Jugendamt gibt nur sparsam Akten zur Klärung frei

Buxtehude . Wegen sexuellen Missbrauchs und Körperverletzung von Schutzbefohlenen wurde Frank J. aus Ahlerstedt von seiner heute 19 Jahre alten Pflegetochter angezeigt. Ein weiteres Opfer soll ein siebenjähriges Mädchen aus Gambia sein. Der 42-Jährige, der beim Hamburger Jugendamt tätig war und in Ahlerstedt auf seinem Familienanwesen Kinder aufnahm, die nicht in ihren Familien bleiben konnten, bestreitet die Vorwürfe. Das Buxtehuder Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Richterin Nora Sielbeck sammelt weiter Indizien zur Beweisaufnahme. Dabei ging es unter anderem um die Vorwürfe des Mädchens aus Gambia. Am Ende blieben viele Fragen offen.

Die Verteidigung wies unter anderem darauf hin, dass weder der zuständige Psychologe noch die Jugendamtsmitarbeiter vor der Anzeige gegen Frank J. bei den Kontrollen in Ahlerstedt Hinweise auf schlechte Behandlung der Kinder gefunden hätten. Außerdem nahmen die Anwälte des Angeklagten den stellvertretenden Leiter des Hamburger Kinderschutzhauses, Bernd S., in die Mangel.

S. hatte im Zeugenstand zunächst schwere Vorwürfe gegen den Angeklagten erhoben. An einer Videobefragung der Siebenjährigen zum sexuellen Missbrauch kritisierte er zudem, dass der Stader Richter Jan-Albert Wolkewitz dem Kind "typische Männerfragen" gestellt habe. In einer E-Mail an Mitarbeiterinnen, hatte S. danach allerdings geschrieben, dass die kleine Malie (Name von der Redaktion geändert) damals "tapfer und präzise wie ein Uhrwerk" ihre Aussagen gemacht habe. Von den Verteidigern zu dieser Äußerung befragt, wies S. von sich, dass Kinder vor Befragungen "gebrieft" würden.

Das Mädchen aus Gambia und ihr jüngerer Bruder hatten, ehe sie nach Ahlerstedt vermittelt wurden, im Kinderschutzhaus gelebt. "Dem Jugendamt war bekannt, dass das Mädchen von der eigenen Mutter mit einem Messer rituell beschnitten wurde", zitierte der Angeklagte aus den Akten, während Bernd S. darauf nicht eingehen wollte. Nachdem für die Geschwister aus Gambia inzwischen eine neue Pflegefamilie gefunden wurde, gibt es von Malie erneut aktenkundige Mitteilungen an das Jugendamt. Dass sie auch dort von den Pflegeeltern und der Kindergärtnerin geschlagen würde, hielt die Verteidigung dem Sozialpädagogen S. vor. Indizien für weiteres Leiden oder mangelhafte Glaubwürdigkeit des Mädchens? Wenig zur Aufklärung der Tatvorwürfe trugen Akten des Jugendamtes und Aussagen von Malies Vormund Martina V. im Zeugenstand bei. Der Prozess wird fortgesetzt.