Spätestens im Sommer 2016 soll die Heimfelder Schule für Sozialpädagogik auf den Campus der Handelsschule ins Göhlbachtal ziehen.

Harburg. Die Lehrer an der Staatlichen Schule Sozialpädagogik (W 5) am Alten Postweg in Heimfeld plagen Zukunftssorgen. Sie befürchten, ihre Schule könnte die Eigenständigkeit verlieren. Anlass ist zum einen, dass die Ende Juli nächsten Jahres frei werdende Stelle des stellvertretenden Schulleiters vorerst nicht neu besetzt werden soll. Zum anderen muss die Schule bis spätestens Sommer 2016 auf den Campus der Staatlichen Handelsschule mit Wirtschaftsgymnasium (H 10) ins Göhlbachtal ziehen.

"Unser Antrag, die Stelle für meine Stellvertreterin nachzubesetzen, die nächstes Jahr in Rente geht, ist bisher nicht genehmigt worden", sagt Schulleiter Eckhard Soost. Laut Schulentwicklungsplan würden bis Februar 2013 vakante Stellen im Bereich der Schulleitungen nicht neu ausgeschrieben. Das Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB) bestätigte das auf Abendblatt-Nachfrage. Über die Zeit danach, so eine Mitarbeiterin weiter, könne sie noch nichts sagen.

Das hat das Kollegium der W 5 alarmiert. Die drohende Vakanz ist schon deshalb problematisch, "weil die stellvertretende Schulleitung auch viele organisatorische Aufgaben wahrnehmen muss", sagt Elisabeth Wigand vom Personalrat der Schule. Immerhin vereint die W 5 mit insgesamt 586 Schülern und 51 Lehrkräften gleich drei verschiedene Schulformen unter ihrem Dach: die Fachoberschule Sozialpädagogik, die Berufsfachschule für Sozialpädagogische Assistenz und die Fachschule für Sozialpädagogik.

Neben dem Wahlpflichtunterricht in mehreren Semestern müssen auch die Praxisphasen der einzelnen Schulzweige und Jahrgänge gut geplant werden. "Wegen der komplexen Strukturen, die die Unterrichtsplanung mit sich bringt, ist eine gewisse Zeit zur Einarbeitung für die neue Stellvertretung einfach wichtig", sagt Jens Koch, einer der erfahrensten Lehrer der Schule.

Auch der bevorstehende Umzug ins Göhlbachtal sorgt für Unruhe. Auf dem Gelände der Staatlichen Handelsschule werden in den nächsten Jahren laut vorliegender Baupläne mehrere neue Gebäude entstehen. Etliche sollen von beiden Schulen genutzt werden, die schon jetzt eng kooperieren. Deshalb gibt es naheliegende Befürchtungen, es könne dann zur Fusion beider Berufsschulen kommen.

Eine noch engere Verflechtung der Bildungsstätten sehen die Lehrer der W 5 aber skeptisch. Beide Schulen hätten naturgemäß extrem berufsbezogene Lehrpläne. Es würden zwar teilweise die gleichen Fächer unterrichtet, aber unterschiedliche Inhalte vermittelt. "Bei uns stehen Sprache und Kommunikation im Vordergrund, das ist mit den Anforderungen einer Handelsschule kaum kompatibel", sagt Elisabeth Wigand.

Überdies befürchtet die Personalrätin, eine Fusion könnte auch dazu führen, dass überzählige Lehrer an andere Schulstandorte versetzt werden. Aus gutem Grund: Nach internen Berechnungen der Behörde soll eine Berufsschule im "Idealfall" 80 Vollzeitlehrerstellen haben. Aktuell hat die Sozialpädagogikschule in Heimfeld 40, die Handelsschule im Göhlbachtal 55. Das wären bei einer möglichen Fusion insgesamt 95, also 15 zu viel.

Genährt wird die Skepsis vor dem angekündigten Umzug überdies durch die Tatsache, dass an der H 10 künftig auch die Fachrichtung Pädagogik und Psychologie angeboten werden soll - in engem Zusammenwirken mit der W 5. Grundsätzlich begrüßen Vertreter beider Schulen die künftige räumliche Nähe, sie ermögliche noch mehr Kooperation. Aber bitte nicht zulasten einer Schule. Eine Fusion lehnen beide Seiten deshalb kategorisch ab.

"Man kennt das ja aus Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit: Gibt es personelle Umbrüche, sind bei einer Nachbesetzung nicht nur sachliche Aspekte entscheidend. Immer öfter wird diese Situation für Einsparmaßnahmen genutzt", sagt Jens Koch und bemängelt eine schwindende Transparenz seitens der Behörde. Deshalb fordern er und seine Kollegin Elisabeth Wigand, dass die Schulen in die Pläne der Behörde frühzeitig eingebunden und "unsere Wünsche berücksichtigt" werden.

Auf Nachfrage des Abendblatts bei der Behörde hieß es, der Schulentwicklungsplan für das kommende Jahr sei noch in Arbeit und frühestens im Februar nächsten Jahres fertig.

Die Räume der W 5 im Alten Postweg sollen nach dem Umzug ins Göhlbachtal vom benachbarten Friedrich-Ebert-Gymnasium genutzt werden.