Initiativen aus Wilhelmsburg und der Veddel wollen kooperieren, um Elbinsel-Projekte umzusetzen

Wilhelmsburg. Den Bürgern des kulturell vielfältigen Stadtteils Wilhelmsburg steht eine Diskussion darüber bevor, ob sie einen traditionellen Moscheebau mit Kuppel und Minarett vor ihrer Haustür wollen. "Wie viel Bereitschaft gibt es, Flächen für Religionen bereitzustellen?", fragte Osman Kimil von der Gemeinde der Muradiye-Moschee an der Eckermannstraße am Sonnabend in die Runde einer Diskussionsbörse im Bürgerhaus, zu der die Stiftung Bürgerhaus, der Türkische Elternbund und der Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg eingeladen hatten.

"Ich möchte eine Moschee in meiner Nachbarschaft nicht dulden, sondern genießen", entgegnete Liesel Amelingmeyer auf Kimils Frage. "Das Gotteshaus muss aber offen für mich sein, so wie unsere Kirchen für Nichtchristen, so entsteht Augenhöhe." Diese Meinung fand unter den Gästen nur Unterstützung. Ein entsprechender Bauantrag der Muslime könnte aus politischer Sicht bessere Chancen auf eine Bewilligung haben, seitdem Wilhelmsburg nicht mehr zum Bezirk Harburg, sondern zum Bezirk Mitte gehört.

Unabhängig von der Entscheidung der Hamburger Behörden hängt das Gelingen des Moscheeprojekts auch vom guten nachbarschaftlichen Verhältnis im Stadtteil ab. "Dafür ist mehr nötig als ein Geflecht von Institutionen", sagte Michael Rothschuh vom Verein Zukunft Elbinsel. "Wir brauchen konkrete Verabredungen zwischen den hier engagierten Personen."

Etwa 300 Menschen, die sich in 36 Initiativen, Vereinen und Gruppen in den Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel engagieren, waren am Sonnabend ins Bürgerhaus gekommen, um genau diesen Dialog aufzunehmen. Sie stellten ihre Arbeit vor und beteiligten sich an Diskussionsrunden zu den Themen Bauen und Wohnen, Bildung und Ausbildung, Kunst und Kultur, Fahrradfahren und Verkehr, Arbeit und Soziales, Umwelt und Gesundheit sowie dem Zusammenleben verschiedener Nationen auf den zwei Elbinseln.

Darüber hinaus beschäftigte sich eine Gruppe mit dem Aufbau und dem Ziel einer neuen Netzwerkstruktur sowie dem weiteren Verfahren zur Stadtteilentwicklung. In der Schlussphase einer "Stadtentwicklung im Zeitraffer" befinden sich Wilhelmsburg und Veddel nach Ansicht von Bettina Kiehn momentan. "In diesem Jahr werden die Weichen dafür gestellt, wie es hier nach 2013 weitergeht", sagte die Mitarbeiterin der Stiftung Bürgerhaus.

Wegen der beiden Großprojekte Internationale Gartenschau 2013 und Internationale Bauausstellung müssten die Anwohner bereits seit etwa sechs Jahren tiefgreifende Veränderungen ihres Lebensumfelds in Kauf nehmen. Ob Wohnen, Verkehr, Bildung, Umwelt, Energie, Wirtschaft oder Arbeit, ob Kultur, Freizeit oder Sport - alle Bereiche sind laut Bettina Kiehn in diesen Entwicklungsprozess einbezogen.

"Es ist an der Zeit, das Netzwerk der engagierten Gruppen, Initiativen und Vereine auf den Inseln neu zu knüpfen", meinte sie. Der Aktionstag am Sonnabend sei der Auftakt dafür gewesen. "Wir wollen die künftigen Entwicklungen mitdenken, mitgestalten und mitentscheiden."