Nach Jahren des Leerstands will Investor ein Reiterhotel aus der früheren Jugendbildungsstätte Uhlenbusch in Hanstedt machen.

Hanstedt. Die Fenster sind mit Brettern vernagelt, aus dem Mauerwerk wachsen kleine Bäume heraus, meterhoch steht das Gras auf einer Fläche, die früher mal ein Fußballplatz war. Ein einziger Blick genügt, um zu sehen, dass hier schon lange niemand mehr ein Tor geschossen hat. Das Haus Uhlenbusch in Hanstedt, die ehemalige Jugendbildungsstätte des Landkreises Harburg, steht seit Jahren leer. Dass in naher Zukunft wieder Leben in diesen Ort einziehen könnte, ist zwar schwer vorstellbar, könnte aber bald Realität werden. Ein Investor plant, auf dem elf Hektar Grundstück ein Reiterhotel zu errichten. Über den Verkauf des Areals müssen die Kreispolitiker in der Kreistagssitzung am 15. Oktober entscheiden.

Sollte die Politik grünes Licht geben, könnten Landkreis Harburg und Samtgemeinde Hanstedt die Deckel der Akte Uhlenbusch endgültig zuklappen. Jahrelang hatte es ein schier unendliches Hin und Her über eine neue Nutzung des 1928 errichteten Gebäudes gegeben. Ein Wellness-Hotel war ebenso im Gespräch wie etwa eine Klinik für Demenz-Kranke. Als mögliche Investoren traten die unterschiedlichsten Gastronomen und sogar ein buddhistischer Bettelmönchsorden auf. Doch alle Pläne verliefen im Sande, der Uhlenbusch rottete weiter vor sich hin.

Diesmal, da sind sich alle Beteiligten einig, sieht die Sache aber anders aus. "Ich habe ein gutes Gefühl", sagt Thorsten Heinze, Fachbereichsleiter Service beim Landkreis und zuständig für den Verkauf der Immobilie. Der Investor, dessen Namen er zu diesem Zeitpunkt noch nicht nennen will, mache einen guten Eindruck auf ihn. In der Gemeinde Hanstedt finde er ebenfalls großen Anklang.

Das bestätigen die Samtgemeinde- und Gemeindebürgermeister Olaf Muus und Gerhard Schierhorn. "Wir sind rundum glücklich", sagt Schierhorn. Die Zusammenarbeit erfolge Hand in Hand. "Wenn es tatsächlich klappt, hätten wir eines unserer Problemkinder von der Backe." Auch die touristische Nutzung als Reiterhotel hält er für ideal, denn das Reiterzentrum Hanstedt und das Waldbad liegen direkt vor der Haustür. "Wenn alles gut geht, könnte der Bau vielleicht im kommenden Jahr beginnen", fügt Muus hinzu.

Um keine Zeit zu verlieren, will die Samtgemeinde deshalb schon vor der Zustimmung der Kreistagspolitiker und der Vertragsunterzeichnung die Änderung des Flächennutzungsplans anschieben, damit der Hotelbau überhaupt möglich werden kann. Am Mittwoch, 19. September, berät der Samtgemeinde-Bauausschuss über das Thema. Auch die Stellungnahmen aus der frühzeitigen Beteiligung der Bürger und Behörden werden ausgewertet.

Wenn der Flächennutzungsplan durch ist, wird der Hanstedter Gemeinderat über eine Änderung des Bebauungsplans entscheiden müssen. Weil Teile des Areals an ein Natur- und Landschaftsschutzgebiet angrenzen, muss auch der Umweltausschuss des Landkreises zu Wort kommen.

+++ Jugendbildungsstätte Uhlenbusch droht der Abriss +++

"Der Uhlenbusch ist wirklich ein Kleinod", schwärmt Schierhorn bei einem Gang über die vermoosten Platten des Areals. Allein aufgrund der Lage inmitten des Garlstorfer Waldes sei das Grundstück prädestiniert für ein Reiterhotel. "Man ist sofort im Gelände." Auch wenn die Bausubstanz über all die Jahre des Leerstands hinweg nicht besser geworden ist: Ein Hauch der alten Eleganz ist auf der Freitreppe, die zum Vordereingang führt, sofort spürbar. Dennoch geht Schierhorn ebenso wie Olaf Muus und Thorsten Heinze davon aus, dass der Investor - sofern es tatsächlich zum Vertragsabschluss kommt - das Haupthaus und die Nebengebäude abreißen wird. Das sei voraussichtlich wirtschaftlicher, "zumal die Gebäude nicht unter Denkmalschutz stehen", sagt Heinze.

Und wie viel Geld wird der Verkauf der Immobilie in die Kreiskasse spülen? Heinze hüllt sich in Schweigen. Dem Landkreis Harburg hat der Kauf des Gebäude-Ensembles vor knapp zehn Jahren jedenfalls zwei Millionen Euro gekostet. Zuvor war der Uhlenbusch von der Landesversicherungsanstalt Hamburg jahrzehntelang als Erholungsheim genutzt worden, bevor es der Landkreis in den 80er-Jahren zunächst pachtete, später kaufte und während dieser Zeit als Jugendbildungsstätte verwendete. 2005 war aber auch diese Nutzung Geschichte, der Kreistag beschloss den Verkauf.

Wenn nun das Reiterhotel kommen sollte, hoffen Muus und Schierhorn, dass es möglichst gut läuft und lange bleibt. In der Gegend gebe es seines Wissens nur das Hotel Hof Sudermühlen in Egestorf mit einem ähnlichen, auf Reiter ausgerichteten Konzept, sagt Muus. Deshalb füllten die Pläne eine Lücke. Eines macht Schierhorn bei aller Freude aber deutlich: "Das Ergebnis geht vor Schnelligkeit." Die Gemeinde habe so viele Jahre mit dem Leerstand gelebt, da müsse man die Realisierung nun nicht übers Knie brechen.

Trotzdem wissen die zwei vor einem Jahr gewählten Bürgermeister schon, welches Hanstedter Sorgenkind sie als nächstes angehen wollen. Der verwaiste Dorfkrug in der Ortsmitte soll endlich wieder belebt werden. "Wir unterstützen den Eigentümer nach Kräften, dass da etwas passiert", sagt Muus.