Junge Harburger sind vom eigenen Erfolg überrascht. Skurrilster Auftritt bisher: ein Konzert in der U-Bahn beim Hamburger Festival Jazz Train

Harburg. Es ist den vier jungen Leuten anzumerken, dass sie völlig überrascht von ihrem Erfolg sind. Heute proben Lara Fieritz, 20, Victor Sepulveda Rodriguez, 19, Saskia Samuel, 20, und Whitney Akowuah, 22, in Laras ehemaligem Kinderzimmer. Sie bereiten sich auf ihren Auftritt am Sonntag im Beachclub am Veritaskai vor. Vier bis fünf Stunden proben täglich sind für die Sänger angesagt, damit das Programm am Sonntag sitzt "und die Stimmen im Kopf bleiben", sagt Whitney.

Mit ihrer Stimmgewalt mischen die vier Harburger, die sich vor etwa eineinhalb Jahren zu Voice4Soul zusammengetan haben, derzeit die Harburger Musikszene auf. Soul, Gospel und R'n'B sind die Genres in denen sich die vier, die schon einige Musikpreise abgeräumt haben, musikalisch bewegen. Wenn sie so weitermachen, dürfte der Sprung ins Musikgeschäft nicht lange auf sich warten lassen.

"Da ist mehr drin, haben wir uns gedacht und unsere eigene Formation gegründet", erzählt Saskia. Sie beginnt demnächst eine Ausbildung zur Krankenschwester. Alle vier Sänger haben ihr Abitur auf der Goethe-Schule Harburg, ehemals Gesamtschule Harburg, gemacht. Ihre musikalische Heimat ist der schuleigene Gospelchor "Gospel Train". Hier haben sie gemerkt, dass sie stimmlich und von der Klangfarbe her perfekt zueinander passen. "Wir ergänzen uns gut im Klangbild", sagt Saskia, die in der Gruppe den Mezzosopran singt. "Aber wir sind auch sehr gute Freunde und wissen, dass wir uns absolut aufeinander verlassen können", so Victor, der in Dresden demnächst Jazzgesang studieren wird. Ihre Songs arrangieren die vier Musiker selbst, alle haben ausgebildete Stimmen. Als Vorlagen dienen ihnen Klassiker von Michael Jackson, Bruno Mars, Adele, Volkan Baydar oder Orange Blue.

Gekonnt und mit dem ihnen eigenen Charme setzen die vier ihre Arrangements im klassischen "Call and Response-Gesang" auf der Bühne um. Ihre Stimmen gehen unter die Haut.

Voice4Soul haben ihren eigenen Stil gefunden, auch wenn zu ihrem Repertoire unter anderem Gospelsongs von Gospel Train gehören. Vor eineinhalb Jahren also starteten die vier Sänger ihren Alleingang. "Zuerst wurden wir bei Hochzeiten und Geburtstagsfeiern gebucht. Da haben wir gemerkt, dass wir mit unserem Stil ankommen", sagt Whitney. Sie hat gerade ihren Bachelor in Politikwissenschaften mit der Note 1,3 gemacht. Irgendwann seien die Leute zu ihnen gekommen, sagt sie, und hätten gefragt, wie ihre Gruppe eigentlich heiße. "Da war uns klar, dass wir einen Namen brauchten. Nach zwei Abendessen", sagt Victor, "kamen wir auf den Namen Voice4Soul".

Nach all den privaten Buchungen kam ihr erstes eigenes Konzert im Harburger Stilwerk Ende Mai. Lara erinnert sich, "dass wir eigentlich darauf gehofft hatten, dass wenigstens alle unsere Freunde und die Familien kommen würden, damit wir nicht vor völlig leeren Reihen singen müssen. Wir wollten natürlich auch nicht mit einem Minus da raus gehen. Es kostet doch Geld, so ein eigenes Konzert vorzubereiten."

Es kam völlig anders: "Es war verrückt, die Leute standen Schlange bis zum Taxistand vor der Kasse und wollten uns hören. Damit haben wir wirklich nicht gerechnet. Am Ende mussten wir sogar einige vertrösten, weil der Saal voll war. Viele haben gefragt, wo und wann wir unser nächstes Konzert geben würden. Das war ein tolles Gefühl", sagt Whitney. "Klar wollen wir auf der Bühne zeigen, was wir können, und natürlich will man auch Erfolg haben und bekannt werden. Aber dass es so schnell gehen würde, hat uns alle wirklich überrascht", erzählt Lara, die den Sopranpart übernimmt. Sie studiert Musik und Deutsch auf Lehramt.

Am vergangenen Wochenende traten die vier Talente aus Harburg beim Hamburger Festival Jazz Train auf. Zu diesem Festival wird die U-Bahn der Hamburger Ringlinie für einen Tag zum rollenden Konzertsaal. "Die Leute wollten gar nicht mehr aus dem Waggon der U-Bahn aussteigen. Sie blieben einfach sitzen, und wir sangen weiter. Das war schon ein skurriler Auftritt, der uns allen riesig Spaß gemacht hat", sagt Whitney. Und was steht nach dem Auftritt im Harburger Beachclub am Sonntag an? Umzugstress: Lara und Victor ziehen nach Dresden, und Whitney will ihren Master in Münster machen. Eine Pause für Voice4Soul bedeutet das aber keineswegs. "Wir werden weiter zusammen singen und auftreten", sagt Saskia, die erst mal in Harburg bleibt.

Die Harburger Formation Voice4Soul ist am Sonntag, 23. September, im Veritas Beach Club im Harburger Binnenhafen zu hören. Die Bühne steht im Palmenzelt. Das Konzert findet auch bei schlechtem Wetter statt. An der Abendkasse kosten die Karten 12 Euro. Einlass ist ab 17 Uhr.