Umweltausschuss des Kreistags stimmt für Plan, der langfristig Entsorgungskosten sparen soll

Dibbersen. Knapp zwei Jahrzehnte nachdem der letzte Müllwagen seine Last in der Deponie Dibbersen abgeladen hat, bereiten die nicht wieder verwertbaren Hinterlassenschaften aus den Jahren 1982 bis 1993 in der Entsorgungsanlage neue Sorgen. Die auf einer Fläche von acht Hektar verteilten 1,3 Millionen Tonnen "Siedlungsabfall" wurden zwar 1994 mit einer Ton- und einer begrünten Erdschicht abgedichtet. Dennoch verlassen jährlich bis zu 10 000 Kubikmeter schadstoffhaltiges Sickerwasser die Deponie, die in Drainagen aufgefangen werden. Um das im Wasser enthaltene Ammonium in Stickstoff umzuwandeln, fallen jährlich bis zu 350 000 Euro an.

Die laufenden Entsorgungskosten will der Landkreis Harburg jetzt senken, indem er eine zweite Umweltgefahr bannt, die der Dibbersener Müllberg verursacht. Das organische Material unter dem friedlich wirkenden und heute grasbewachsenen Hügel gärt gewaltig. Das dabei entstehende Methangas wird bereits als Brennstoff in einem Mini-Blockheizkraftwerk genutzt. Dadurch lassen sich auf einem Streich erstens fossile Ressourcen schonen, zweitens die klimaschädlichen Treibhausgase vor einem unkontrollierten Austritt in die Atmosphäre schützen und drittens die Schadstoffe im Sickerwasser von vornherein vermeiden.

Wie sich diese Problemlösung noch beschleunigen lässt, stellte Kai-Uwe Heyer bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz des Harburger Kreistags am Donnerstagabend vor. "Bisher haben wir das entstehende Gas nur aufgefangen", sagt der promovierte Ingenieur. "Künftig wollen wir Luft in die Deponie einpressen, um die natürlichen Prozesse wie in einer Kompostanlage zu beschleunigen." Dadurch soll die noch nicht vollständig zersetzte Restmenge an Problemstoffen kontrolliert abgebaut werden. Um den erhöhten Druck unter der Grasnarbe auszugleichen, wird das entstehende Faulgas gleichzeitig abgesaugt.

Um diesen Turbo für die Gasproduktion einbauen zu können, wird aber zunächst die tönerne Dichtschicht an Deckel, Sohle und den Seiten des Müllberges um Kunststoffbahnen verstärkt, um sie besser vor ungeplantem Gasaustritt zu isolieren. "Heutzutage hätte man von Anfang an eine kombinierte Abdichtung eingebaut", sagt Heyer vom beauftragten Harburger Ingenieurbüro Professor Rainer Stegmann und Partner, das sich auf Projekte für die Abfallwirtschaft spezialisiert hat.

"Ein kompletter Rückbau der Deponie wäre um ein Vielfaches teurer als die so genannte 'in situ-Stabilisierung'", sagte Heyer zu Forderungen einzelner Ausschussmitglieder, den Entsorgungsstandort Dibbersen aufzulösen. Und der Status quo sei nach der Kündigung des Gasabnehmers zum 1. Oktober nicht mehr zu halten. Ohne die etwa 1,5 Millionen Euro teure "Deponiebelüftung" lasse sich das noch vorhandene Faulgas aufgrund des abnehmenden Anteils reinen Methans nicht mehr wirtschaftlich für die Stromerzeugung nutzen. Damit sie ungesetzt werden kann, sei die zusätzliche Dichtschicht notwendig, die weitere 2,5 Millionen Euro koste.

Auf etwa das Zehnfache der Investitionssumme von insgesamt vier Millionen Euro würden sich die inflationsbereinigten Entsorgungskosten auf Sicht von 60 Jahren belaufen. Denn das Problem mit dem nach Regenfällen entstehenden Sickerwasser, das vor einem Ablaufen ins Grundwasser gereinigt werden muss, bliebe noch über Jahrzehnte bestehen. Die einmalige Investition sei aufgrund des Abbaus von Methangas förderfähig für die nationale Klimaschutzinitiative. Das Bundesumweltministerium übernähme 50 Prozent der Kosten. Nach einstimmigem Votum für die Vorlage der Verwaltung im Umweltausschuss, entscheidet am 15. Oktober der Kreistag darüber.