Hamburger Abendblatt und ADAC Hansa testen. Heute: der Bahnhof in Buxtehude. Er bekommt vom Prüfer die Gesamtnote “ausreichend“.

"Eine P+R-Anlage, bei der die Nutzer auf der einen Seite für ihren Parkplatz zahlen müssen und auf der anderen nicht? Da bin ich mal gespannt, wie das funktioniert", sagt Carsten Willms, als er mit Zollstock und Block versehen am vereinbarten Treffpunkt in Buxtehude eintrifft. Eine Woche lang hat der verkehrspolitische Sprecher des ADAC Hansa gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Schäfer (Leitung Technik und Verkehr) und der Regionalausgabe Harburg & Umland des Hamburger Abendblatts zwölf Park-and-ride-Anlagen (P+R) im Verbreitungsgebiet getestet.

Auch in Buxtehude wollte Carsten Willms überprüfen, wie es um die Sicherheit, Sauberkeit und Benutzerfreundlichkeit der Einrichtung bestellt ist. Maximal 100 Punkte - und damit die Schulnote "sehr gut" - hätte die Stadt an der Este erreichen können. Diesmal vergab der ADAC-Experte aber nur 50,5 Punkte und damit die Gesamtnote "ausreichend". Beim Test im Jahr 2009 hatte Buxtehude mit 62,5 Punkten noch Platz 19 von 57 getesteten Anlagen in der Region belegt. "Ein klarer Leistungsabfall", sagt Carsten Willms und hat auf die Frage nach dem Warum sofort einige Antworten parat.

Vor allem bei der Bewertung der Beleuchtung und des Platzangebotes schneidet Buxtehude schlecht ab. Beschwerden von den Nutzern habe es allerdings ausschließlich für den nicht bewirtschafteten Bereich gegeben. Nicht bewirtschaftet bedeutet kostenfrei und betrifft den nördlichen Teil der P+R-Anlage, für den die Stadt Buxtehude zuständig ist. Dort stehen den Reisenden 302 Pkw-Parkplätze zur Verfügung.

Dass aber mehr Bedarf besteht, beweist die Situation am Testtag: Sogar in den Herbstferien sind die Plätze schon am frühen Morgen belegt, die Kapazität ist erschöpft. Einzelne weichen bei der Parkplatzsuche in das benachbarte Wohngebiet aus. Hinzu kommt, dass sich die Stellplätze über einen Kilometer Länge verteilen. "Wer Glück hat und im vorderen Bereich einen Parkplatz ergattert, kann richtig komfortabel direkt vom Auto in die Bahn steigen. Wer aber spät dran ist und seinen Wagen in der letzten Reihe abstellt, muss schon gut zu Fuß sein, um pünktlich am Bahnhof anzukommen", kritisiert der ADAC-Experte.

Abends kommt ein weiteres Problem hinzu: Die Lampenmasten stehen sehr weit auseinander. Das Licht reicht nicht aus, um die Anlage vollständig auszuleuchten. "Es ist viel zu dunkel. Ängstliche Personen fühlen sich auf ihrem Weg zum Auto sicherlich nicht besonders wohl - trotz der Wohnbebauung in unmittelbarer Nähe, was normalerweise ein Pluspunkt in Sachen Sicherheit ist", sagt Carsten Willms. Selbst auf den Bahnsteigen sei die Beleuchtung nicht ausreichend, insbesondere im Bereich der Fahrscheinautomaten herrsche "Schummerlicht".

Einen weiteren Minuspunkt verteilt der Verkehrsexperte für die Gestaltung der Behindertenparkplätze. Zwar seien sie in ausreichender Zahl vorhanden und lägen zum Teil sehr günstig direkt am Bahngleis. "Aber leider sind sie mit einer Breite von knapp drei Metern zu klein. Das ist für uns ein absolutes K.-o.-Kriterium, kommt aber zum Glück selten vor." Nicht wünschenswert sei auch die zeitliche Begrenzung mit Kurzpark-Hinweis über einem der drei Behinderten-Stellplätze. "Das ist juristisch höchst umstritten", sagt Carsten Willms. Den Schlüssel für das Behinderten-WC und die öffentlichen Toiletten gibt es im Bahnhof. Die Toiletten für Damen und Herren befinden sich in einem Restaurant an der Ecke zur Unterführung, können deshalb aber auch nur während der Öffnungszeiten des Gastronomie-Betriebes von 10 bis 22 Uhr genutzt werden. Die Unterführung selbst hat eine Rampe und dient somit auch für Rollstuhlfahrer als Durchgangspassage zwischen der Nord- und Südseite des Bahnhofs.

Großen Zuspruch erntet die große Anzahl an Stellmöglichkeiten für Fahrräder. Sie sind auf beiden Seiten vorhanden, überdacht und auch abschließbar, zum Teil in Einzelboxen. Seit Juni besteht zudem die Möglichkeit, den Drahtesel im Fahrrad-Depot der Stadtwerke einzustellen. Einige Plätze sind noch frei. In den Fahrrad-Sammelboxen ist die Kapazität erschöpft.

Für die Bewirtschaftung der Südseite sind die Stadtwerke Buxtehude zuständig. Sie vergeben auch die Karten an die Dauerparker. Von den 170 Pkw-Stellplätzen sind 125 für Inhaber von Jahreskarten reserviert. Alle Plätze sind momentan vermietet; die Stadtwerke führen eine Warteliste. Die restlichen 45 Pkw-Plätze können über Tageskarten für jeweils einen Euro oder Monatskarten (Kostenpunkt: 18 Euro) genutzt werden. Sie befinden sich allerdings allesamt im hinteren Teil der P+R-Anlage.

Alle Parkflächen sowohl auf dem nördlichen als auch auf dem südlichen Teil sind mit 2,50 Metern ausreichend breit, zum Teil sind die Flächenmarkierungen aber nicht mehr erkennbar. Taxis und Busse sind gut und schnell in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs zu finden.

Auf der Südseite hängt außerdem die Benutzerverordnung über dem Parkscheinautomaten. Auch Rollerparkplätze gehören zum Angebot. Frauen- sowie Eltern-Kind-Parkplätze gibt es allerdings ebenso wenig wie eine Videoüberwachung. Immerhin scheint es sporadisch Wachpersonal der Deutschen Bahn vor Ort zu geben.

Lesen Sie morgen, wie der Bahnhof in Neu Wulmstorf abgeschnitten hat.