Imker freuen sich über sehr gute Ernte - Zuletzt kam der Honig schon mal aus Frankreich

Gödenstorf. Der nasse Sommer hat ein Gutes: Es gibt so viel und so qualitativ hochwertigen Heidehonig aus Niedersachsen wie seit Jahren nicht mehr. Sogar den "Kaviar der Heide", den traditionellen Scheibenhonig, konnten die Imker ernten. Die Heideblüte zwischen Undeloh, Munster und Bergen war außergewöhnlich kräftig in dieser Saison - das Wetter bienenfreundlich.

Die Ernte in diesem Herbst sei "die beste seit zehn Jahren", schätzt Udo Kellner, 68, aus Eldingen bei Celle, Honig-Obmann beim Landesverband Hannoverscher Imker im Deutschen Imkerbund. "Die Heidehonig-Ernte war im Allgemeinen immer eher gering bis mittel, in diesem Jahr aber ist sie sehr gut." Dafür allerdings müssten Imker und Konsumenten in diesem Jahr Abstriche beim Blütenhonig machen: "Die Sommertracht ist sehr schlecht ausgefallen, der Markt ist leergefegt, es gibt fast keinen Honig mehr." Gut ausgefallen wiederum sei die Frühjahrstracht, also Raps und Obst sowie Linde.

Grund für den außergewöhnlich guten Heidehonig ist der viele Regen im Juni und Juli (wenn die Besenheide wächst) sowie die dem Flug der Bienen zuträgliche Witterung während der Heideblüte im August und September: Die Insekten fliegen erst ab 14 Grad, und wenn es nachts unter zehn Grad kalt wird oder gar friert, beginnt der Arbeitstag der Bienen zu spät - und die Ernte des Imkers wird entsprechend kleiner. Tagsüber um die 23 Grad sind optimal, denn wenn es zu heiß wird, verbrennt die Heide.

Zudem sind die Pflanzen in der Lüneburger Heide nach Angaben des Imkermeisters Wolfgang Stöckmann, 54, wegen der aufwendigen Pflege in den vergangenen Jahren kräftig und gesund. Seit 1981 führt er den Familienbetrieb in Gödenstorf bei Salzhausen, den sein Großvater 1922 als Heide-Korbimkerei gegründet hat. Stöckmann ist Mitglied der Berufsausbildungskommission für Imker und besitzt rund 900 Bienenvölker, allein 350 davon hat er in diesem Jahr zum Wilseder Berg gebracht.

"Der Verein Naturschutzpark hat viel für die Pflege der Heide getan, hat alte Flächen abgeplaggt und teilweise abgebrannt", sagt der Berufsimker. "Es wächst nicht mehr so viel Gras, die Pflanzen blühen kräftig. An einer Stelle, auf die ich zehn Jahre lange keine Völker stellen konnte, weil dort nur Steppe herrschte, konnte ich in diesem Jahr zum ersten Mal wieder Honig ernten, weil dort jetzt junge Heide wächst."

Weil die Ausbeute in der Lüneburger Heide in den vergangenen Jahren oft mager war, hat der Betrieb auch Bienen auf die Heideflächen der Insel Sylt gebracht und in die Südheide, um stets den beliebten Heidehonig im Angebot haben zu können. Heidehonig schmeckt herber als zum Beispiel Raps oder Linde, ist sehr aromatisch und würzig. Seine Konsistenz ist geleeartig, nicht cremig. Daran lässt sich auch die Qualität des Heidehonigs erkennen: Je geleeartiger, desto höher ist der Anteil Heidetracht im Glas. Ist der Heidehonig eher cremig, liegt der Anteil des beigemischten Rapshonigs hoch.

Wie viel Prozent welcher Tracht im Glas steckt, steht nicht auf dem Etikett. Vorgeschrieben sind nach den Bedingungen des Deutschen Imkerbunds mindestens 60 Prozent. Imkermeister Stöckmann rechnet in diesem Jahr mit einem qualitativ sehr hochwertigen Honig, "das werden 90 Prozent sein", schätzt er.

Klaus Ahrens, 44, aus Faßberg ist froh, endlich wieder Heidehonig aus der Region anbieten zu können - und nicht aus Frankreich importierten. "In den Jahren 2008 bis 2010 habe ich quasi nichts geerntet", sagt der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Nord im Berufsimkerverbund, der seinen Familienbetrieb in dritter Generation führt. "Mit der Folge, dass ich im vergangenen Sommer keinen Heidehonig mehr auf Lager hatte, zum ersten Mal seit 20 Jahren. Heide ist eben zickig."

Auch Andreas Müller, 48, aus Groß Süstedt bei Uelzen, hat in den vergangenen Jahren teilweise keinen Heidehonig verkauft. "Wenn ich nichts habe, habe ich nichts", sagt das Vorstandsmitglied der Berufsimker im Norden. "In diesem Jahr aber hat die Heide ergiebig gehonigt, das ist sehr erfreulich."

Von 30 Prozent mehr Ernte als im Durchschnitt spricht Klaus Ahrens aus der Heide rund um Munster, Kollege Wolfgang Stöckmann aus der Lüneburger Heide sogar von 50 Prozent. Doch wer sichergehen will, dass der gekaufte Honig tatsächlich aus Region kommt, muss nachfragen. Das Etikett kann verwirren, schließlich wandern auch Imker aus anderen Bundesländern in die Heide und drucken die Adresse ihrer Imkerei aufs Glas. Aber Achtung: In Heidehonig ohne Siegel des Deutschen Imkerbundes kann eben auch Honig aus Frankreich stecken oder aus Norwegen.

Zu kaufen ist bislang nur der Scheibenhonig der neuen Saison, der Rest wird zurzeit noch geerntet, geschleudert oder abgefüllt. Bis die neue Ernte in den Regalen und auf den Märkten steht, wird noch mindestens ein Monat vergehen. Doch auch die Imker in der Heide sind im Internetzeitalter angekommen und verkaufen ihre regionale Ware Preisen von etwa acht Euro pro Glas über eigene Onlineshops - Herkunftsgarantie inbegriffen.