Seevetal, Rosengarten und die Randlagen von Buchholz sind die Schwerpunkte. Die Täter finden eine hervorragende Infrastruktur vor.

Buchholz/Stade/Lüneburg. Wenn Diebe in Wohnungen und Häuser einbrechen, verlieren die Betroffenen meist nicht nur Schmuck, Bargeld und Laptops. Sie verlieren auch Vertrauen in die Geborgenheit und Sicherheit ihrer vier Wände. "Die Seele leidet bei Einbrüchen am meisten", sagen Polizisten. Einen herben Verlust des Sicherheitsgefühls erlebten Frauen und Männer in diesen Tagen auch wieder im Landkreis Harburg.

Tatort Neu Wulmstorf im Oheweg: Am Wochenende brechen Unbekannte in ein Einfamilienhaus ein. Die Diebe versuchen zunächst das Küchenfenster und zwei Terrassentüren aufzuhebeln. Sie scheitern. Aber die Tür zum Wintergarten gibt den Hebelversuchen nach. Sie stehlen Bargeld, Schmuck und eine Kassette mit Papieren. "Der Gesamtschaden beträgt mehrere tausend Euro", sagt ein Beamter. Auch im Landkreis Stade hielten Ganoven die Polizei am Wochenende auf Trab: Hier nahmen Polizisten fünf Einbrüche in Häuser auf.

Das Hamburger Abendblatt hat bei den Polizeiinspektionen Harburg, Stade und Lüneburg nachgefragt: Wie entwickelt sich die Einbruchsquote im Jahr 2012? Die Ergebnisse fallen unterschiedlich aus: Im Landkreis Harburg wird die Zahl der Wohnungseinbrüche in diesem Jahr deutlich zunehmen. Im Landkreis Stade dürfte sie sinken. Und im Landkreis Lüneburg bewegt sich das Einbruchsniveau auf dem Stand des Vorjahres.

Die Polizeiinspektion Harburg bearbeitete 2009 insgesamt 635 Wohnungseinbrüche. 2010 waren es 692 Fälle und 2011 dann 634 Fälle. "In diesem Jahr gab es im Landkreis Harburg schon über 610 Wohnungseinbrüche, und die dunkle Jahreszeit beginnt ja erst", sagte der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes in Buchholz, Wilfried Haensch. "Es besteht leider die Gefahr, dass wir im Landkreis Harburg in diesem Jahr auf über 700 Einbrüche kommen."

Wilfried Haensch gibt keine gute Prognose für den Landkreis Harburg ab: "Es sind viele verschiedene Tätergruppen unterwegs. Es wird schwer, dies drastisch zu drosseln, auch wenn wir Täter zu fassen bekommen. Leider kommen dann andere Täter wieder in den Landkreis."

Schwerpunkt der Einbrüche im Landkreis Harburg, so Haensch, sind die Gemeinden Rosengarten, Seevetal und die Wohnsiedlungen rund um Buchholz. "Die Täter kommen dorthin, wo sie meinen, da sei Geld zu holen", sagte der Kriminaloberrat.

Leider tappt die Polizei oft im Dunkeln, wenn die Einbrecher zugeschlagen haben. 2010 hatte die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen im Landkreis Harburg insgesamt noch 25,1 Prozent betragen - 2011 sank sie auf 18,5 Prozent. Bei Tageswohnungseinbrüchen sank die Aufklärungsquote von 28,6 Prozent auf 19,3 Prozent.

"Die Wohnungseinbrecher finden im Landkreis Harburg eine hervorragende Infrastruktur vor", sagte Polizeisprecher Jan Krüger dem Abendblatt. "Durch den Landkreis führen die Autobahnen 1 und 7 mit 18 Anschlussstellen. Und auch die Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr ist sehr gut. Manche Täter sind schon mit der Bahn nach Hittfeld angereist." Im Landkreis Harburg liege, bedingt durch die Randlage zu Hamburg, "ein besonderer Brennpunkt in der Polizeidirektion Lüneburg" bei Wohnungseinbrüchen", bestätigte die Dezernatsleiterin Stefanie Lerche.

Polizeisprecher Krüger appelliert an alle Bürger, die Augen offen zu halten. Wenn sich fremde, verdächtige Personen in der Wohnstraße aufhalten und an Haustüren klingeln, könne dies der erste Schritt vor dem Einbruch sein. "Ich bitte darum, sofort die Polizei anzurufen, wenn das Gefühl sagt, da stimmt etwas nicht." Hausbewohner sollten alles Mögliche zum Schutz ihrer vier Wände tun. Empfehlenswert seien eine dämmerungsgesteuerte Außenbeleuchtung sowie abschließbare Fenstergriffe. Auch Niedersachsens Innenminister forderte gestern alle Bürger auf, ihre vier Wände in der dunklen Jahreszeit gut zu sichern. In Niedersachsen haben die Einbrüche seit 2009 um 4,5 Prozent zugenommen.

Erfreulichere Ausblicke gab es von der Polizeiinspektion Lüneburg: In ihrem Bereich soll die Zahl der Wohnungseinbrüche in diesem Jahr mit rund 390 Fällen konstant bleiben. Die Polizeiinspektion Stade verzeichnete im Jahr 2010 insgesamt 250 Wohnungseinbrüche, vergangenes Jahr 339. "In diesem Jahr sind die Fallzahlen bis September um 15 Prozent gesunken", sagte Polizeisprecher Herbert Kreykenbohm. "Der Zuwachs im Jahr 2011 betraf ausschließlich den Buxtehuder Bereich."