Am 10. November können sich Hilfsbereite für eine Knochenmarkspende typisieren lassen. Dabei wird lediglich eine Speichelprobe entnommen.

Harburg. Immer wieder lässt sich die Gemeinschaft der Marktbeschicker auf dem Harburger Sand etwas einfallen, um die Kundschaft auf sich aufmerksam zu machen. Diesmal handelt es sich allerdings um keine Rabattaktion, sondern um eine höchst menschliche Hilfsoffensive: "Wochenmarkt Sand im Kampf gegen Leukämie", steht auf Handzetteln, die derzeit an die Kunden verteilt werden. Und die Aufforderung: "Werden sie Lebensretter!"

Am Sonnabend, 10. November, 8 bis 13 Uhr, ist es soweit. Dann können sich Hilfsbereite im Alter von 18 bis 55 Jahren auf dem Sand in einem von der Freiwilligen Feuerwehr Bille bereitgestellten Fahrzeug eine Speichelprobe entnehmen lassen, um bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) mit persönlichen Daten "typisiert" und gespeichert werden zu können, damit bei übereinstimmenden Daten einem an Blutkrebs erkrankten Menschen geholfen werden kann.

"Knochenmark spenden verläuft zu 80 Prozent ohne Operation", sagt Christian Micheel, 40, dessen Frau Simone, 32, vor sechs Jahren den Blumenstand ihrer Eltern Uwe und Brigitte Böttger (seit 53 Jahren auf dem Sand) übernommen hatte. Christian Micheel ist selbst beruflich im Rettungsdienst des schleswig-holsteinischen Landkreises Stormarn beschäftigt und er weiß, dass sich die Spendenbereitschaft bei vielen Menschen aus Angst vor einer Operation in Grenzen hält. "Das benötigte Knochenmark lässt sich aber in den meisten Fällen technisch aus dem Blutkreislauf entnehmen - ohne chirurgischen Eingriff", betont er.

Christian Micheel ist der Ideengeber für die jetzige Hilfsaktion der gut 45 Harburger Markthändler. Er hat auch selbst mit einer Knochenmarkspende einem kleinen mexikanischen Jungen im texanischen Amarillo (USA), das Leben retten können. "Das ist ein so überwältigendes Gefühl", sagt er, "das war 2007, als Jesus Eduardo sechs Jahre alt war und drohte, an Leukämie zu sterben. Weltweit war nach passenden Knochenmarkspendern gesucht worden. Unter vielen Millionen Möglichkeiten passten meine Werte. Ich war zur Knochenmarkspende in der Hamburger Uniklinik und bin dort von Ärzten und Pflegepersonal wie ein König umsorgt worden. Dass Jesus Eduardo dank meiner Knochenmarkspende nun wieder richtig gesund geworden ist und inzwischen seinen elften Geburtstag feiern konnte, macht mich sehr glücklich."

Übers Internet stehen Christian und Simone Micheel mit den Eltern von Jesus Eduardo in Kontakt. Sie wünschen sich, den Lebensretter ihres Sohnes aus dem fernen Deutschland persönlich kennen zu lernen, um ihm danken zu können. Und in nicht allzu ferner Zukunft wollen die beiden Hamburger rüber in die USA nach Amarillo. "Das ist ein weiter Flug", sagt Christian Micheel. "Da werden wir mindestens 18 Stunden in der Luft sein."

Von 1997 bis 2001 war Christian Micheel als Zeitsoldat für vier Jahre im Sanitätsdienst der Bundeswehr beim Luftrettungsgeschwader der Marine. "Wir sind dort 1999 alle per Blutprobe für die Spenderdatei der DKMS typisiert worden", blickt er zurück, "heute genügt dafür eine Speichelprobe."

Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei in Tübingen weist sich als gemeinnützige Gesellschaft aus und ist nicht nur auf Knochenmarkspender sondern auch auf Geldspender angewiesen. Christian Micheel: "Es ist bedauerlich, dass aufgrund unserer Sozialgesetzgebung die Kosten der Ersttypisierung nicht von Krankenkassen übernommen werden können. 50 Euro kostet die Laboruntersuchung jeder einzelnen Spende." Die Harburger Markthändler rufen deshalb nicht nur zur Typisierung auf, sondern auch zu Geldspenden. Dafür haben sie ein großes, rotes Sparschwein angeschafft.

Veronika Piazza, Sprecherin und Kassenwartin der Harburger Markthändlergemeinschaft vom Sand, sagt, dass die Typisierungs- und Geldsammelaktion beim Harburger Bezirksamt angemeldet worden ist. "Wir haben die Genehmigung umgehend erhalten", freut sie sich und stellt auch eine insgesamt positive Resonanz bei den Marktbesuchern fest, die vielfach Handzettel mitnehmen, sie an Freunde und Bekannte weitergeben und die Aktion so verbreiten.

Weitere Informationen zur Knochenmark-/Stammzellenspende oder auch Geldspende finden sich selbstverständlich im Internet.

www.dkms.de