Die Amerikanerin Lauren Oliver erhielt den Buxtehuder Buchpreis für den Jugendroman “Delirium“ über die Liebe als tödliche Krankheit.

Buxtehude. "Oh, mein Gott, ich bin so stolz und sehr, sehr glücklich." Lauren Oliver, die Gewinnerin des Literaturpreises Buxtehuder Bullen, ließ ihrer Freude freien Lauf und strahlte, als die Messingplatte mit ihrem Namen auf dem Buxtehuder "Bullevard", dem "Walk of Fame" der Bullenpreisträger, enthüllt wurde. An diesem Freitag um 19.30 Uhr nimmt die 30-jährige Amerikanerin auf der Halepaghen-Bühne, Konopkastraße 5, die mit 5000 Euro dotierte Bullenskulptur entgegen.

Zuvor hat die Autorin, die mit ihrem Roman "Delirium" Buxtehude mit einem sehr speziellen Liebesvirus infiziert hatte, ein straffes Programm mit Lesungen, Empfang beim Bürgermeister, Signierstunden und Gesprächsrunden mit Lesern. Für das Abendblatt nahm sich Lauren Oliver dennoch Zeit, um über ihren Preisträger-Roman und sich selbst zu sprechen.

Schon als Kind habe sie leidenschaftlich gern Bücher gelesen und selbst Fortsetzungen der Geschichten geschrieben, beschreibt Lauren Oliver die Anfänge ihrer literarischen Laufbahn. "Später schrieb ich eigene Geschichten und Romane, das war vor etwa zehn Jahren", sagt sie. "Mein dritter Roman war das erste Buch, das dann auch verkauft wurde." Mit diesem im September 2010 im Hamburger Carlsen Verlag erschienenen Roman "Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie" wurde Oliver bereits für den Deutschen Jugendbuchpreis 2011 nominiert.

Im November vergangenen Jahres brachte der Hamburger Verlag mit "Delirium" das zweite Werk der Jugendbuchautorin heraus. Der Roman, der die Liebe als unheilbare Krankheit aus verschiedenen Perspektiven in den Raum stellt, überzeugte die 22 Juroren der Bullen-Jury und gewann mit 65 Punkten souverän den renommierten Buchpreis, vor dem Buch "Der Glücksfinder" von Edward van de Vendel und Anoush Elman, das 50 Punkte erhielt.

Rund 14 Monate habe es von der Idee bis zur Vollendung des Buches gedauert, das sie als Auftakt ihrer Amor-Trilogie geschrieben habe, sagt Lauren Oliver. "Mit der Geschichte über eine Welt, in der die Liebe eine tödliche Krankheit und per Gesetz verboten ist, möchte ich schon wichtige Botschaften weitergeben, vor allem an junge Leute. Wenn es gelingt, damit den kritischen Blick für Gefahren, politische Zwänge, oder etwa Unglaubwürdigkeit zu schärfen, wäre mein Anliegen erfüllt." Es sollte in jeder Generation die Frage nach großen Gefühlen und menschlichen Werten aufgeworfen werden, so die Autorin. Ebenso gehe es um die Möglichkeit, gegen Normen einer Gesellschaft aufzubegehren, wenn sie eigenen Überzeugungen widersprechen.

Ihre Romanhelden, die mit der tödlich verlaufenden Diagnose "Amor Deliria Nervosa" konfrontiert werden und sich durch eine Operation immunisieren lassen sollen, kommen genau an diesen Punkt, wo sie an sich denken sollen und entscheiden müssen.

"Das Schicksal der 17-jährigen Protagonistin Lena, die sich trotz Verbots in Alex verliebt und um ihre Liebe kämpft, berührt viele Jugendliche doch so, dass sie alle Arten der Liebe hinterfragen und auch die Vorstellung einer Welt ohne dieses Gefühl", berichtet Lauren Oliver von Gesprächen mit ihren Lesern. "Sie erzählten mir, dass sie die Liebe in der Familie, unter Geschwistern, zu Eltern und natürlich auch zu Freunden viel bewusster sehen und schätzen." So erklärt sich, dass "Delirium" mit 40 Punkten aus der Jugendjury und 25 Wertungspunkten der Erwachsenen im Rennen um den Buxtehuder Bullen vorn lag und der Sieg von jungen Juroren entschieden wurde.

Für ihren Roman recherchierte sie auch in anderen politischen Systemen und Gesellschaftsordnungen, wie etwa in China oder muslimisch geprägten Ländern. Inzwischen ist mit "Pandemonium" der zweite Band ihrer Trilogie erschienen, außerdem ihr erster Kinderroman "Liesl und Po". Auf die Frage, ob sie sich noch erinnern könne, welch ein Gefühl es war, als sie ihr erstes gedrucktes Buch in den Händen hielt, lacht die Erfolgsautorin.

"Ich bin total ausgerastet, habe es in die Zimmerecke geworfen und vier Wochen liegen gelassen. Ich konnte einfach nicht fassen, dass ich das Buch geschrieben habe, mein Name, mein Bild darauf ist. Ein bisschen verrückt war das schon." Heute spricht sie in Buchhandlungen gern Leute an, wenn die nach einem ihrer Bücher greifen. "Das sind stets sehr überraschende Gespräche, an denen beide Seiten großen Spaß haben", sagt Lauren Oliver und dass sie sich auf solche Gespräche in Buxtehude freue. Ihre Aufnahme hier beschreibt die Autorin, die in New York lebt, als herzlich und ganz besonderes Erlebnis.