Eine neue ADAC-Studie zeigt, dass sich bis zum Jahr 2025 die Länge der überlasteten Autobahnabschnitte verdoppeln wird.

Harburg. Auf den Autobahnen im Süden und südlich der Metropole Hamburg wird es in den kommenden Jahren richtig eng. Zu dieser Erkenntnis ist der ADAC gelangt, der nun eine Studie über die Verkehrsqualität auf deutschen Autobahnen vorgelegt hat. Damit verbunden ist eine Forderung des Vizepräsidenten des Klubs, Ulrich Klaus Becker: "Der Bund muss deutlich mehr Finanzmittel zur Verfügung stellen und seiner Verantwortung für die Bundesfernstraßen gerecht werden."

Macht er aber nicht. Bis 2025 werden - auch das geht aus der Studie hervor - im ganzen Norden nahezu keine Neu- und Ausbauprojekte fertiggestellt sein. Die Folge: 2025 werde Niedersachsen in den Kreis der Bundesländer mit besonders geringer Verkehrsqualität aufgerückt sein.

Die Verkehrsqualität: Sie ergibt sich nach den Worten des ADAC-Verkehrsingenieurs Jürgen Berlitz aus der Verkehrsbelastung auf der einen und der Kapazität auf der anderen Seite. Die Kapazität ergebe sich aus der Anzahl der Fahrstreifen, 16 500 Fahrzeuge fasse einer im 24-Stunden-Durchschnitt. Die Belastung sei für 2010 ermittelt und für 2025 berechnet worden. "Aus dem Quotienten aus Kapazität und Belastung ergibt sich die Verkehrsqualität", sagt Berlitz.

Die Länge als überlastet geltender Autobahnen wird nach Einschätzung des ADAC allein in Niedersachsen von zurzeit etwas mehr als 100 Kilometern auf 250 Kilometer ansteigen und sich damit mehr als verdoppeln. "Das sind solche Abschnitte, in denen es dann besonders häufig zu Staus kommt", sagt der Verkehrsingenieur. Im Norden Niedersachsens hat sein Arbeitgeber insbesondere die A 7 zwischen Hamburg und Hannover im Auge. 2025, so das Ergebnis der Studie, werde der gesamte Abschnitt südlich der Anschlussstelle Soltau-Ost bis in die Landeshauptstadt als überlastet gelten.

Einer Verkehrszählung aus dem Jahr 2010 zufolge sind bei Soltau-Ost in 24 Stunden durchschnittlich etwa 65 000 Fahrzeuge unterwegs, im Bereich Walsrode sind es 85 000 bis 90 000, südlich von Berkhof mehr als 90 000. Zwischen Hamburg-Heimfeld und dem Elbtunnel sind sogar 113 000 Fahrzeuge täglich gezählt worden. Für die gesamte Strecke prognostiziert der ADAC eine Steigerung um zehn bis 15 Prozent bis zum Jahr 2025. Möglicherweise sogar mehr: "Bei der Prognose haben wir einen recht üppigen Ausbau der Schienennetze berücksichtigt, der in diesem Umfang aber wohl doch nicht zu erwarten sein wird", sagt Jürgen Berlitz.

Ferner sind die Forscher davon ausgegangen, dass eine Autobahn in 13 Jahren bei unveränderter Beschaffenheit etwa zehn Prozent mehr Fahrzeuge wird aufnehmen können, weil viele Fahrzeuge dann mit Assistenzsystemen wie automatischen Abstandhaltern ausgerüstet sein werden.

Was beim Blick in die Studie überrascht: Auch die nagelneue A 1 nach Bremen bekommt für das Jahr 2025 nur die Schulnote Befriedigend. "Das ist schon gut", sagt Jürgen Berlitz, "das Bundesverkehrsministerium geht davon aus, dass ein Ausreichend ausreichend sei." Autobahnabschnitte mit einem Sehr Gut bedeuteten denn auch, dass ein Autofahrer nahezu allein auf der Strecke unterwegs ist.

Anlass für die Studie ist die Erkenntnis gewesen, dass im vergangenen Jahr deutschlandweit allein auf Autobahnen 189 000 Staus registriert worden sind. Länge: rund 450 000 Kilometer, mehr als zehnmal um den Erdball herum.