Triftstraße. Die Zimmermieten beginnen bei 233 Euro, inklusive Nebenkosten bis Kabel-TV und Internetzugang. Die Zimmer sind begehrt. Eißing: "Die Mehrheit unserer Studierenden muss sich privat einquartieren und dafür deutlich mehr Geld bezahlen."

Das Studierendenwerk Hamburg macht deutlich, dass bei einem durchschnittlichen Einkommen von 850 Euro und einem BAföG-Höchstsatz von 670 Euro ein Großteil der Studierenden auf preisgünstigen Wohnraum angewiesen ist. Gut 3700 möblierte Zimmer für 233 Euro monatlich bietet das Studierendenwerk in ganz Hamburg. Am 17. Dezember wird in Hammerbrook ein Neubau mit 201 Zimmern in Betrieb genommen. Doch die allgemeinen Kostensteigerungen schlagen dabei voll zu Buche. Dort wird die Miete trotz öffentlicher Förderung auch schon bei rund 360 Euro pro Monat liegen.

Cédric Le Gal, 21, ist einer der 6000 Studenten an der TUHH. Er kommt aus Berlin und studiert im fünften Semester Energie- und Umwelttechnik. "Ich hatte mich rechtzeitig beim Studierendenwerk um ein Zimmer bemüht", sagt er. In der sogenannten "Anlage Harburg", an der Schüttstraße, muss er 233 Euro Miete bezahlen. Die Einrichtung des Zimmers kann nur als spartanisch bezeichnet werden. Studentisches Leben gibt es seiner Einschätzung nach in Harburg nur wenig. Das Angebot an Kneipen sei eher gering aber das Preisniveau in den Lokalen sei in Ordnung. In der Wohnanlage werden derzeit Weihnachts- und Silvesterfeiern organisiert. An der Technischen Universität gibt es für die Abendstunden ebenfalls Gruppenangebote.

In Harburg sind mehrere Wohnungsbauprojekte in Vorbereitung, die auch speziell Wohnraum für Studenten ausweisen. So baut Modehaus-Unternehmer Klaus-Jürgen Hübner, 62, auf seinem Grundstück zwischen der Fußgängerzone Lüneburger Straße und Krummholzberg derzeit ein fünfgeschossiges Haus mit 240 Quadratmeter großer Ladenzeile im Erdgeschoss und in den darüber liegenden vier Etagen insgesamt 54 Appartements für Studenten in der Größenordnung von 27 bis 30 Quadratmetern.

Bettina Husemann, Vorstandsmitglied der Aurelius AG, hat bereits den Bauantrag für ein Haus im Gebiet des Harburger Binnenhafens gestellt, Ecke Schellerdamm/Veritaskai, in dessen Erdgeschoss ebenfalls Geschäfte einziehen sollen. Darüber sind Zimmer für 157 Studenten vorgesehen. Ihren Worten nach werde noch die Finanzierung des Vorhabens organisiert. Verhandlungen laufen. Voraussichtlicher Baubeginn ist im kommenden Frühjahr, wenn die Genehmigung erteilt ist.

Nicht weit entfernt könnten ebenfalls Studentenwohnungen entstehen. Für die neue Nutzung auf dem Gelände der früheren New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie (NYH), Ecke Nartenstraße/Neuländer Straße/Hannoversche Straße, ist der vorhabenbezogene Bebauungsplan "Harburg 68" mit dem Projekt EcoCity in Vorbereitung. Hier soll die denkmalgeschützte Fassade des alten Industriebaus stehen bleiben. Dahinter kommt ein Neubau mit 63 Wohneinheiten, darunter Flächen für etwa 40 Studenten-Wohngemeinschaften. Je Wohngemeinschaft ist an Raum für zwei bis sechs Bewohner gedacht. Daraus lässt sich eine Zahl von etwa 150 Zimmern ableiten.

Harburgs Entwicklung zu einer Stadt mit studentischem Leben kommt somit langsam in Gang. Da nicht alle Bauvorhaben öffentlich gefördert, sondern privat finanziert sein werden, ist aber noch nicht absehbar, ob die Forderung des AStA der Technischen Universität, den Mietenwahnsinn zu stoppen, in Erfüllung gehen wird.