Verkehrssicherheitstag der Polizeiinspektion Harburg an der Grundschule Emmelndorf

Emmelndorf. Die zehnjährige Emely staunt, als sie vom Sitz des 40-Tonners, der am Dienstagmorgen vor dem Gebäude der Grundschule in Emmelndorf Halt machte, ihre 21 Klassenkameraden zwar noch hören, aber nicht mehr sehen konnte.

Die Viertklässler hatten sich auf einem ausgelegten Dreieck knapp hinter der Beifahrertür des Führerhauses des Sattelzugs aufgestellt. Sie standen damit im so genannten toten Winkel, also dem für den Lastwagenfahrer unsichtbaren Bereich schräg hinter ihm. Aber auch Emelys Freundin Beeke ist mit ihren 1,45 Meter vom Fahrersitz des Fünfachsers aus nicht zu sehen, wenn sie sich vor den Kühlergrill der Zugmaschine stellt.

Viertklässlerin Emely hat die spielerisch gewonnene Erkenntnis so sehr beeindruckt, dass sie auf ihrem Nachhauseweg ins drei Kilometer entfernte Hittfeld nur noch sehr vorsichtig an Lastwagen vorbeifährt, die vor roten Ampeln warten.

"Am besten ist es, wenn du Blickkontakt mit dem Fahrer hast", sagt ihr Thorsten Speicher. Der Disponent der Spedition Roman Mayer in Meckelfeld ist froh, dass er in seinen sieben Berufsjahren als Lkw-Fahrer in keinen Verkehrsunfall mit Verletzten verwickelt gewesen ist. Seit zwei Jahren begleitet er mit seinem Sattelzug Polizeikommissar Dirk Poppinga an Schulen im Landkreis Harburg, um auf die Gefahren für Fußgängen und Radfahrer im Stadtverkehr hinzuweisen.

Für den Speditionsleiter und den Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Harburg war der gestrige Besuch in Emmelndorf der Auftakt ihrer Verkehrssicherheitskampagne zum Schuljahresbeginn. "In der anstehenden 'dunklen Jahreszeit' sind Kinder vor allem morgens auf ihrem Schulweg in der Dämmerung sehr gefährdet", sagt Polizist Poppinga. Unter dem Motto "Sicherheit durch Sichtbarkeit", zeigte seine Kollegin Stephanie Jahnert vom Kommissariat Seevetal, was Reflektoren und Silbergarne auf Jacken und Schulranzen in der Dunkelheit bewirken. Dazu ließ sie die Jalousien im Klassenraum der 2a herunter und beleuchtete Kleidung und Tornister mit einer Taschenlampe.

Noch deutlicher wurde den 29 Emmelndorfer Erstklässlern, wie wichtig ein richtig angelegter Sicherheitsgurt sein kann. Auf einem Schlitten ließ Verkehrssicherheitsberater Poppinga "seinen Freund Fridolin" gegen ein Hindernis prallen. Die Stoffpuppe wurde beim Crash mit angelegtem Dreipunktgurt zwar abrupt gestoppt, beim zweiten Versuch ohne Gurt flog sie aber in hohem Bogen aus ihrem Sitz.

Für die ältesten der 122 Emmelndorfer Schulkinder ging es auf einen Fahrradparcours der Verkehrswacht Harburg-Land, die für die beste Klasse einen Gutschein einer Eisdiele in Hittfeld ausgelobt hatte. Bei der Prüfung zählte neben der Geschicklichkeit auf zwei Rädern auch der verkehrssichere Zustand des eigenen Drahtesels.

Mit Präventionsarbeit zum sicheren Fahrradfahren wollen Polizei und Verkehrswacht im Landkreis Harburg auf einen bedenklichen Trend in der regionalen Unfallstatistik reagieren. Die Zahl der an Unfällen beteiligten Fahrräder ist 2011 gegenüber dem Vorjahr im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg um 23,6 Prozent gestiegen. Ebenso ist die Gefahr des toten Winkels deutschlandweit für 135 Menschen zur tödlichen Falle geworden, weil sie von rechts abbiegenden Lastwagenfahrern übersehen wurden.

"Wir werden das heute vermittelte Wissen demnächst noch einmal im Unterricht aufgreifen und vertiefen", sagt Gunla Eberle, Lehrerin der 1b. Mit ihren 14 Schülern will sie unter anderem die Gefahren für Fußgänger durch ausparkende Autos besprechen.