Das Hamburger Abendblatt und der ADAC Hansa testen die Park-and-ride-Anlagen in der Region. Heute im Test: der Bahnhof in Stelle.

Stelle. Das kann es ja wohl nicht sein. Christian Schäfer, Leiter Technik und Verkehr des ADAC Hansa, testet an diesem Vormittag die Park-and-ride-Anlage am Bahnhof Stelle im Landkreis Harburg. Es ist 8.30 Uhr an einem niedersächsischen Ferientag und der ADAC-Experte stellt nach einem kurzen Blick fest: "Wir sind hier in einer Gemeinde mit 11 000 Einwohnern, und der Parkplatz ist schon am frühen Morgen zu mehr als einhundert Prozent belegt. So laden wir Pendler nicht ein, ihr Auto am Bahnhof abzustellen und mit der Bahn weiter nach Hamburg zu fahren. Kein Wunder, dass die Zufahrtsstraßen in die City jeden Morgen verstopft sind."

Der ADAC-Mann übertreibt nicht. Auf dem Parkplatz am Penellweg ist an diesem Morgen kein einziger der 176 Parkplätze mehr frei. 20 Autos parken noch auf der Straße. "Es ist sehr traurig", sagt Christian Schäfer, wenn ein Park-and-ride-Platz sogar in den Schulferien schon an seine Kapazitätsgrenzen stößt."

Wie parkt der Pendler in Stelle mit dem Auto und mit dem Fahrrad am Bahnhof? Christian Schäfer hat für seinen Test einen Katalog von Fragen abzuarbeiten: Wie ausgelastet ist die Anlage? Wie sicher ist sie? Wie steht es um die Videoüberwachung und die Beleuchtung? Ist die Anlage benutzerfreundlich? Ist der Parkplatz geeignet für Rollstuhlfahrer? Und wie steht es mit dem Service rund um den Bahnhof?

Zuerst geht Christian Schäfer auf den Bahnhof. Eine vierköpfige Gruppe der Kindertagesstätte Uhlenhorst guckt sich mit ihrer Erzieherin die Züge an, die vorbeirauschen. Christian Schäfer ist nicht so begeistert: "Wenn ich hier einen Zug nehme, sehe ich zu, dass ich nicht lange auf dem tristen Bahnsteig stehen bleibe."

Mehr Gefallen findet der ADAC-Experte am Tunnel unter den Bahngleisen: Hier hängen Bilder von Kindern und Erwachsenen an den Wänden. "Das ist doch ein sehr schöner Lichtblick für den Pendler am Morgen", sagt Christian Schäfer. "Wenn ich täglich zum Bahnhof Stelle fahren würde, würde ich mir jeden Tag eines der schönen Kunstwerke angucken."

Der ADAC-Prüfer verlässt den Tunnel am Penellweg und ist erst einmal zufrieden: Ein Drängelgitter hindert die Fußgänger daran, zügigen Schrittes die Straße zum Parkplatz zu überqueren. "Das ist gut", sagt der Parkplatztester, "genauso positiv ist die Tempo-30-Reduzierung im Bereich von 200 Metern vor dem Tunneleingang."

Aber auf den zweiten Blick gefällt Christian Schäfer die Steller Lösung ganz und gar nicht: Lkw, Transporter und Pkw fahren mit Tempo 40 bis 70 am Tunnelausgang vorbei. "Das ist sehr gefährlich, vor allem in der dunklen Jahreszeit. An Tempo 30 hält sich ja hier niemand. Das ist vor allem für Kinder und Jugendliche gefährlich, die hier mit dem Fahrrad parken und schnell zum Bahnsteig laufen."

Ein älteres Steller Ehepaar bestätigt dem ADAC-Tester dessen Befund: "Sie können den Tunnel als Autofahrer von der Straße nicht einsehen. Alle Fahrzeuge fahren zu schnell. Das ist ein nicht hinnehmbarer Zustand."

Sofort kontaktiert Christian Schäfer einen ADAC-Experten in der Hamburger Zentrale: "Die Straße ist nur 4,90 Meter breit. Es gilt temporär Tempo 30. Darf hier ein Zebrastreifen gebaut werden?"

Die Antwort lautet "Ja". Christian Schäfer hat gleich auch noch eine andere Idee parat: "Vor dem Tunnelausgang müsste eine Beleuchtung mit gelbem Licht errichtet werden - Sichtbarkeit schafft Sicherheit. Zwei anschraubbare Schwellen im Straßenbelag würden nur rund 10 000 Euro kosten und die Fahrzeuge zum Abbremsen auf diesem Verbindungsweg zwischen Maschen und Stelle zwingen."

Der ADAC-Mann inspiziert den Parkplatz und vermisst die Fahrgasse. Eine ist 3,25 Meter breit, eine nur 3,05 Meter. "Diese Werte liegen leider unter unserer Empfehlung von 3,50 Metern", sagt Christian Schäfer. Eine Dame hat ihren Ford C-Max in der Kurve auf einer Sperrfläche geparkt. Der Experte muss schmunzeln: "Kein Wunder, dass der Stoßfänger beschädigt ist. Wenn die Dame so weiter parkt, wird das ihrem Gefährt nicht guttun."

Ja, und die Straßenführung gefällt dem Parkplatztester auch nicht: Beide Fahrgassen sind Einbahnstraßen. Wer keinen Parkplatz findet, der muss auf dem Penellweg wieder zurückfahren und in der zweiten Gasse noch einmal sein Glück versuchen. "Das führt doch morgens in der Rushhour zu einem wilde Herumgekurve", moniert Christian Schäfer.

Der Parkplatzanbau mit 72 Stellplätzen gefällt dem Tester besser. Hier ist die Fahrgasse 5,70 Meter breit, die Parkplätze sind 2,54 Meter breit. "So soll ein Parkplatz aussehen, hier kommen die Autofahrer mit weniger Lenkvorgängen aus", sagt Christian Schäfer. "Das ist wirklich allererste Sahne."

Ein kleines Highlight an der Park-and-ride-Anlage in Stelle. Aber es gibt noch ein weiteres klares Minus am Bahnhof: Der überdachte Fahrradstellplatz an der Straße Uhlenhorst. "Hier fällt die Deckenbeleuchtung oft aus, und ich habe mir schon einmal kräftig den Kopf gestoßen", sagt eine junge Stellerin. Kein Wunder: Manche Deckenträger - aus Eisen - sind nur 1,64 Meter hoch. Bei so vielen Mängeln lautet Christian Schäfers Gesamtnote denn auch nur: "mangelhaft".

Lesen Sie morgen, wie der Bahnhof Winsen abgeschnitten hat