Abiturient Aaron Schwarz hat ein Theaterstück über Fragen geschrieben, die Menschen seit Jahrtausenden bewegen

Hittfeld. "Heute ist, was gestern morgen war", lautet der Titel der Abschlussveranstaltung, mit der das Jubiläumsjahr am Gymnasium Hittfeld heute Abend feierlich zu Ende geht. Vor 40 Jahre begannen zehn Lehrer, 182 Schülern in dem Betonbau am Peperdieksberg zu unterrichten. Heute besteht das Kollegium aus 101 Lehrkräften, die für 1281 Kinder und Jugendliche zuständig sind. Einer dieser Schüler ist Aaron Schwarz, der in seiner Freizeit ein Theaterstück geschrieben hat, das heute um 19.30 Uhr im Großen Forum der Schule uraufgeführt wird.

"Das Theaterstück ist mein dritter Versuch, ein Drama zu schreiben", sagt der 17-Jährige, der nach dem Abitur vom kommenden Herbst an Geschichte und Philosophie sowie Altgriechisch und Latein studieren will - möglichst an einer kleinen, aber feinen Universität in Süd- oder Ostdeutschland.

Wie bei den Vorgängergeschichten dreht sich die Handlung seines ersten in Dialogform verfassten Stücks um Philosophen aus der Epoche der Aufklärung. "Meine neue Geschichte ist aber zeitlos", sagt Aaron Schwarz, der die Handlung raffiniert in eine Geschichte aus der Gegenwart eingeflochten hat. "Die Figuren aus dem 17. und 18. Jahrhundert entstehen in der Gedankenwelt einer Schülerin, die mit einem Buch in der Hand in einem Lesesessel sitzt und abschweift."

Im Original beschreibt der von den klassischen Aufklärern René Descartes und Voltaire beeinflusste Jugendliche auf 70 DIN-A-4-Seiten das Hin und Her zwischen Anhängern verschiedener philosophischer Denkrichtungen, die über die Frage nach der Existenz Gottes streiten und dabei über die Grundlagen ihrer Weltanschauungen diskutieren. "Wir können aber nur Auszüge davon auf die Bühne bringen", sagt der junge Autor. Neben seiner eigenen Rolle als "Cartesianer" spielen sechs weitere Darsteller und fünf Sprecher in dem Theaterstück "Streitgespräch der Philosophen oder Was ist Gott?" mit.

Der von Marcel Balk mit einer Bibel in der Hand gespielte "Theist" vertritt seinen Glauben beispielsweise mit folgendem Reim: "Das All kann geschaffen nur sein/Von einem Gotteswesen allein/Das über der Materie steht/Doch selbst nicht in der Schöpfung lebt." Zum Schluss des ersten Aktes entgegnet darauf Francisco Benedito in der Rolle des mit einem Atommodell in der Hand auftretenden Materialisten "Philosophus": "Die Wechselwirkung/Die zwischen Materie besteht/Sie in- und aneinander webt/Ist vollkommen/Sie bedarf keines Gottes!"

Das Thema Glauben beschäftigt den evangelischen Christen Aaron Schwarz, der im vorigen Zeugnis eine glatte Eins im Fach Religion stehen hatte, auch nach der Schule sehr. "Ich habe mich beim Schreiben meines Stücks damit auseinandergesetzt, wie die klassischen Philosophen die Frage nach Gott beantworten." Er selbst hat für sich bereits eine Antwort gefunden: Eine "Diktatur der Vernunft" als Vergötterung des Nichtglaubens lehnt er ab.

Die mitwirkenden Elf- und Zwölfklässler tragen auf der schmucklosen Bühne der Pausenhalle, deren Wände aus unverputztem Beton bestehen, nüchterne T-Shirts, auf denen jeweils die Denkrichtung geschrieben steht, die ihre Rollen vertreten. Dass diese Inszenierung am Interesse der Schülerschaft im Publikum vorbeigehen könnte, glaubt Indre Diestel nicht. "Philosophische Fragen, die schon mehrere Hundert Jahre alt sind, bewegen junge Menschen noch immer", sagt die Lehrerin, die den Oberstufenkursus Darstellendes Spiel unterrichtet.

Indre Diestel war für den lyrischen Teil des Gesamtkunstwerks verantwortlich. "Das Bühnenprogramm besteht aber auch aus Tanz", sagt Sportlehrerin Elvira Wittenberg, die am Gymnasium Hittfeld 16 Fünf- bis Elfklässlerinnen in der Tanztheater-AG anleitet. "Wo die Sprache aufhört, fängt der Tanz an", lautet daher der Untertitel des Theaterstücks. Wittenberg: "Es ist eine Synthese aus Lyrik und Tanz." Die Gruppen von Darstellern und Tänzerinnen teilen sich die zwei Ebenen der Bühne und vermischen ihr Spiel während der Aufführung miteinander.

Eintrittskarten für die Schulveranstaltung gibt es im Gymnasium Hittfeld sowie von 9 bis 13 Uhr und von 14.30 Uhr bis 18 Uhr in der Buchhandlung Seevetal, Hittfelder Schulstraße 2. Erwachsene zahlen für eine Karte vier Euro, Schüler zwei Euro. Einen Teil der Einnahmen aus der Aufführung spendet die Schule für ein Hilfsprojekt in Indien.