Der Harburger Songschreiber und Musiker Jimmy Cornett hat sein neues Album eingespielt. Prominenter Unterstützer aus den USA.

Harburg. Früher einmal wollte Jimmy Cornett nach Amerika. Raus aus Minden in Ostwestfalen, wo er als Junge aufgewachsen ist. Stattdessen ist der heute 40-Jährige vor 19 Jahren in Harburg gelandet. Hier ist der Musiker und Songschreiber ein Local Hero. Kaum ein Gast, der ihn nicht begrüßt, wenn Jimmy in seinen Stamm-Café "La Boca" an der Neuen Straße den kräftigen Kaffee des Hauses trinkt. "Harburg ist sehr bodenständig, sehr westfälisch", sagt er, "und das mag ich." In diesen Tagen haben Jimmys Amerika-Träume neue Nahrung erhalten. Der US-Schauspieler Eric Roberts ("Express in die Hölle", "L.A. Crash"), der Bruder von Hollywood-Star Julia Roberts, unterstützt die Vermarktung des neues Albums, das Jimmy Cornett mit seiner Band The Deadmen aufgenommen hat und am 26. Oktober erscheint.

Am vergangenen Wochenende noch musste der Harburger Rock-, Rockabilly-, Blues- und Folk-Musiker den Veranstalter eines Konzerts im Rheinland mit physischer Präsenz daran erinnern, die versprochene Gage herauszurücken. Und dann taucht der Name eines Stars bei den Danksagungen auf dem CD-Cover auf, der für drei Golden Globes und einen Oskar nominiert war. Wie passen diese zwei Welten zusammen?

Mit "Eric Roberts ist mein Freund" sagt Jimmy Cornett etwas, das wohl nur wenige auf der Welt ernsthaft von sich behaupten können. Wenn der Musiker aus Harburg in Kalifornien ein Bett braucht, schläft er in Roberts Villa. Jimmy Cornett hatte den Stiefsohn des nicht skandalfreien US-Schauspielers bei Konzertauftritten in Deutschland unterstützt. Daraus entwickelte sich die Freundschaft. Erfahrung mit dem Musikbusiness hat Eric Roberts. Er wirkte in zwei Videos von Mariah Carey mit.

Mit einer kleinen Geste unterstützt Eric Roberts nun die Vermarktung des neuen Albums von Jimmy Cornett. Der US-Promi spricht ein paar wohlwollende Worte, die als Türöffner bei deutschen Fernsehsendern dienen sollen, ein Video des Harburger Barden auszustrahlen. In dem Video zu dem Song "Road to Heaven", ein Song für Biker, rollt dann auch noch der US-Schauspieler Emilio Rivera ("Ghetto Dogz") auf einem Chopper durchs Bild und hilft, "Staub aufzuwirbeln". "Raise the dust", zu Deutsch: Staub aufwirbeln, lautet auch der Titel des Albums. Mehr prominente Unterstützung ist für einen Local Hero, der demnächst in Buxtehude und kleinen Hamburger Kiez-Bars auftritt, kaum denkbar.

"Raise the dust" enthält elf Rock- und Blues-Songs, acht davon aus Jimmy Cornetts Feder. Mit der Auswahl des Songs "Purple rain" von Prince beweist der Harburger Musiker noch ein feines Gespür für Coverstücke. Es ist ein Album für Biker, Jimmy Cornetts treues Publikum. Leute, die Handgemachtes schätzen.

Cornetts Musiklabel Stringkiller Records zeigt im Logo zwei gekreuzte Akustik-Gitarren - das ist Programm. Mit Rock und Blues bewegt sich Jimmy Cornett in Musikgenres, die das Rentenalter erreicht haben. Nicht wenige Kritiker meinen, dass diese Musik nichts Neues mehr bieten könne. Jimmy Cornett dagegen sieht den Rock 'n' Roll noch lange nicht am Ende. "Der Klang einer Stimme ist nicht zu ersetzen", sagt der Mann mit der markanten Reibeisenstimme. Die Wärme einer Stimme lasse sich nicht kopieren. Deswegen werde der Rock 'n' Roll auch niemals tot sein. Auch wenn der Rock 'n' Roller es heute schwieriger habe als vor 30 Jahren: "Weil wir keine Tabus mehr brechen können", sagt Jimmy Cornett. Deshalb sei es schwieriger geworden, ein Publikum zu finden.

Der Komponist und Songschreiber fürchtet mehr die weit verbreitete Mentalität heute, dass Musik im Internet frei und kostenlos zur Verfügung stehe, als eine eigene Schaffenskrise. Der Ausverkauf der Musik beschäftigt ihn. 120 bis 150 Konzerte spielt er im Jahr. An den freien Tagen sitzt er in seinem Stamm-Café und saugt das Leben auf. "Ich gehe von hier nach Hause und habe die Melodien im Kopf", erklärt Jimmy Cornett, wie er zu seinen Songs kommt. Harmonielehre habe er nie gelernt, die Harmonie habe er in sich. "Manchmal habe ich vier bis fünf Songs auf einmal im Kopf, das macht die Menschen um mich herum ganz verrückt."

Bei Auftritten in Montevideo hat er mit seiner Gage dem Publikum Bier spendiert. So sei das dort nun mal. Die Lebens- und Experimentierfreude der Musiker in Uruguay habe sich auch auf ihn übertragen. Der Rockbarde mit der Akustikgitarre kann seitdem der elektronischen Musik etwas abgewinnen. Um eine wirklich neue Musik zu schaffen, sagt Jimmy Cornett, müssten neue Instrumente erfunden werden. Und die würden sicher aus der Elektronik sein. Bis dahin erfindet Jimmy Cornett seine Musik ein wenig neu: Er, der für Handgemachtes steht, will einen seiner Songs von einem Dubstep-Musiker bearbeiten lassen. Wenn das keine Revolution ist: Biker-Musik zu Tanzbeats.