Museumsdirektor Rolf Wiese führte die Bundeslandwirtschaftsministerin durch die Erlebniswelt

Rosengarten. Plötzlich war sie um eine Ecke verschwunden - und hinter den Regalen mit historischen Traktoren ertönte ein lautes Lachen. Bei ihrem Besuch im Agrarium des Freilichtmuseums am Kiekeberg hatte Ilse Aigner an der Wand ein Schild mit einer Pferdeabbildung entdeckt, das einen "Dieselroß-Schlepper" anpreist. Die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ließ sich gestern von Museumsdirektor Rolf Wiese durch die im Mai eröffnete Ausstellungswelt führen.

"Wir sind hier einen neuen Weg gegangen, bei dem das tatsächliche Begreifen im Mittelpunkt steht", erklärte Wiese dem Gast. Junge Besucher können zum Beispiel erfahren, dass ein Fischstäbchen nicht tiefgefroren geangelt wird und für Joghurt erst einmal eine Kuh gemolken werden muss.

"Transparenz und Aufklärung kann man gar nicht groß genug schreiben", sagte Aigner. "Es ist enorm wichtig, dass Kinder aus der Stadt, die das Landleben nicht mehr kennen, verstehen, wie Lebensmittel entstehen. Und dass das eben ein langer Weg ist, an dem viele Menschen beteiligt sind und in dessen Verlauf viel Energie benötigt wird." Nur so könne auch die nötige Wertschätzung von Lebensmitteln sichergestellt werden. Aigner staunte auch über alte Dampfmaschinen, lauschte im Fahrstuhl auf typische Geräusche aus der Landwirtschaft, die auf jeder Etage erklingen, und fragte nach, welchen Effekt, die ungewöhnlich lange Röstzeit des Kiekeberger Kaffees habe.

Während die CSU-Politikerin im Café "Koffietied" die Mischung mit dem besonders intensiven Aroma kostete, lobte sie das Konzept des Agrariums. "Es ist eine große Leistung, was das Team hier auf die Beine gestellt hat." Besonders beeindruckt habe sie, dass sich über den Förderkreis viele Ehrenamtliche engagieren und dass auch behinderte Menschen sich in die Arbeit einbringen. "Das ist eine tolle Idee."

Museumschef Wiese nutzte die Gelegenheit und sagte: "Wir können gute Ideen entwickeln, aber wir brauchen immer auch Partner." Geld aus Berlin für das Projekt wollte Aigner zwar nicht versprechen. Sie werde aber gern den Kiekeberg mit Wissen aus ihrem Ministerium unterstützen.

Dass das Museum auch im Agrarium auf Regionalität setze, sei der richtige Weg. Jede Region müsse ihr eigenes Gesicht behalten, sagte die überzeugte Bayerin dem Abendblatt. "Gott sei Dank, ist es ja nicht überall gleich." Die Bundesministerin war auf Einladung des Bundestagsabgeordneten und Parlamentarischen Geschäftsführers der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Michael Grosse-Brömer, in den Landkreis Harburg gekommen.