Gemeinden im Landkreis Harburg besitzen noch immer Wohnimmobilien für Pädagogen an Dorfschulen. In Ashausen wird jetzt ein Haus verkauft.

Steinbeck/Ashausen. "Ich finde es heute immer noch schön, jeden Tag direkt vor meiner Wohnung Kinder zu erleben", sagt Marie-Luise Falderbaum. Nur wenige Meter von ihrer Terrassentür entfernt befindet sich die Grundschule des Buchholzer Stadtteils Steinbeck. Wenn deren etwa 140 Erst- bis Viertklässler täglich zum Unterricht strömen, denkt die pensionierte Schulleiterin oft und gern an die 40 Berufsjahre zurück, die sie hauptsächlich in der Schule Am Kattenberge erlebt hat. Auch im Ruhestand lebt sie in einer Wohnung eines Hauses, das 1958 für die Steinbecker Lehrer errichtet worden ist. Ihr Mietvertrag mit der heutigen Buchholzer Stadtverwaltung besteht seit mehr als 45 Jahren.

"Der Hauptlehrer einer Schule hatte früher Präsenzpflicht und musste in unmittelbarer Nähe seines Dienstortes wohnen", sagt Falderbaum, die im Jahr 1981 Helmut Limberg im Amt des Schulleiters folgte. Das Kollegium hatte 14 Jahre zuvor nur aus dem Hauptlehrer und der damals 23 Jahre alten und aus dem Raum Hannover in die Nordheide umgezogenen Referendarin bestanden. "Herr Limberg wollte immer die Dritt- und Viertklässler unterrichten", erinnert sich die Lehrerin, die den gesamten Stundenplan abdeckte. Falderbaum stand jeweils in den ersten beiden Schulstunden für die Erstklässler vor der Tafel, in der vierten und fünften Stunde für die Zweitklässler. In der dritten Stunde gab es gemeinsamen Unterricht für beide Klassen.

"Von 1972 an kamen neue Kolleginnen an die Schule", sagt Falderbaum, deren erste Klasse nur 17 Schüler zählte. Die zwei Lehrsäle plus Turnraum der Schule wurden aber schon bald viel zu klein für die steigenden Schülerzahlen des rasant wachsenden Stadtteils. Heute überragt der 1981 fertiggestellte Anbau der inzwischen zweizügigen Grundschule das alte Gebäude aus der Nachkriegszeit. "Und da, wo heute der Werkraum steht, habe ich früher meinen Opel geparkt."

Im Jahr 1972 wurde die Präsenzpflicht für Lehrer aufgehoben. Nach der Pensionierung von Hauptlehrer Limberg wurde der linke Teil des Steinbecker Doppelhauses zur Hausmeisterwohnung. Eine ähnliche Lösung für ihr nicht mehr benötigtes Lehrerhaus an der Königsberger Straße in Ashausen fand auch die Steller Gemeindeverwaltung. Das 1965 gebaute Zweifamilienwohnhaus mit neun Zimmern auf rund 170 Quadratmetern Wohnfläche wurde an jedermann vermietet.

"In diesem Herbst haben wir aber die Gelegenheit, das gesamte Gebäude auf dem mehr als 1000 Quadratmeter großen Grundstück zu verkaufen, ohne dass ein Teil vermietet ist", sagt Elke Frerichs-Wockenfuß von der Gemeindeverwaltung. Denn beide Mieter haben ungefähr zum gleichen Termin ihre Verträge gekündigt. "Wir sehen es nicht mehr als unsere Aufgabe an, Wohnraum vorzuhalten, und haben selbst keine Verwendung für diese Immobilie im Wohngebiet Am Mühlenbachtal", so Frerichs-Wockenfuß weiter.

Einer der ersten Mieter in dem Haus am Rand der vor knapp 50 Jahren noch im Entstehen begriffenen "Finnensiedlung" war Erich Meier. Der Lehrer und spätere Rektor der Grundschule Ashausen zog erst einige Jahre später in ein Eigenheim. "In den 60er-Jahren waren Wohnungen in Ashausen noch nicht in ausreichender Zahl vorhanden, um den hohen Bedarf durch viele Zugezogene zu decken", sagt Stelles Gemeindearchivar Peter Lühr. Die in den ländlichen Orten wie Ashausen verstärkt gebrauchten Pädagogen wiederum verließen nicht in ausreichender Zahl die Universitätsstädte.

Trotz des faktischen Endes der Präsenzpflicht war für Lehrer Meier die Baugenehmigung mit dem Versprechen an den damaligen Gemeindebürgermeister Manfred Neven verbunden, von dem 1973 fertiggestellten Wohnhaus im Bungalowstil aus auch das benachbarte Schulgelände im Blick zu behalten. Damit wurde die Lehrerhaustradition weitergeführt. "Das war ein Glückstreffer", sagt Meier. Für jeden der 900 Quadratmeter Baugrund zahlte er wegen seiner Sondervereinbarung jeweils nur elf D-Mark. Den Bungalow bewohnt der 87-Jährige noch immer.

Das Zweifamilienhaus an der Königsberger Straße dagegen verlor im achten Jahr nach der Fertigstellung seine ursprüngliche Funktion. "Nach mir hat dort kein Lehrer mehr gewohnt", sagt Meier. Der nächste Kollege pendelte täglich von der Nachbargemeinde Winsen zur Schule. Nachdem verschiedene Familien zeitweise an der Königsberger Straße zur Miete gewohnt haben, wird das ehemalige Lehrerhaus demnächst möglicherweise abgerissen.