Ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender sprach beim Michaelisempfang

Stade. Altbischof Wolfgang Huber hat vor einem "Missbrauch" von Musik gewarnt. Schon im Oktober würden in Kaufhäusern Weihnachtslieder "gedudelt", um die Kauflust anzuregen, kritisierte der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitagabend in Stade. Ebenso warnte Huber vor Musik, die eingesetzt werde, um Menschen aufeinanderzuhetzen. "Der Volksmund hat leider unrecht, wenn er sagt: Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder. Nein, böse Menschen haben böse Lieder."

Beim Michaelisempfang der evangelischen Kirche im Elbe-Weser-Raum sprach Huber - einer der bekanntesten Theologen Deutschlands - zum Thema "Die Freiheit der Musik und von der Musik der Freiheit". Bei der Planung der Luther-Dekade zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017 habe die EKD ein Jahr der Kirchenmusik berücksichtigt und es bewusst in das 850. Jubiläumsjahr des Leipziger Thomanerchores gelegt. Musik habe zur Demokratisierung der Kirche beigetragen, betonte Huber. Die Kirche der Reformation sei deshalb eine "klingende Kirche".

Der Reformator Martin Luther habe sich zum "Anwalt der Musik in der Kirche" gemacht und selbst viele Lieder geschrieben, rief Huber in Erinnerung. Für Luther sei Musik eine Gabe Gottes, Quelle der Freude und Ausdruck von Freiheit gewesen. Predigt und Musik gehörten für Luther zusammen: "Das ist das komponierte Priestertum aller, die glauben."

Andere Reformatoren hätten durchaus eine andere Einstellung dazu gehabt. Der Schweizer Ulrich Zwingli habe auf Musik ebenso wie auf Bilder in der Kirche verzichtet, und auch Johannes Calvin habe anfangs vor Musik im Gottesdienst gewarnt.

"Musik macht klug, sozial kompetent, kreativ und attraktiv", sagte Huber und warb für ein aktives Musizieren. Musik schaffe eine enge Verbindung von Freude, Schönheit und Genauigkeit: "Und am schönsten ist es in Gemeinschaft."