Neugraben und Fischbek verzeichnen seit Januar 140 Taten, der Bezirk Harburg liegt im Hamburger Durchschnitt

Harburg. Die Zahl der Einbrüche im Bezirk Harburg steigt weiter. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Karl-Heinz Warnholz (CDU) hervor. Besonders betroffen ist der Bereich Neugraben und Fischbek. Die Statistik weist für die ersten sechs Monate dieses Jahres 140 Taten aus. Damit hat sich die Zahl der Einbrüche im Vergleich zu gleichen Vorjahreszeitraum weit mehr als verdoppelt. Hamburgweit gehört der Bereich damit zu den Stadtteilen mit der dramatischsten Steigerung.

746 Mal wurde in den ersten sechs Monaten in diesem Jahr an den Wachen Harburg oder Neugraben ein Einbruch angezeigt. Das ist eine Steigerung um 37 Taten. Damit ist die Steigerungsrate im Bezirk Harburg eher im Hamburger Durchschnitt. Umso auffälliger ist die Steigerung von 62 Taten im ersten Halbjahr 2011 auf 140 Taten in den ersten sechs Monaten in Neugraben-Fischbek. "Im vergangenen Jahr waren die Einbruchszahlen ungewöhnlich niedrig", begründet Hauptkommissar Andreas Schöpflin die Entwicklung. Zudem sei die Zahl der Einbrüche, bei denen es beim Versuch geblieben ist, mit rund 50 Prozent sehr hoch. Obwohl das zunächst positiv ist, wirkt es sich auf die Fallzahlen negativ aus. Die Einbrecher ziehen einfach zum nächsten Tatort weiter. Aber auch ein Einzeltäter, dem mehrere Dutzend Taten, fast immer Einbruchsversuche, zugerechnet werden, ist für den explosionsartigen Anstieg der Einbruchszahlen in dem Stadtteil verantwortlich.

Betroffen von höheren Steigerungen ist auch Eißendorf. Dort wurde für den Vergleichszeitraum eine Steigerung von 45 Taten auf insgesamt 135 Einbrüche registriert. In Wilstorf stieg die Zahl der angezeigten Taten von 64 auf 75. In anderen Stadtteilen wie Harburg, Heimfeld, Marmstorf oder Hausbruch ging dafür die Zahl der Einbrüche zurück. Ein kleiner Trost: Im Bezirks Harburg wurden laut Halbjahresbilanz 10,6 Prozent der Einbrüche aufgeklärt - Spitzenwert in Hamburg.

Eher düster sieht es auf der Elbinsel Wilhelmsburg aus. Dort stieg die Zahl der Einbrüche im Vergleichszeitraum von 276 auf 373 an. Auf der Veddel wurde in den ersten sechs Monaten des Jahres 80 Taten gezählt, 51 mehr als im ersten Halbjahr 2011. Für Finkenwerder wurde ein Rückgang von 34 auf 26 Einbrüche registriert. "Hohe Steigerungen gehen oft auf das Konto einzelner Täter oder fest zusammen arbeitender Gruppen", sagt ein Beamter. "Es können Täter aus der Region sein, aber auch Banden, die quer durch Deutschland reisen und nach Einbruchsgelegenheiten suchen." Gerade diese Gruppen, die meistens aus Südosteuropa, teilweise auch aus Südamerika stammen, suchen sich Wohngegenden willkürlich aus, in denen sie zuschlagen. "Seine Wohnung oder sein Haus gut zu sichern, schützt nicht nur vor materiellen Verlusten", sagt Hauptkommissar Schöpflin. "Die meisten Geschädigten eines Einbruchdiebstahls stellen fest, dass unabhängig vom Verlust vieler persönlicher Wertsachen, die psychische Beeinträchtigung nach einem Einbruch weitaus intensiver ist, als gedacht. Dadurch kann das Sicherheitsgefühl nachhaltig negativ beeinflusst werden."

"Wir stellen fest, dass die Täter vor allem durch die Tür, entweder vorn bei Wohnungen und über die Terrasse bei Einzelhäusern kommen", sagt Horst Bienek vom Harburger Schloß- und Sicherheitscenter Kri-Bie. Oft sind es nur große Schraubendreher, die die Täter einsetzen, um eine Tür aufzubrechen. "Gerade Türen in Leichtbauweise sind schnell geknackt", weiß Bienert. Seine Empfehlung: Eine zusätzliche sogenannte "Tresorverriegelung" an der Scharnierseite, ein robustes Schließblech und ein zweites Schloss. "Das sollte schon von außen gut sichtbar sein", rät Bienek. "Das schreckt Täter ab." Wenig hält er von Bewegungsmeldern, die eine Leuchte auslösen. "Das schreckt nicht ab. Die Täter sind zu dreist. Sie freuen sich höchstens über das Licht, das ihnen die Arbeit erleichtert", sagt der Fachmann.

Auch die Polizei rät, präventiv tätig zu werden. Erst vor wenigen Tagen hat die Hamburger Polizei eine Kampagne zum Thema Einbruchsschutz gestartet. "Wir haben zudem kriminalpolizeiliche Berater, die völlig unabhängig und kostenlos zum Thema Einbruchsschutz informieren", so Schöpflin. Dafür muss man aber in die Hamburger Innenstadt zum Polizeikommissariat 14 an der Caffamacherreihe fahren. Gute Ansprechpartner direkt im Stadtteil sind die Bürgernahen Beamten. Sie sind ebenfalls besonders geschult und können Tipps zum Einbruchsschutz geben.