Stadtrat will “bezahlbaren“ Wohnraum schaffen. Grüne fordern Anhörung mit allen Beteiligten

Lüneburg . Das Mietniveau steigt seit Jahren, längst ist Lüneburg keine günstige Alternative zu Hamburg mehr. Die öffentliche Debatte über steigende Mieten und Wohnungsknappheit neu entfacht hat die Räumung der Häuser an der Frommestraße. Für Wohnraum zu günstigen Preisen wollen jetzt die Kommunalpolitiker im Rat der Hansestadt Lüneburg sorgen. Ihr Ziel: 6,50 Euro pro Quadratmeter.

Der Antrag der Mehrheitsgruppe aus SPD und Grünen stammt bereits von Anfang Juli. "Es ist eine Problematik, mit der wir uns auseinandersetzen müssen", sagte SPD-Sprecher Heiko Dörbaum. Gott sei Dank besitze Lüneburg die Wohnungsbaugesellschaft Lüwobau. Die Tochter der Stadt hält 2200 Wohnungen zu günstigen Mieten vor, weitere 1300 bietet die Wohnungsbaugenossenschaft. Doch beide verzeichnen lange Wartelisten.

"Wir müssen in einer konzertierten Aktion zu bezahlbarem Wohnraum kommen", so Dörbaum. Ziel sei ein Mietpreis von 6,50 Euro. Gerhard Scharf (CDU) stimmte seinem einstigen Gruppenpartner zu: Besonders Alleinerziehende, junge Familien und Studenten hätten Probleme bei der Wohnungsfindung. "Verschärft wird die Situation durch die energetischen Sanierungen, deren Kosten auf die Mieter umgelegt werden", so Scharf.

Andreas Meihsies (Grüne) rechnet damit, dass in den kommenden Jahren bis zu 350 Wohnungen gebraucht werden: "Wir wollen eine Anhörung mit allen Beteiligten." Birte Schellmann (FDP) lieferte den Abgeordneten Zahlen und Fakten: "Seit 1995 sind die Mieten um 24 Prozent gestiegen, die Energiekosten um 73 Prozent." Sie plädiert dafür, im Zuge einer europaweiten Ausschreibung Investoren für kostengünstige Neubauten zu gewinnen, da dies den hiesigen Investoren anscheinend nicht gelinge.

Michèl Pauly (Linke) würde jene Investoren daher am liebsten "milde zwingen" und einen Mietspiegel einführen. Der entsprechende Antrag liegt bereits vor. Zudem kritisierte er, dass sich die städtische Lüwobau in den vergangenen Jahren nicht ausschließlich auf den Wohnungsbau konzentriert habe. Die Gesellschaft hat zum Beispiel ein neues Feuerwehrhaus für die Stadt gebaut.

Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) hielt dagegen, für eine Eigenkapitalrendite könne die Gesellschaft nicht ausschließlich günstige Wohnungen anbieten. Ein weiteres Problem laut Mädge: Der Bund verkaufe seine Flächen dem Höchstbietenden. "Er muss sie uns günstiger abgeben", so Mädge.

Bei der Finanzierung neuer Sozialwohnungen waren sich alle einig: Lüneburg könne für die Kosten allein nicht aufkommen - auch Bund, Land und Europäische Union müssten sich an solchen Projekten beteiligen.