Buxtehude hat Mensa-Angebot an allen Grundschulen eingeführt und gibt eine Million Euro. 40 Prozent der Kinder machen mit.

Buxtehude. Im Speisesaal der Grundschule Harburger Straße erfüllt Tellerklappern und Kinderlachen den Raum. "Hier gibt es das beste Mittagessen der Welt", sagt ein Zweitklässler und strahlt mit breiter Zahnlücke. Helena Otto und Sabine Brandt haben an der Essenausgabe alle Hände voll zu tun. Sie füllen die Teller nach Wunsch und beantworten freundlich alle Fragen zu den Speisen. Zum neuen Modell der Offenen Ganztagsschule (OGS) gehört ein gemeinsames, gesundes Mittagessen für die Kinder ebenso wie die Nachmittagsgestaltung mit Hausaufgabenhilfe und derzeit 30 Angeboten aus den Bereichen Sport, Musik, Bewegung, Spiel oder Tanz.

"Wir haben das Rad nicht neu erfunden, aber die Offene Ganztagsschule in Buxtehude mit allen Kooperationspartnern als Erfolgsprojekt auf den Weg gebracht", sagt Jürgen Badur, Bürgermeister der Stadt, die das OGS-Modell mit rund einer Million Euro unterstützt.

Die ersten drei Wochen "Probelauf" zeigen, wie groß der Zuspruch von Kindern, Eltern und Pädagogen ist, so Badur. Mit Stolz verweist er auf das Einvernehmen der Vertreter aller sechs beteiligten Schulen auf der Grundlage von Kooperationsverträgen, "die auf rechtlicher und kollegialer Basis geschlossen wurden". "Somit hat unsere Stadt alle Formen von Bildung und Betreuung zu bieten, vom Kindergarten bis zur Hochschule", sagt Badur.

Die besondere Vorbildwirkung der Stadt mit dem Buxtehuder Modell war bereits vom Kultusministerium gewürdigt worden, als 2011 das Buxtehuder Modell der OGS an drei Grundschulen eingeführt worden war. Nun wird es flächendeckend praktiziert.

"Die Stadt ist in ihrer Funktion als Schul- und Jugendhilfeträgerin inzwischen alleinige Kooperationspartnerin der Schulen und steuert die Nachmittagsgestaltung. Hierfür gibt es eine Koordinatorin und an den Standorten jeweils eine pädagogische Leitung", sagt die Erste Stadträtin Katja Oldenburg-Schmidt. Somit sei alles aus einem Guss. Drei Jahre hatte die Stadt eingeplant, um ihr Buxtehuder Modell zu realisieren. Dass nun bereits nach einem Jahr, trotz anfänglicher Skepsis einiger Beteiligter, die Kooperation und Vernetzung der Schulen mit Sportvereinen, der Kreismusikschule und dem Schulträger hervorragend funktioniere, zeige, dass das Konzept stimmig sei, so die Erste Stadträtin. Dabei sei man weit entfernt von einem Einheitsbrei, sondern jeder Schulstandort könne mit seinem individuellen Profil punkten.

Claudia Blaß koordiniert die OGS, die mit Schuljahresbeginn an allen sechs Grundschulen angeboten wird. "Die Akzeptanz in der Elternschaft ist so hoch, dass jetzt schon 600 Mädchen und Jungen, somit rund 40 Prozent von insgesamt 1500 Schülern, verbindlich für die OGS angemeldet sind", zieht Blaß eine erste Bilanz.

Dass dies ein klares Votum der Eltern für das OGS-Modell ist, bestätigen auch die Schulleiterinnen Angelika Stockleben, Grundschule Harburger Straße, Christiane Holst-Hakelberg, Grundschule Stieglitzweg, und Heike Welle, Grundschule Rotkäppchenweg. Christiane Holst-Hakelberg bedankte sich bei der Stadtverwaltung, der es gelungen war, für dieses Modell auch eine breite politische Mehrheit aller Fraktionen zu bekommen. "Es ist Gold wert und eine Bereicherung für unsere Kinder, die Stadt so an unserer Seite zu wissen", sagte die Schulleiterin. Denn auch die Finanzierung für das OGS-Modell wurde gemeinsam gestemmt. So wurden die bisherigen Horte aufgelöst und deren Erzieherinnen komplett in den Ganztagsschulbetrieb integriert. Sie sichern eine hohe Qualität der pädagogischen Arbeit. Zusätzlich wurden weitere 20 Teilzeitkräfte eingestellt. Der mit dem OGS-Modell verbundene finanzielle und personelle Aufwand lag allein für Bau- und Investitionskosten zur Einrichtung der Räume und Küchen in den Schulen bei rund 350 000 Euro.

Für jedes der derzeit etwa 90 000 Mittagessen pro Schuljahr - nach der "Bremer Checkliste" gesund zubereitet - steuert die Stadt zwei Euro bei, drei Euro bezahlen die Eltern aus eigener Tasche.

Für die Hausaufgabenbetreuung, stellt das Land Niedersachsen Lehrerstunden zur Verfügung, die die Stadt zu 100 Prozent in die OGS einbringt. Für die Nachmittagsgestaltung gibt es inzwischen rund 30 sportliche Angebote im sogenannten "Vereins- oder Angebotsmodell".

Die Eltern können ihre Kinder jeweils für ein Halbjahr zur OGS anmelden. Das Angebot ist nach wie vor kostenlos, damit es wirklich alle Kinder nutzen können. Lediglich an Zusatzangeboten, Anschlussbetreuung bis 18 Uhr und Ferienbetreuung müssen sich die Eltern finanziell beteiligen.