Smartphones müssen meist während des Unterrichts ausgeschaltet bleiben. Komplettverbot lehnen viele Schulleiter ab.

Harburg/Winsen. Smartphone, I-Pod und Spielkonsolen sind aus dem Alltag der meisten Kinder nicht mehr wegzudenken. Auch die Schulen geraten unter Zugzwang. Sie müssen die Invasion der Technik in den Griff bekommen und einen geregelten Schulalltag gewährleisten. Da sind Kompromissbereitschaft und Ideenreichtum gefragt. Eine Bestandsaufnahme im Bezirk und Landkreis Harburg.

Nach wie vor liegt es im individuellen Ermessen einer Schule, wie mit der Nutzung von Smartphones verfahren wird. Richtlinien dazu sind von Behördenseite nicht geplant. "Das soll auch künftig die jeweilige Schulgemeinschaft selbst entscheiden dürfen", sagt Peter Albrecht, Sprecher der Hamburger Schulbehörde. Hier sei Flexibilität gefragt, ein Regelwerk eher kontraproduktiv. Tatsächlich verfahren die einzelnen Schulen unterschiedlich, gemeinsam haben sie nur eine feste Regel: Im regulären Unterricht haben die Smartphones Pause.

"Bei uns müssen Handys während des Unterrichts ausgeschaltet bleiben, auch generell in den Unterrichtsgebäuden", sagt Volker Klasing, Leiter des Helmut-Schmidt-Gymnasiums in Wilhelmsburg. Klingelt es dort trotzdem, darf ein Lehrer das Gerät vorübergehend aus dem Verkehr ziehen. Wird von einem Schüler immer wieder gegen die Regel verstoßen, müssen auch schon mal die Eltern das konfiszierte Handy abholen.

Klasing verweist auch darauf, dass Schüler nicht in die Gefahr geraten dürfen, während der Abiturprüfungen als Schummler verdächtigt zu werden. Um gar keinen Ärger aufkommen zu lassen, werden vor den Prüfungen alle Handys eingesammelt und vorn auf einem Tisch abgelegt. Auf dem Schulhof in Wilhelmsburg gibt es indes kein Handyverbot, allerdings müssen die Schüler unbedingt das Recht am Bild des jeweils anderen wahren. "Ich denke, dass man Vorbehalte gegen Handys auch mal zurückstellen muss", sagt Klasing. "Denn sie sind längst Teil der Lebenswirklichkeit unserer Schüler."

Zu Sachlichkeit mahnt auch Frank Patyna, stellvertretender Schuleiter des Gymnasiums Hittfeld. Da die Schule für moderne Medien aufgeschlossen ist und unter anderem über Notebook-Klassen verfügt, dürfen Smartphones unter Lehreraufsicht benutzt werden. Allerdings müssen Handys während des klassischen Unterrichts ausgeschaltet sein, und sie werden bei Verstößen auch rigoros einkassiert. Ausnahmen werden laut Patyna gewährt, das liege im Ermessensspielraum der Lehrer. "Wenn die Mutter eines Schülers eine Operation hatte, ist doch klar, dass ich ihn zu Hause anrufen lasse", sagt Patyna.

Auch an der Goethe Schule Harburg gilt ein generelles Handyverbot nur im Unterricht. Bei Verstößen wird das Handy einkassiert. Bei der Nutzung in den Pausen ist man an der Stadtteilschule gelassener, allerdings wurde laut Leiterin Heidrun Pfeiffer in der Hausordnung festgelegt, dass Musik auf I-Phones nur so laut gehört werden darf, das andere nicht gestört werden.

Am Gymnasium Süderelbe wird zurzeit überlegt, wie das Thema über die Hausordnung neu geregelt werden kann. Seit Jahren gilt auf dem Schulgelände für Schüler ein totales Handyverbot, lediglich im Bereich der Fahrradständer ist das Telefonieren erlaubt. "Bei uns wird zurzeit sehr kontrovers diskutiert, wie wir damit künftig umgehen wollen", sagt Schulleiter Thomas Fritsche. Es fange schon damit an, dass der Begriff Handy "nicht mehr passgenau" sei. So müsse unter anderem gefragt werden, wie mit I-Phones und anderen Smartphones verfahren werden solle. "Die Welt hat sich geändert und es werden neue Fragen gestellt. Wir müssen jetzt Antworten finden", sagt Fritsche, der von einer monatelangen Diskussion ausgeht.

Das Problem möglichen Schummelns bei Klassenarbeiten wird an den befragen Schulen nicht dramatisiert. Heidrun Pfeiffer von der Goethe Schule verweist darauf, dass es vor allem in den höheren Klassen weniger um reine Wissensabfrage als zum Beispiel um das Aufzeigen von Lösungswegen gehe. Sie meint: "Dabei nützt ein Smartphone dann auch nichts."