Jugendkongress “Gegen Extremismus - für Toleranz und Vielfalt“ an der Estetalschule mit Workshops zu Symbolen und Internet.

Hollenstedt. Der Titel "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" soll an der Estetalschule in Hollenstedt keine leere Hülse sein. Er verpflichtet zu regelmäßigen Projekten und Veranstaltungen zum Thema Extremismus oder Fremdenfeindlichkeit. Seit Anfang November trägt die Schule als 149. Einrichtung in Niedersachsen diesen Titel. "Wir haben aber schon vorher immer wieder Aktionstage oder Ausstellungen organisiert", sagt Schulleiter Hauke Brinckmann.

Der gestrige, von der Kreisjugendpflege organisierte Jugendkongress "Gegen Extremismus - für Toleranz und Vielfalt" war somit eine weitere Veranstaltung, mit deren Hilfe die Estetalschule ihre Schüler für das Problem sensibilisieren wollte. Denn auch in Hollenstedt sei das Thema aktuell, wie Politiklehrerin Christine Hinck verdeutlichte. In Einzelfällen gebe es Schüler, die in Neonazi-Markenkleidung im Klassenzimmer auftauchten. Aufkleber mit rechten Parolen seien im Ort keine Seltenheit, und "Besuche" aus der Neonazi-Szene im nahe gelegenen Tostedt ebenfalls nicht, erklärte Brinckmann. Der Aktionstag solle dabei helfen, die Schüler bei dem Thema nicht allein zu lassen. "Wir wollen die Jugendlichen ansprechen und ihnen Informationen geben", ergänzte Kreisjugendpfleger Franz Schaffeld.

Als Auftakt waren rund 100 Schüler vor zwei Wochen in die Gedenkstätte Bergen-Belsen gefahren, wo sie an einer Führung durch das ehemalige Konzentrationslager der Nationalsozialisten teilnahmen. Gestern folgte nun mit dem größtenteils vom Land Niedersachsen finanzierten Jugendkongress Teil zwei der Auseinandersetzung mit dem Thema Extremismus und Gewalt.

In insgesamt fünf Workshops, die unter anderem von einem Vertreter des Verfassungsschutzes und der Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt aus Braunschweig geleitet wurden, konnten sich die Jugendlichen zu speziellen Bereichen informieren. Im Workshop "Einstiegsdroge ,Rechtsrock'" gingen die Schüler etwa der Frage auf den Grund, wie Neonazis versuchen, über Musik Interesse für ihre politischen Ansichten zu wecken. Welche Probleme es im Sport - und dabei speziell im Fußball - gibt, erforschte eine weitere Gruppe. Unter anderem fanden die Schüler heraus, dass nicht nur auf dem Platz provoziert und beleidigt wird, sondern auch Trainer oder Sanitäter mitmachen. Als mögliche Konsequenzen zeigten sie härtere Strafen, mehr Polizeipräsenz, Stadion- oder Alkoholverbote oder auch Spielabbrüche auf.

Ein weiterer Workshop ging der Frage auf den Grund, welche hohlen Parolen viele Leute ohne Nachzudenken verwenden, während sich eine andere Gruppe mit der Frage beschäftigte, wie Extremisten versuchen, Jugendliche über das Internet zu ködern. Häufig würden sie aber nicht direkt ihre politischen Motive kundtun, sondern zunächst verdeckt vorgehen, lautete beispielsweise eines der Ergebnisse dieses Workshops.

Fünftes Thema waren die rechten Symbole, die für Außenstehende auf den ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen sind. Häufig sei es so, dass die Neonazis wüssten, welche Zeichen verboten seien, erfuhren die Schüler. Als Alternative würden sie daraufhin Symbole entwickeln, die den alten ähnlich seien, aber dennoch legal.

In der Mode-Gruppe waren unter anderem Luca, 17, Alina, 15, Carina, 15, und Melina, 17. "Einiges wusste ich schon, und manches war mir vollkommen neu", sagte Luca. Alina fand es wichtig, über die rechten Zeichen Bescheid zu wissen, "damit man erkennt, mit wem man es zu tun hat". Der Aktionstag sei deshalb sehr hilfreich. Roxana, 18 und gebürtige Polin, wollte sich im Sport-Workshop informieren, welche Sportarten außer Fußball oftmals Probleme mit Extremismus haben - nämlich auch Handball oder Judo.

Am Ende des Tages stand die Aufführung des dokumentarischen Theaterstücks "Der Kick".