Beim Personal werden Kosten gespart. Der DRK Kreisverband Harburg betreibt in Hamburg neun Einsatzstationen

Harburg. Wer in Hamburg die Notrufnummern 110 und 112 wählt, hat Polizei und Feuerwehr an der Strippe. Die gewünschte Hilfe lässt dann meist nicht lange auf sich warten. Aber Sonderrechte, um im Straßenverkehr mit Blaulicht und Martinshorn zum Einsatz zu kommen, haben auch Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), der Arbeiter Samariter Bund (ASB), der Malteser Hilfsdienst, die Johanniter Unfallhilfe oder auch gut 30 private Krankentransportunternehmen, die seit rund 20 Jahren für vom Gesetzgeber gewünschten Wettbewerb im Geschäft sind.

Seit die privaten Anbieter zugelassen sind und sich die Krankenkassen bei der Bezahlung der erbrachten Leistungen an den preisgünstigsten Anbietern orientieren, seien die Hilfsorganisationen mächtig in Schwierigkeiten geraten, erklärt Harald Krüger, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Hamburg-Harburg. Und er bedauert, dass nun auch das DRK in Harburg in der Debatte um ausgelagerte Abteilungen und angebliche Zahlung von Niedriglöhnen kritisiert wird.

"Wenn wir uns den Veränderungen nicht angepasst hätten, würde es den DRK-Kreisverband Hamburg-Harburg längst nicht mehr geben", sagt er und erinnert an die DRK-Kreisverbände Walddörfer und Hamburg-Mitte, die damals pleitegegangen waren. Das Harburger DRK habe sich aber den Gegebenheiten angepasst und beschäftige heute rund 750 fest angestellte Mitarbeiter.

Seit Kriegsende sei die Hamburger Feuerwehr für das Rettungswesen in der Stadt zuständig und das Deutsche Rote Kreuz habe 1953 bereits Hilfseinsätze ehrenamtlich übernommen, macht Krüger rückblickend deutlich. Seit 1956 habe das DRK sogar einen staatlichen Auftrag für Hilfeleistungen, sei es im Falle von Evakuierungen bei Bombenräumungen, oder bei Glatteis, wenn sich die Leute reihenweise die Knochen brechen und nicht zuletzt bei Großeinsätzen mit Bergung und Versorgung von Verletzten. Krüger: "Unser Rettungsdienst war bis 1998 im Verein organisiert und zählte 50 Mitarbeiter, die nach dem damaligen DRK-Tarif bezahlt wurden."

Alle hätten 1998 in den Geschäftsräumen des Kreisverbandes an der Maretstraße am Tisch zusammen gesessen, weil das Ende des Rettungsdienstes wegen Unwirtschaftlichkeit bevorstand. Im Beisein von Vertretern der Deutschen Angestellten Gewerkschaft sei dann die Fortführung des Rettungsdienstes in einer gemeinnützigen GmbH vereinbart worden. Krüger: "49 der 50 Kollegen unterschrieben den Vertrag trotz einiger Kürzungen." Die Rechnung ging offenbar für beide Seiten auf, denn der Kreisverband Harburg unterhält inzwischen den gesamten DRK-Rettungsdienst an neun Standorten in ganz Hamburg, mit zwei Notarztwagen, zehn Rettungswagen und 20 Krankenwagen. Er beschäftigt rund 150 Rettungsassistenten in Festanstellung sowie etwa 20 Notärzte auf Honorarbasis und hat vor einigen Jahren auch die in wirtschaftliche Not geratene Firma City Ambulanz als 100-prozentige Tochter übernommen. Die City Ambulanz zählt sechs Kranken-Liegewagen. Und ganz neu betreibt das Harburger DRK auch Rettungsdienste mit je einem Fahrzeug und Personal in den schleswig-holsteinischen Städten Geesthacht und Ratzeburg.

Das Expansionsgeschehen beim Harburger DRK lässt gute Geschäfte vermuten. Aber Krüger schüttelt den Kopf. "Nein", sagt er, "wir haben die Verpflichtung, rund um die Uhr und auch bei schwierigen Wetterlagen Rettungseinsätze zu fahren. Das kostet alles viel Geld." Private Anbieter würden sich dagegen mit ihren Arbeitszeiten im Wesentlichen auf das umsatzstärkere Tagesgeschehen konzentrieren.

Das DRK und die anderen Hilfsorganisationen haben ihren Sitz neben der Rettungsdienst-Einsatzleitzentrale der Hamburger Berufsfeuerwehr. Der Rettungsdienst der Feuerwehr, dessen Einsatzkräfte in der Mehrzahl Beamtenstatus haben, hat Einsatzpriorität insbesondere bei Verkehrsunfällen. Aber wenn es um Sekunden geht, etwa bei Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer sonstigen schweren Erkrankungen, dann wird automatisch der Rettungswagen losgeschickt, der den kürzesten Weg zum Einsatzort hat. Wegen kurzer Wegeverbindung genießt das Harburger DRK an der Maretstraße auch eine Sonderstellung und hat vom Rettungsdienst der Feuerwehr das Einsatzgebiet zwischen Harburger Bahnhof und den Autobahn-Anschlussstellen Fleestedt und Heimfeld erhalten.

Hilfsorganisationen wie private Dienstleister übernehmen ansonsten Patiententransporte von der Wohnung zur Arztpraxis oder dem Krankenhaus und zurück. Je nach Krankenkasse werden laut Krüger für den Auftrag durchschnittlich 75 Euro vergütet. Zuschläge gibt es beispielsweise, wenn ein neues Einsatzfahrzeug benutzt wird. Krüger: "Bei den Autokosten können wir nicht mehr sparen. Die einzige Stellschraube im System befindet sich leider nur bei den Personalkosten." Ein DRK-Rettungsassistent mit dreijähriger Ausbildung und im Schichtdienst mit 42,5 Stunden pro Woche erhält durchschnittlich 2200 Euro pro Monat brutto. Rettungssanitäter der City Ambulanz mit nur dreimonatiger Ausbildungszeit haben bei gleicher Arbeitszeit ein Grundgehalt von 1600 Euro.

DRK Rettungsdienst und City Ambulanz fahren in ganz Hamburg zusammen etwa 40 000 Einsätze pro Jahr, darin enthalten sind rund 5000 Einsätze der beiden Notarztwagen und 5000 Notfalleinsätze der Rettungswagen. Die restlichen 30 000 sind Krankentransporte. Der seit Mai in Ratzeburg stationierte Rettungswagen wird es bis Jahresende voraussichtlich auf 4000 Einsätze gebracht haben.