Eine Glosse von Alexander Sulanke

Der erste Gang des Tages führt zum Stiefel draußen vor der Tür. Sind Geschenke drin? Wie viele? Und welche? Morgen ist Nikolaustag. Zeit, um innezuhalten, um einmal zu hinterfragen: Hat das mit den Geschenken eigentlich noch alles seine Richtigkeit?

Nein, meint Manfred Becker-Huberti, ein Theologe und ausgewiesener Brauchtumsexperte: Ursprünglich seien Geschenke am Nikolaustag geworfen worden. Das hat der Kirchenmann nun im Interview mit einer Presseagentur fallen gelassen. Uns, die wir da innehalten, ist sofort klar: Ja, es ist an der Zeit, sich auf das Ursprüngliche zurückzubesinnen.

Zumindest ist es einen Versuch wert, und der beginnt verheißungsvoll. Plötzlich löst sich das Problem in Wohlgefallen auf, wie zum Teufel Tablet-Computer und Fernseher in die viel zu kleinen Stiefel der fünfjährigen Tochter passen sollen: "Da, fang!" Aber ach, es klirrt und kracht nur. Das Mädchen ist dem christlichen Brauchtum einfach noch nicht gewachsen.

Die Ehefrau ist verärgert. "Wirf mal die Geschenke rüber" - diese Aufforderung ihres Göttergatten hat sie unerwartet getroffen. Das für sie bestimmte Präsent nicht - sie pflegt sich reflexartig zu ducken, wenn Gegenstände nach ihr geworfen werden. Auch der teure Parfumflakon zerschellt an der Wand. Die Ehefrau ist noch verärgerter. Die Tochter weint.

Ja, das kommt davon, wenn man sich einfach mal auf das Ursprüngliche zurückbesinnen will. Ein großer Wurf am Nikolaustag sieht anders aus.