Kunstverein Harburger Bahnhof zeigt Filmarbeiten der Berlinerin Kerstin Cmelka

Harburg. Die Berliner Künstlerin Kerstin Cmelka inszeniert Performances mit den Mitteln von Film, Video und Fotografie. Dabei unterwandert die 38-Jährige die Grenzen von Theater. Fünf ihrer Videoinstallationen zeigt der Kunstverein Harburger Bahnhof jetzt in seiner neuen Ausstellung mit dem Titel "All Change" bis Ende Februar.

Auf Großbildschirmen im früheren Erste-Klasse-Wartesaal, dem heutigen White Cube des Kunstvereins, betrachtet der Besucher sogenannte Mikrodramen. In den kurzen Theaterstücken, zwei bis 20 Minuten lang, spielt Kerstin Cmelka mit befreundeten Künstlern Schlüsselszenen aus bekannten Theaterinszenierungen oder Spielfilmen. Nicht nach den Scripts für Bühne und Kino, sondern so, wie die Künstlerin die Szenen im Gedächtnis hatte. Meist nehme sie Anfangs- und Schlussszenen, sagt sie, oder Szenen, die eine Wende bedeuten

So hat Kerstin Cmelka Mikrodramen aus Arthur Schnitzlers "Liebelei" und Mike Nichols Verfilmung von "Who's Afraid Of Virginia Woolf?" geschaffen. Eine weitere Videoinstallation zeigt ein Trinklied nach einer Geschichte von Robert Swoboda. In ihrer Filmarbeit "The Individualist" adaptiert die Künstlerin Interviews, etwa mit dem Musiker David Byrne (Talking Heads) oder dem damals 30 Jahre alten Filmregisseur Steven Spielberg.

Das Video "Change" schließlich zeigt eine Szene aus der gleichnamigen Theaterversion, die ein bissiges Bild des Kunstbetriebes zeigt. Thema des Stücks ist der perfide Plan einer Manipulation. Ein Künstler wird aufgebaut, nur, um ihn später wieder fallen zu lassen. Sieht Kerstin Cmelka die Kunstszene so düster? "Es sind Dinge, die ich beobachte", antwortet sie, "ich hoffe, etwas verändern zu können."

Früher hat die Wahlberlinerin, geboren in Österreich, Beiträge für Filmfestivals produziert. Als Experimentalfilmerin, sagt sie süffisant, sei sie dort nur als ein "Freak" betrachtet worden. Eine Rolle, die sie schnell nervte. Heute zeigt sie ihre Filme im Ausstellungsbetrieb. "Hier bin ich freier, kann alles selbst gestalten", sagt sie.

Kerstin Cmelka lehrt auch Kunst. An der Universität der Künste in Berlin ist sie Gastprofessorin für die Implementierung von Gender Aspekten in die Fotografie.

Kerstin Cmelka: "All Change", Kunstverein Harburger Bahnhof, bis 3. Februar 2013, Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags, 14 bis 18 Uhr.