Die Gemeinde wappnet sich für den demografischen Wandel und hat die Erstellung eines Zukunftskonzeptes beauftragt.

Neu Wulmstorf. In Unternehmen gehört es zur üblichen Geschäftspraxis, seine eigenen Schwächen und Stärken zu analysieren. Im Kampf um Kunden sollte eine Firma schließlich wissen, was sie gut kann und was nicht. Die Gemeinden befinden sich, was die Wettbewerbssituation angeht, inzwischen in einer ähnlichen Situation wie die Unternehmen. In einer alternden Gesellschaft verschärft sich der Wettbewerb der Kommunen untereinander um Einwohner, aber auch um Unternehmen. Jeder einzelne Einwohner, jede Firma, die sich in einer Gemeinde niederlässt, zählt.

Neu Wulmstorf hat nun beschlossen, auf die veränderten Herausforderungen zu reagieren. Sie will eine Strategie entwickeln und die in ein Konzept für die gesamte Gemeinde gießen. Das hat der Rat einstimmig beschlossen und den Hamburger Büros Kontor 21 und WRS/Architekten & Stadtplaner den Auftrag erteilt, für 115 000 Euro ein Zukunftskonzept 2025 zu entwickeln.

Zwar haben die Büros die genaue Analyse der Gemeinde noch vor sich, doch eines kann Thomas Wilken, Inhaber von Kontor 21, schon jetzt sagen: Dass sich Neu Wulmstorf zukünftig vor allem dem Problem des demografischen Wandels zuwenden muss. Zum einen gelte es, die Einwohnerzahl stabil zu halten. Gar nicht so leicht, da die Zahl der über 80-Jährigen bis 2030 um mehr als 100 Prozent steigen wird, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung herausgefunden hat. Zum anderen müsse sich die Gemeinde fragen, wie die Ortsteile Elstorf und Wulmstorf künftig gesichert werden könnten. Wo können die Leute noch einkaufen? Wie können Schulen und Kindergärten in ganz Neu Wulmstorf gesichert werden, da doch die Zahl der jüngeren Menschen abnehmen wird? Grundsätzlich solle abgewogen werden, ob Neu Wulmstorf in Zukunft mehr nach innen als nach außen wachsen solle.

Das Besondere an diesem Zukunftskonzept ist, dass alle Akteure in Neu Wulmstorf quasi daran mitschreiben können. Bürger, Vereine, Verbände, Institutionen, Politik und Verwaltung sollen sich beteiligen. Nach der Erfahrung von Wilken führt das auch dazu, dass die Leute die am Reißbrett entworfenen Ziele am Ende auch umsetzen wollen. "Sie identifizieren sich mit den Zielen und schieben nicht anderen den schwarzen Peter zu", sagt Wilken.

Hauptaufgabe seines Büros ist es dann, in Zusammenarbeit mit WRS/Architekten & Stadtplaner den Beteiligungsprozess zu moderieren und zu begleiten. "Ziel ist, einen Rahmen abzustecken, der vermeidet, dass sich die Fraktionen bei jeder Einzelfrage in die Wolle kriegen", sagt Wilken.

Und das Ziel haben sie schon öfter erreicht. Hans-Heinrich Höper, Samtgemeindebürgermeister von Jesteburg, ist jedenfalls zufrieden. Für seine Samtgemeinde haben die Hamburger Büros ein ähnliches Leitbild - Jesteburg 2020 - entwickelt. Die Samtgemeinde entschied vor sechs Jahren, als der Flächennutzungsplan erneuert werden musste, zunächst für sich selbst herausfinden zu wollen, wohin die Samtgemeinde eigentlich steuern will. "Das sind keine Fachplaner", sagt Höper über Kontor 21 und WRS. "Aber sie können sehr gut öffentliche Foren organisieren und moderieren."

Auch die Fraktionen in Neu Wulmstorf versprechen sich viel von diesem Zukunftsprojekt. Fragt man sie danach, wo die Stärken und Schwächen ihrer Gemeinde liegen, sind sie sich einig. Sowohl der SPD-Fraktionsvorsitzende Tobias Handtke als auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Malte Kanebley finden, dass Neu Wulmstorf besonders mit dem Wohnumfeld punkten könne. Das Kita- und Schulangebot, die Freizeiteinrichtungen und Vereine führten zu einer starken Nachfrage nach Eigentum und Wohnungen. Neu Wulmstorfs Manko sei der fehlende Einzelhandel. Sie sind skeptisch, dass sich das noch ändern lässt. Beide sagen: "Wir sollten uns auf unsere Stärken konzentrieren."