Eine Glosse von Claudia Eicke-Diekmann

Als Läuferin, die morgens und abends ihre Runden durch die Landschaften rennt, begegne ich sehr vielen Hunden. Ich mag Hunde, und Hunde mögen mich. Das kann ich nicht von Hundehaltern sagen. Je mehr Hunde mir über den Weg laufen - und es werden täglich mehr - desto überzeugter bin ich, dass einige Herrchen und Frauchen ihren vierbeinigen Liebling mit einem Teil ihres Verstandes bezahlt haben.

Anders kann ich mir manche Verhaltensweisen von Menschen mit Hunden nicht erklären. So rief eine Hundehalterin ihrem Vierbeiner, der mich einen Teil meines Laufweges begleiten wollte, hinterher: "Was machst du, Schätzelein?" Schätzelein reagierte nicht, setzte seinen Weg mit mir fort. Frau kreischte "Schätzelein! Warte!" durch den Wald. Um ihr Seelenheil besorgt stoppte ich, packte Schätzelein am Halsband und führte es zurück. Wäre ich bloß mit ihm weggelaufen. Frauchen haute Hund mehrmals auf den Po und sagte: "Du Böser!"

Seltsames Verhalten beobachte ich auch beim Menschen, wenn Hund im Weg steht. Dann sagt Herrchen gern: "Willst du nicht mal beiseite gehen?" Hund rührt sich nicht. Ich laufe drum herum. Ich höre Herrchen sagen: "Na, du bist mir ja einer." Einmal hatte mich ein Hund nicht bemerkt. Kurz bevor wir aufeinander trafen, erschrak sich das Tier, jaulte auf und flüchtete zu Frauchen. Das war einer der seltenen Momente, in denen ein Hundefrauchen direkt mit mir kommunizierte. Sie brüllte: "Schämen Sie sich nicht? Passen Sie doch auf, wenn Sie an einem Hund vorbeilaufen!"

Am Wochenende toppte eine Frau allerdings alle meine Mensch-Hund-Erlebnisse. Ein schwarzer, großer Hund kam mir auf einem Feldweg entgegengelaufen. Ohne Halter. Dachte ich. Doch dann sah ich eine lange Leine, die bei einer Frau am Steuer in einem Auto endete, das hinter einer Kurve auftauchte. Die Frau hupte mich aus dem Weg, ich rettete mich mit einem Sprung über den Entwässerungsgraben. Die Frau fuhr an mir vorbei und rief aus dem Fenster. "Brav, Cloe!" Sie meinte den Hund.