Neue Integrative Gesamtschule schwächt Gymnasium Hittfeld und Oberschule Nenndorf. Gymnasialer Zweig an der Oberschule Rosengarten gefordert.

Nenndorf/Hittfeld. Die Enttäuschung sitzt immer noch tief - wie es nun einmal so ist, wenn man als Verlierer dasteht. Aber ein Ausbluten ihrer Schule können und wollen Stefan Rütinger, Sprecher der Bürgerinitiative Integrierte Gesamtschule (IGS) Rosengarten, und Astrid Dageförde, Leiterin der Oberschule Rosengarten-Nenndorf, nicht einfach so hinnehmen.

Nachdem sich der Harburger Kreistag entschieden hatte, die dritte IGS in Hittfeld und nicht in Nenndorf einzurichten, setzen sich die beiden nun dafür ein, dass ein gymnasialer Zweig an der Oberschule Rosengarten eingerichtet wird. Nur auf diesem Wege, hoffen sie, können sie die einzige weiterführende Schule ihrer Gemeinde vor dem Aus bewahren. "Der Anteil der Schüler mit Gymnasialempfehlung liegt in Rosengarten bei 60 Prozent. Da ist es klar, dass wir diesen Schülern auch etwas anbieten möchten", sagt die Schulleiterin Astrid Dageförde. Die Bürgerinitiative IGS Rosengarten weiß die Schule schon einmal an ihrer Seite.

Es gibt aber noch einen potenziellen Stolperstein. Bevor eine neue Schulform eingerichtet wird, muss von den Eltern ein Votum eingeholt werden. Das wäre allerdings die vierte Befragung in Folge, die die Eltern in Rosengarten-Nenndorf mitmachen müssten. Dass die Mütter und Väter es leid sein werden, erneut ihr Kreuzchen setzen zu müssen, ist so gut wie sicher.

Dann bestünde die Gefahr, dass die Voraussetzungen für die neue Schulform nicht erfüllt werden. Mindestens 75 Schüler müssen an der Schule angemeldet werden, wovon mindestens 27 Kinder eine Empfehlung fürs Gymnasium haben müssen. Diese Anforderungen hatte Nenndorf vor zwei Jahren unterschritten, als die Umwandlung der Haupt- und Realschule in eine Oberschule anstand. Damals hatten lediglich 45,6 Prozent der 528 Erziehungsberechtigten an der Befragung teilgenommen. Es reichte gerade mal für durchschnittlich 35 Schüler pro Jahrgang. Damit war der gymnasiale Zweig vorerst gestorben.

Um ein Déjà-vu zu vermeiden, plädieren die Oberschule und die Bürgerinitiative nun dafür, die jüngste Befragung zur Einrichtung einer IGS in Nenndorf als maßgeblich zu betrachten. Zumal die Beteiligung bei dieser Befragung mit 71,7 Prozent deutlich höher lag. "Und der Bedarf für den gymnasialen Zweig ist eindeutig da. Das hat die IGS-Befragung gezeigt", sagt Schulleiterin Astrid Dageförde.

Der Landkreis Harburg kläre jetzt mit der Landesschulbehörde, ob das Ergebnis der IGS-Befragung übertragbar sei, sagt Friedrich Goldschmidt, Leiter des Bereichs Ordnung und Schule der Winsener Kreisverwaltung. Außerdem befassen sich die Politiker auf Gemeindeebene am Montag, 24. September, 19 Uhr, im Nenndorfer Rathaus mit der Frage, ob ein gymnasialer Zweig an der Oberschule möglich ist.

Bereits heute um 17 Uhr stehen die Folgen der Entscheidung für den neuen IGS-Standort Hittfeld bei einer öffentlichen Sitzung des Seevetaler Schulausschusses im Veranstaltungszentrum Burg Seevetal zur Diskussion. Wenn am benachbarten Schulzentrum vom kommenden Schuljahr an Fünftklässler mit Haupt- oder Realschul- beziehungsweise Gymnasialempfehlung in einer Klasse gemeinsam unterrichtet werden, hat das auch schwerwiegende Folgen für die beiden bestehenden Schulen am Peperdieksberg. Denn die sogenannte Binnendifferenzierung in der Klasse in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathe und Naturwissenschaften ist bei vielen Eltern beliebter als das klassische dreigliedrige Schulsystem.

"Wir müssen aber keine Angst haben vor der IGS", sagt Stefan Weinreich selbstbewusst. Der Leiter des Gymnasiums Hittfeld, der dort selbst vor 28 Jahren das Abitur abgelegt hat, begründet seinen Optimismus mit Durchschnittsnoten seiner Schüler beim Zentralabitur, die um bis zu zwei Nachkommastellen besser als der Landesdurchschnitt seien. Und auch bei der Durchfallquote schneide sein Gymnasium bei den landesweit einheitlichen Tests in der Oberstufe deutlich besser ab als die Integrativen Gesamtschulen.

Während die Hittfelder Realschule in ihrer bisherigen Form vor dem Aus steht und in den kommenden Monaten für etwa 2,5 Millionen Euro für weitere Klassenräume langfristig zur IGS umgebaut wird, müssen die Seevetaler Gymnasien zumindest mit weniger Anmeldungen rechnen. In Meckelfeld dürfte es künftig drei statt vier fünfte Klassen geben, in Hittfeld vier statt bisher bis zu sechs. "Wir wollen jetzt mehr für unsere Außenwirkung tun und uns stärker um Schüler bemühen", sagt Weinreich, der die Schulleitung vor dreieinhalb Jahren übernahm. Mit welchem pädagogischen Konzept das Gymnasium Hittfeld auf die harte Konkurrenz nebenan reagieren soll, teilt er seinem Kollegium am 1. Oktober mit.