Trotz Kritik von Anwohnern können 2013 die ersten Gäste in das umgebaute Gemeindehaus einziehen. Ole von Beust kam zum Spatenstich.

Harburg. "Irgendwann sind wir alle mal dran. Es macht keinen Sinn, das Thema Sterben zu verdrängen", sagte Hamburgs Altbürgermeister Ole von Beust beim offiziellen Spatenstich für Harburgs erstes Hospiz. Trotz des Widerstandes einiger Anwohner, wird jetzt das ehemalige Gemeindehaus der evangelischen Kirche Sinstorf im Blättnerring für rund drei Millionen Euro umgebaut. Entstehen wird ein Hospiz, in dem zwölf Gäste in den letzten Tagen ihres Lebens wohnen können und von Sterbehelfern begleitet werden. In diesem Haus werden auch totkranke Kinder betreut werden. Die Eröffnung ist für Juni 2013 geplant. Die Trägerschaft für das erste Hospiz im Hamburger Süden übernimmt das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Kreisverband Harburg. Deswegen hatte DRK-Geschäftsführer Harald Krüger zum feierlichen ersten Spatenstich eingeladen.

Die Schirmherrin, NDR-Moderatorin Bettina Tietjen aus Harburg, hatte sich entschuldigen lassen, da sie zur selben Zeit "auf dem Roten Sofa" im NDR-Studio sitzen musste. Dennoch ist die Unterstützung, die Harburgs Hospiz seit der Planungszeit erfährt, recht prominent. Unter den Gästen waren unter anderem Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch, Vertreter der Harburger Bezirksversammlung, Hamburgs ehemaliger Wirtschaftssenator Ian Karan, die ehemalige Hamburger Senatorin für Wissenschaft und Gesundheit, Herlind Gundelach, Vertreter der Bürgerstiftung Hospiz Harburg und DRK-Kreisverbandsvorsitzender Peter Wigger. Das Hospiz im Süden Hamburgs bietet sowohl für die Angehörigen, als auch für die Schwerkranken aus Harburg die Möglichkeit, in Wohnortnähe ein würdevolles Leben bis zum Schluss gestalten zu können", sagte Bezirksamtsleiter Völsch.

Rund elf Jahre hat es gedauert, bis die Idee, im Süderelbe-Raum ein Hospiz einzurichten, jetzt endlich umgesetzt wird. 2007 hatte sich bereits die Bürgerstiftung Hospiz gegründet, um die nötigen Mittel zu organisieren. "Wir haben inzwischen mehr als zwei Millionen Euro zusammen, und ich bin ganz zuversichtlich, dass wir auch noch den Rest der Investitionssumme an Spenden gewinnen können. Aber uns muss klar sein, dass sich 15 Prozent der Kosten für den laufenden Betrieb hier im Blättnerring aus Spenden wird finanzieren müssen. Deswegen wird das werben um Spenden für unser Hospiz weitergehen", so Harald Krüger. Zu den bisherigen Unterstützern des Projektes gehört unter anderem die Deutsche Fernsehlotterie. In Anspielung auf die Proteste von Anwohnern, die sich vor etwa einem Jahr gegen die Einrichtung eines Hospizes in ihrer Nachbarschaft gewehrt hatten, machte Ole von Beust deutlich, dass "ein würdevolles und ruhiges Sterben für Menschen möglich sein muss, auch in unmittelbarer Nachbarschaft anderer. Ein Hospiz auf die Grüne Wiese bauen zu wollen", so von Beust weiter, sei "menschenunwürdig". Der Tod gehöre zum Leben, und "wer den Tod verdrängt, schiebt lediglich ein Problem vor sich her", sagte der ehemalige CDU-Bürgermeister der Hansestadt.

Die Gäste des Harburger Hospizes werden in Einzelzimmern wohnen, die entweder einen Balkon oder Zugang zum Garten haben. Es werden Fahrstühle eingebaut, damit die Gäste, auch wenn sie bettlägerig sind, nach draußen können. Für die Sterbenden sei es von größter Wichtigkeit, einen Ort zu haben, an dem sie gut versorgt würden, damit ihnen das Gefühl genommen werden könne, ihren Angehörigen zur Last zu fallen, sagt Ole von Beust. Andererseits gebe ein Hospiz den Angehörigen das "gute Gefühl, dass die Sterbenden liebevoll versorgt werden". Als einen "Akt praktischer Menschenliebe", bezeichnete Harburgs Bürgermeister Thomas Völsch die Einrichtung Hospiz und dankte allen Beteiligten für ihre engagierte Arbeit.

Zusätzlich zu den zwölf Zimmern für die Gäste wird es in dem neuen Hospiz auch ein Besucherzimmer geben. Das Gemeindehaus wird dazu um eine Etage aufgestockt. Einige Zimmer werden auch in dem neuen Anbau eingerichtet. Im Tiefparterre des Anbaus werden die Mitarbeiter ihre Büros einrichten können. Außerdem wird es in dem Hospiz einen Raum der Stille geben. Allerdings, so Ole von Beust, solle niemand denken, dass ein Hospiz ein "deprimierender Ort ist. Dem ist nicht so. Ich habe bei Besuchen in anderen Hospizen erlebt, wie ausgelassen und fröhlich es zugehen kann." Das Harburger Architektenbüro Augustin und Sawallich hat bereits alle Pläne vorgelegt und wartet jetzt nur noch auf die Baugenehmigung aus der Bauabteilung des Bezirksamtes Harburg. Die soll, so Harald Krüger, in vier Wochen vorliegen. Dann beginnen die Bauarbeiten.