Weil im Erdgeschoss tragende Wände entfernt wurden, durchziehen nun Risse die Etage darüber

Harburg. Im CDU-Fraktionsbüro bröckelt der Putz von den Wänden. Risse im Mauerwerk zieren die Trennwand im Büro der Christdemokraten im ersten Stock des Harburger Rathauses. "Bevor ich am Montag ins Büro kam, informierte man mich vorab über die Risse, wahrscheinlich damit ich keinen Schrecken bekomme. Dann wurden zwei der Risse verspachtelt, wahrscheinlich um zu sehen, ob sie größer werden. Schön sieht es in jedem Fall nicht aus", sagt Kathrin Gebauer Mitarbeiterin des Fraktionsbüros.

Im Sommer feierte man noch den 120. Geburtstag des aus der Neorenaissance Gebäudes, das ab 1889 nach den Plänen von Christoph Hehl erbaut wurde. "Wir sind auf Druck der Verwaltung umgezogen. Alles musste schnell gehen und die Renovierung musste billig werden. Und jetzt kann alles noch mal renoviert werden", sagt CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer.

Der Grund für die plötzlich im ersten Stock aufgetretenen Risse sind die Bauarbeiten im Erdgeschoss. Hierher soll das Harburger Standesamt ziehen. Das ist auch der Grund, warum unter anderem die CDU mit ihrem Fraktionsbüro im August in den ersten Stock umziehen musste. Im Zuge dieser Sanierungs- und Umbauarbeiten wurden im Erdgeschoss tragende Wände herausgerissen.

Der Diplom-Ingenieur Ludwig Hempel, zuständig für die Planung des Tragwerks, erklärt die Entstehung der Risse in einem Schreiben an die Sprinkenhof AG, sie ist Eigentümerin des Harburger Rathauses: "Die Risse sind durch geringe Verformungen in der Decke entstanden. Sie gefährden nicht die Standsicherheit des Gebäudes", so Hempel. Vier tragende Wände seien, so der Ingenieur weiter; für das neue Standesamt entfernt worden. Die entsprechende Statik dafür sei auch im Zuge der Baugenehmigung geprüft worden. Künftig sollen die Lasten des Obergeschosses durch neue Stahlträger verstärkt abgestützt werden. Zum Einbau der Stahlträger haben die Arbeiter Hilfsabstützungen eingebaut. Sie sollen die Wände im Erdgeschoss entlasten.

Mitte vergangener Woche dann wurden die Stahlprofile angeliefert und auf die Decke über dem Kellergeschoss abgelegt. Erst danach, so Hempel, seien die Risse im Obergeschoss aufgetreten. Die Verformungen in der Decke, erklärt Hempel, lägen "unter den zulässige Verformungen". Also kein Grund zur Sorge um das schöne Harburger Rathaus? Hempel geht davon aus, dass die "Setzrisse" im ersten Obergeschoss nach dem vollständigen Einbau der neuen Träger und Stützen geschlossen werden. Und danach kann das CDU-Fraktionsbüro noch mal renoviert werden. "Eine ärgerliche Angelegenheit", findet Ralf-Dieter Fischer.