Hilfreich für die Berufswahl: Arbeitgeberverband vergibt Sonderpreis für Berufsvorbereitung an Meckelfelder Schule.

Meckelfeld. "Ich will im Beruf später richtig anpacken", sagt Leon zum Hingste. Seine Aufgabe als Kellner der Schülerfirma Meck-Schleck findet der 14-Jährige zwar nicht als Jobperspektive attraktiv. Dennoch bietet er den Besuchern in der Grund- und Hauptschule (GHS) Meckelfeld höflich Thunfischquiche, Lachsröllchen und Caprese-Sticks an, die seine Mitschüler aus der 8b zubereitet haben. In der Aula am Schulteich erhielt die GHS Meckelfeld vor Kurzem den mit 2500 Euro dotierten Sonderpreis Berufsvorbereitung des Arbeitgeberverbands Lüneburg-Nordostniedersachsen.

Von Leons silberfarbenem Tablett bedienen sich Holger Hasse, Gründer der Eurolaser GmbH aus Lüneburg, und Horst Waldow, Geschäftsführer der Schulenburg Polstermöbel Manufactur in Bardowick. "Wir suchen immer wieder handwerklich begabte Hauptschüler, die sich zum Polsterer ausbilden lassen wollen", sagt Waldow zu dem Achtklässler. In dem Bardowicker Betrieb fertigen rund 20 Fachkräfte Sofas und Sessel, beispielsweise für Luxusyachten in Maßarbeit.

Eine weitere Einladung zum Betriebspraktikum erhält Leon von Holger Hasse. Er schätzt an den Bewerbern mit Hauptschulabschluss, dass sie in der Regel sehr genau wüssten, was sie werden wollen. "Eine so gute Vorbereitung auf das Leben gibt es nicht an allen Schulen." Die älteren Auszubildenden mit Abitur dagegen sähen ihre Lehre oft als Orientierungsphase oder Sprungbrett für ein Studium.

"Die niedrigeren Abbrecherquoten der Lehrlinge mit geringerem Bildungsniveau sind ein Riesenvorteil für die Ausbildungsbetriebe", sagt Wiebke Krohn, Beraterin für Personal- und Organisationsentwicklung des Arbeitgeberverbands. "Die Unternehmen brauchen nicht nur Häuptlinge, sondern auch Indianer." Sie wirbt bei den Betrieben dafür, lernschwachen Schülern die zweijährigen praxisorientierten Ausbildungen zum Fachlageristen oder Maschinenführer anzubieten.

"Ein Stellenbewerber qualifiziert sich nicht nur durch seine Mathenote für einen Job, sondern vor allem durch seine Persönlichkeit", sagt Renate Peters, die die regionalen Arbeitgeber im Arbeitskreis des Netzwerks SchuleWirtschaft vertritt. "Soziale Kompetenz wird Kindern an der GHS Meckelfeld bereits im Grundschulalter vermittelt." Und die jetzt ausgezeichnete Berufsorientierung steht schon für Sechstklässler auf dem Stundenplan. Auf Besuche bei Betrieben folgt in Klasse Sieben eine schuleigene Messe, auf der Schüler der achten Klasse über ihr erstes von zwei Berufspraktika berichten.

Ebenfalls hilfreich für die Berufswahl ist die Mitarbeit in der Schülerfirma Helfen Fördern Machen (HFM) Productions, für die eine formelle Bewerbung plus anschließendem Vorstellungsgespräch erforderlich ist. Im "Office-Bereich" wird die Buchhaltung und Büroarbeit der eingetragenen Genossenschaft geleistet und der Internetauftritt gepflegt. Ihre Tipps und Tricks für die Arbeit am PC geben die Jugendlichen im Projekt "Schüler schulen Senioren am Computer" weiter. In der HFM-Kreativwerkstatt entstehen Stühle, Bänke und Kerzen für den Marktverkauf, in der Design-Abteilung werden Schmuck, bedruckte T-Shirts, Federtaschen und Weihnachtsartikel hergestellt. Und der HFM-Küchenbetrieb "Meck-Schleck" bietet seinen Catering-Service auch für nahe gelegene Unternehmen an.

Trotz der Berufsvorbereitung an ihrer Schule ist der Sprung auf den Arbeitsmarkt für Meck-Schleck-Kellner Leon und seine Mitschüler nicht immer einfach. "Hört man sich in unserer heutigen Gesellschaft zum Bild der Hauptschule um, schlagen einem inzwischen schon teilweise diskriminierende Schlagworte entgegen", sagte Hartwig Donner, ehemaliger Präsident der Universität Lüneburg, bei der Preisverleihung. "Genau gegen diese Vorurteile stellt sich jedoch die GHS Meckelfeld nicht nur mit ihrem Leitbild, sondern sie handelt auch danach." Kern sei es, Jugendliche auf das Berufsleben vorzubereiten. Die Fähigkeit, diese pädagogische Arbeit zu leisten, werde vielen Schulen abgesprochen. "An diesen Klagen wollen wir uns als Stiftung des Arbeitgeberverbands jedoch nicht beteiligen", so Donner. "Wir wollen mit der Vergabe unserer Preise aufzeigen, wie man es besser machen kann."

Auch Schulleiter Klaus Tödter glaubt, dass das Modell Hauptschule teilweise zu Unrecht in die Kritik geraten ist. "Wir Hauptschulen stehen seit dem Pisa-Schock mit dem Rücken zur Wand und haben mit der Schwierigkeit zu kämpfen, als sogenannte Restschule bestehen zu bleiben."

In der Statistik der Arbeitsagentur in Lüneburg tauchen 41,9 Prozent der Jugendlichen in der Region als sogenannte Altbewerber auf. Das bedeutet, sie suchten bereits in den Vorjahren eine Ausbildungsstelle. Nur rund die Hälfte der Schulabgänger nahm eine Ausbildung oder Arbeitsstelle auf. Etwa ein Fünftel der Bewerber setzte mehr oder weniger freiwillig seine Schullaufbahn fort oder begann ein Praktikum oder eine Fördermaßnahme. Von den 35 Meckelfelder Neuntklässlern im vorigen Schuljahr stiegen 13 in die Berufsausbildung ein. Die restlichen 22 versuchen, ihren Abschluss zu verbessern.