Stade. Sie sind Hutmacher, Fotografen, Dirndlschneider, Klempner oder Goldschmiede, Fräser, Dachdecker, Weinküfer oder Parkettleger - und die Besten Nachwuchskräfte des Deutschen Handwerks. Im Stadeum wurden die 116 Bundessieger im Leistungswettbewerb aus allen Gewerken geehrt.

Welche enormen Möglichkeiten die Ausbildungsvielfalt des gesamten Handwerks bietet, stellte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, in den Blickpunkt. "Unsere Leistungssieger sind Jugendliche zum Vorzeigen. Sie haben mit Fleiß und Beharrlichkeit alle Hürden der Kammer-, Landes- und Bundeswettbewerbe gemeistert, um Sieger ihres Faches zu werden", sagte Kentzler.

Er stellte Kampagnen wie "Meister statt Master" vor und zeigte Wege auf, in verschiedenen Branchen dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. "Mit dem dualen Ausbildungssystem in Theorie und Praxis ist Deutschland in Europa Vorbild", sagt Kentzler. Gerade Niedersachsen biete als Zentrum internationaler Berufsbildung auch mit Auslandsaufenthalten beste Voraussetzungen für Auszubildende. Deutlich werde das beim Abbau der Jugendarbeitslosigkeit. Sie liege in Deutschland bei acht Prozent, während in anderen europäische Ländern wie zum Beispiel Spanien noch etwa 50 Prozent der Jugendlichen keine Arbeit haben.

Dennoch seien bundesweit noch 14 000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Während es in medizinisch-technischen Berufen, bei Elektrikern, im Heizungsbau, Sanitär- und Klempnerbranchen oder im Kfz-Handwerk kaum Nachwuchssorgen gäbe, sind in den Lebensmittelbereichen, etwa Bäcker oder Schlachter, große Probleme sichtbar, so Kentzler.

Im Kammerbezirk Lüneburg-Stade-Braunschweig sei die Situation wie im Bundesmaßstab, so Norbert Bünten, Hauptgeschäftsführer dieser Handwerkskammer. In der Arbeitsagentur Stade, zuständig für den Bereich Stade und Cuxhaven, habe man in diesem Jahr für 139 Jugendliche keine passende Ausbildung vermitteln können, so Bünten. 147 Lehrstellen sind noch unbesetzt

"Wir sehen die Handwerkskammer als Ansprechpartner für Interessenten aus allen Kulturkreisen. Unsere Ausbildungsangebote sind für Hauptschüler ebenso interessant, wie für junge Leute, die Karrieren als Akademiker anstreben. Deshalb wollen wir mit der Berufsorientierung in den Schulen früher starten", sagt Bünten. Mit speziellen Programmen für Mädchen mit Migrationshintergrund oder Angeboten, Beruf und Familie zu meistern, wolle man weitere Potenziale ausschöpfen.