Die Nelson-Mandela-Schule produziert ihr prämiertes Umweltspiel “Save it!“ für Hamburger Schulen. 2013 soll es veröffentlicht werden.

Wilhelmsburg. Ein an der Nelson-Mandela-Schule in Wilhelmsburg entwickeltes Brettspiel macht Karriere: Das prämierte Umweltlernspiel "Save it!" soll in Kooperation mit der Hamburger Umweltbehörde in einer Auflage von 1000 Exemplaren produziert und voraussichtlich im Frühjahr 2013 veröffentlicht werden. Schulen aus Hamburg können es dann gegen eine geringe Schutzgebühr erwerben. Sechs Jahre hat die Entwicklungszeit gedauert. 17 000 Euro kostet die Herstellung.

Erfinderin des Brettspiels zur Umwelterziehung ist die Lehrerin Shila Behmaram. Die 38-Jährige unterrichtet Deutsch und Arbeitslehre an der Nelson-Mandela-Schule, einer staatlichen Stadtteilschule mit etwa 1000 Schülern. Mittlerweile hat sie die Aufgabe einer Betriebswirtin übernommen: Shila Behmaram hat Angebote von Verlagen und Druckereien eingeholt und Sponsoren geworben.

Eigentlich sei sie keine leidenschaftliche Brettspielerin, sagt die Schöpferin von "Save it!". Sie setze aber gern Spiele im Unterricht ein. Memory-Karten etwa, um im Deutschunterricht Plural-Formen zu üben. Die Deutschlehrerin hat bewusst einen englischen Namen gewählt. "Save it!" bedeutet ins Deutsche übersetzt: "Schütze es!" oder "Bewahre es!". Englische Namen, sagt Shila Behmaram, kämen bei Schülern einfach besser an.

"Save it!" vermittelt spielerisch Wissen. 125 Frage- und Antwortkarten zu den Kategorien Wasser, Energie, Konsum, Fairness und Hamburg fordern und verblüffen den Spieler. Die Kategorie "Hamburg" war in der Ursprungsversion nicht vorgesehen und wird brandneu auf Wunsch der Umweltbehörde hinzukommen. Die Fragen und Antworten liefert die Behörde selbst.

Wer zum Beispiel die Frage nach dem Wasserverbrauch bei der Produktion einer Jeanshose aus drei Vorschlägen richtig beantwortet, rückt auf dem Spielfeld vor. Am Ende der vereinbarten Spielzeit darf sich derjenige Weltretter nennen, der die meisten richtigen Antworten gegeben hat. 8000 Liter verschlingt übrigens die Herstellung einer Jeanshose, weil der Baumwollanbau soviel Wasser verbraucht.

Die Richtigkeit der Antworten haben Oberstufenschüler bei Recherchen überprüft und ein Glossar erarbeitet. Mit dem Einstieg der Umweltbehörde als Partner hat das Schulprojekt eine solche Ernsthaftigkeit erlangt, dass wissenschaftliche Mitarbeiter das Glossar noch einmal prüfen und überarbeiten sollen.

Letztlich bleibt "Save it!" ein Spiel und soll Spaß machen. Das kommt am besten mit der besonderen Kategorie "Save it!" zum Ausdruck. Wer von diesem Stapel eine Karte zieht, könnte zum Beispiel aufgefordert werden, mit dem Besen in der Hand ein Lied zu singen. "Das lockert die Atmosphäre auf", sagt Shila Behmaram.

Das Projekt hat mittlerweile eine Spannung erhalten, auf die seine Initiatorin lieber verzichtet hätte: Das einzige Original, der Prototyp mit dem von der Grafikdesignerin Anneke Lorenzen gestalteten Spielfeld, ist in der Schule abhanden gekommen. Offenbar gestohlen. Der Frevel ändert nichts daran, dass das Brettspiel in Produktion geht. Neben der Hamburger Umweltbehörde unterstützen und finanzieren die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung und die Kirchliche Entwicklungsdienst der Nordelbischen Kirche die Wilhelmsburger Spiele-Schmiede.

Den Auftrag für den Druck der Spielkarten will Shila Behmaram an die Hamburger Druckerei Zollenspieker vergeben, weil diese mit Umweltpapier produziere. Die Verpackung stellt ein großes Unternehmen in Süddeutschland her. "Wir produzieren in Deutschland, nicht in China", betont Shila Behmaram, "das ist uns wichtig."

Die Teilung der Produktion geschieht aus Kostengründen - und zieht ein noch nicht gelöstes logistisches Problem für die Nelson-Mandela-Schule nach sich: Die 180 000 Spielkarten müssen in die 1000 Kartons sortiert werden. Wenn jeweils 30 Schüler pro Stunde über einen Zeitraum von acht Stunden die Karten auf die Spielkartons verteilen, würde das zwei Tage dauern, hat Shila Behmaram ausgerechnet. Die Schule spare 2000 Euro, wenn sie diesen Produktionsschritt selbst übernehme. Der Schüler Yasin Kizil, 19, schlägt vor, mit dem Erlös aus einem Weihnachtsbasar das notwendige Geld einzunehmen. Shila Behmaram hat noch eine andere Idee: Immer wenn ein Lehrer ausfällt, könnten die Schüler in den Vertretungsstunden die Karten sortieren. Ungelöst ist auch die Frage der Endkontrolle.

Angefangen hat die Erfolgsgeschichte im Jahr 2006: Mit 17 Schülern, die heute längst studieren oder im Beruf stehen, hat Shila Behmaram "Save it!" entwickelt und damit den ersten Preis bei einem Wettbewerb des Zukunftsrates Hamburg gewonnen. Eine überarbeitete Version belegte im Jahr 2010 bei einem bundesweiten Wettbewerb den vierten Platz.