Wer glaubt, dass Kindergartenplätze in einer neuen Kita in Tostedt am Ende unbesetzt bleiben, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Darüber hinaus ist klar: Viele der Plätze, die Tostedt bislang eingerichtet hat, sind lediglich für die Nachmittagsbetreuung bestimmt. Berufstätige Eltern brauchen aber in den seltensten Fällen eine ausschließliche Betreuung ihrer Kinder nach dem Mittagessen. Sie arbeiten überwiegend vormittags. Die vorhandenen Nachmittagsplätze in Vormittags- bzw. Ganztagsbetreuung umzuwandeln, ist aber schwierig.

Mit dem geplanten zusätzlichen Kindergartenplätzen folgt die Samtgemeinde daher dem Willen der Eltern: Eine Unterbringung in kleinen Gruppen. Das gilt übrigens erst recht, wenn die Geburtenzahlen sinken. Eltern fordern zu Recht, dass die Erzieher Zeit für die Kinder haben, wenn sie selber arbeiten gehen und die Kleinen optimal auf die Schule vorbereitet werden.

Außerdem erwarten Mütter und Väter, dass die Gemeinde ermöglicht, was die Arbeitgeber von ihnen verlangen: in der Arbeitszeit und bei der Rückkehr in den Beruf flexibel zu sein. Mit einem reinen Nachmittagsplatz in einem Kindergarten ist kein Vater, keine Mutter flexibel. Und wenn das Kind monatelang auf einer Warteliste steht, bevor es einen Kindergartenlatz bekommt, erst recht nicht.

Allerdings muss sich die Samtgemeinde Tostedt bei der Standortwahl den Vorwurf gefallen lassen, nicht genügend Aufklärungsarbeit geleistet zu haben. Die Bürger fühlen sich bei der Wahl des Standorts nicht gehört und übergangen und reagieren deshalb verständlicherweise emotional. Wenn den Einwohnern der historische Ortskern an der Dieckhofstraße so viel bedeutet, ist es umso wichtiger, ihnen die Alternativlosigkeit deutlich zu machen - sofern es tatsächlich keinen anderen, besser geeigneten Standort gibt.