Wilhelmsburger Ehrenamtliche beklagen mangelnde Unterstützung durch die Stadt

Wilhelmsburg. Die ehrenamtlichen Helfer der Deichwacht Hamburg sehen ihre Arbeit nicht genügend gewürdigt. Grund für ihre Enttäuschung ist, dass die finanzielle Unterstützung der Stadt nicht ausreicht, um die Kosten für die geplante Feier zum 50-jährigen Bestehen im nächsten Jahr zu decken. "Nach 50 Jahren Knochenarbeit fühlen wir uns beiseite geschubst", sagt Uwe Sommer, Ortsbeauftragter der Deichwacht in Wilhelmsburg. Der 71-Jährige war schon am 17. Februar 1969 dabei, als die ehrenamtliche Hilfsorganisation gegründet wurde.

Die Bezirksversammlungen Harburg und Hamburg-Mitte bezuschussen die Jubiläumsfeier mit insgesamt 2000 Euro. Damit sei die Bewirtung für etwa 190 Gäste in einem angemessenen Rahmen nicht zu machen, sagt Uwe Sommer. Die 90 aktiven Helfer, ihre Ehe- oder Lebenspartner und etwa ein Dutzend Ehrengäste will er am 1. März 2013 in einem Gasthof zusammenbringen und für das Fest eine Musikkapelle engagieren. Sommer sucht zurzeit Sponsoren bei Wilhelmsburger Unternehmen. 90 Bürger bilden heute die Deichwacht, die zusammen mit den Freiwilligen Feuerwehren, dem Technischen Hilfswerk (THW) und der Bundeswehr Hamburgs Deiche gegen eine Sturmflut verteidigen sollen. Den letzten Ernstfall erlebte die Deichwacht im Jahr 2002. Lebenslanges Üben, meist unbemerkt von der Öffentlichkeit, ist der Alltag der ehrenamtlichen Deichschützer.

Bisher erhalten die Ehrenamtlichen 2,05 Euro pro Stunde, sollten sie in ihrer Freizeit zum Einsatz kommen. Die Aufwandsentschädigung soll jetzt nach Informationen des Bezirksbeauftragten der Deichwacht für Harburg und Finkenwerder, Norbert Winkelmann, auf drei Euro steigen. "Sandsack-Kulis" sagen die Ehrenamtlichen deshalb ironisch über sich selbst.

Der 59 Jahre alte Peter Kähler, Geschäftsführer einer Spedition, engagiert sich als Zugführer der Deichwacht in Wilhelmsburg. Er hat auch seine Kinder überzeugt, beim freiwilligen Deichschutz mitzumachen. Der Staat finanziert die Ausbildung an Schulen und Universitäten, argumentiert er, als Deichschützer könne man seiner Stadt etwas zurückgeben.

Dass niemand in den Hamburger Behörden auf die Idee gekommen war, der Deichwacht zum 50. Geburtstag mit einer Feier zu danken, enttäuscht ihn. Eine solche Feier sei wichtig für die Motivation. "Wenn die Stadt keine freiwilligen Helfer haben möchte", sagt Kähler, "dann soll sie es sagen, dann lösen wir uns auf."

Möglicherweise findet Peter Kähler am kommenden Freitagabend eine Gelegenheit, mit Senatorin Jutta Blankau über die Rolle der Ehrenamtlichen im Katastrophenschutz zu sprechen. Mehr als 400 Helfer von Feuerwehren, THW, Deichwacht Hamburg und Bundeswehr werden im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt die Deichverteidigung üben. In diesem Jahr wird laut Behörde noch umfangreicher als sonst trainiert, alle technischen Einsatzleitungen sowie die regionalen Katastrophendienststäbe und der zentrale Katastrophendienststab seien beteiligt.