Der Cartoonist Tetsche präsentiert seine Arbeiten in einer neuen Ausstellung im Schloss Agathenburg. Vor der Eröffnung am Sonnabend gab er dem Abendblatt ein Interview

Agathenburg. "Cartoons und Objekte" lautet der Titel der neuen Ausstellung im Schloss Agathenburg, die am Sonnabend eröffnet wird und in der Arbeiten des Cartoonisten Tetsche zu sehen sind. Bekannt wurde der im Alten Land ansässige Künstler Ende der 70er-Jahre mit seiner wöchentlichen Kultserie "Neues aus Kalau" im "Stern". Im Interview verrät er, worüber er selbst lachen kann, was ihn mit Piet Klocke verbindet und warum er einen Pümpel auf dem Dach hat.

Hamburger Abendblatt:

Tetsche, was bringt Sie zum Lachen?

Tetsche:

Wenn ich im Fernsehen Erwin Lottemann sehe, den Lottogewinner von Loriot. Oder wenn einer auf eine Bananenschale tritt. Das ist uralt, kann aber immer noch sehr komisch sein. Ich kann mich auch kaputt lachen, wenn jemand gegen ein Straßenschild läuft. Darüber darf man natürlich eigentlich nicht lachen, aber das ist manchmal wirklich komisch.

Ihre wöchentliche Serie im "Stern" bringt die Leute seit über 30 Jahren zum Lachen. Können Sie sich erklären warum?

Tetsche:

Das weiß ich nicht, vielleicht haben die Leute alle Humor. (lacht)

Rolf Dieckmann vom "Stern" hat im Vorwort Ihres Buches "Hoffentlich ist es nichts Ernstes!" geschrieben, Sie hätten sich dem höheren Blödsinn verschrieben. Ist da etwas dran?

Tetsche:

Schon, ich mache ja nichts anderes. Allerdings ist Blödsinn auch, wenn Leute einem eine Torte ins Gesicht werfen. Was ich mache, geht vielleicht mehr in Richtung komische Kunst. Komik zu machen, ist ja eine Kunst, egal, ob man auf der Bühne steht, zeichnet oder Filme dreht.

Bei der Eröffnung Ihrer Ausstellung in Agathenburg wird auch ein anderer Komiker zu Gast sein, und zwar Piet Klocke. Was haben Sie miteinander zu tun?

Tetsche:

Ich bin sein Lieblingscartoonist, und er ist einer meiner Lieblingskomiker. Wir haben uns zwar noch nie getroffen, aber vor fünf oder sechs Jahren wollte Piet mal einen Cartoon von mir haben. Als er fragte, was das kostet, habe ich gesagt, er soll bei einer meiner kommenden Ausstellungen einfach mal ein Loblied auf mich singen. Damit war er sofort einverstanden. Jetzt hat es nach all den Jahren endlich mal geklappt, dass er wirklich kommt.

Was erwartet die Besucher ansonsten in der Ausstellung?

Tetsche:

Sie kriegen zu sehen, was ich außer der Stern-Reihe noch mache. Zum Beispiel Rebusse. Das heißt, es gibt für die Besucher auch etwas zum Raten. Dazu kommt alles mögliche andere aus dem Tetsche-Universum. Zeichentrickfilme, komische grafische Arbeiten, Spiegeleier und natürlich auch Pümpel.

Der Pümpel ist ihr bekanntestes Markenzeichen und bekommt in Agathenburg gleich einen ganzen Raum gewidmet.

Tetsche:

Ja, in einem Kabinett-Räumchen dreht sich alles um den Pümpel. Da sind auch verschiedene selbst gestaltete Pümpel zu sehen, zum Beispiel ein Punker-Pümpel mit lauter Nieten und Sicherheitsklammern. Das Wort Pümpel habe ich ja erfunden, und mittlerweile steht es sogar im Duden.

Können Sie sich noch dran erinnern, warum sie eines Tages angefangen haben, Pümpel zu malen?

Tetsche:

Das weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich glaube, ich fand die Idee absurd, dass jemand einen Pümpel gleich hinter der Haustür stehen hat, also habe ich den da einfach rein gezeichnet. Nach und nach kam dann immer mehr Markenzeichen dazu, das Spiegelei zum Beispiel. Als ich den Pümpel irgendwann in einem "Stern"-Cartoon mal weggelassen habe, gab es einen großen Aufschrei und die Leute haben Leserbriefe geschrieben, wo der Pümpel geblieben sei.

Was fasziniert Sie so an dem Pümpel?

Tetsche:

Für mich ist das ein Kunstobjekt, das eigentlich ins Museum Of Modern Art gehört. Es ist so schlicht, aber fatal gut in der Wirkung. Nichts hilft so effektiv gegen verstopfte Waschbecken.

Stimmt es, dass Sie sogar einen Pümpel zu Hause auf dem Dach haben?

Tetsche:

Ja, wie andere einen Giebelschmuck haben mit springenden Pferden, Kreuzen oder Segelschiffen, habe ich einen Pümpel. Es ist sogar so, dass die Touristen-Busse durch das Alte Land hier immer vorbei fahren, um den Pümpel zu sehen. Da muss ich mich dann immer schnell wegducken. Der Pümpel ist da schon seit 20 Jahren.

Was hat Sie damals ins Alte Land verschlagen?

Tetsche:

Wir wohnten in der Heide, allerdings in einem sehr kleinen Haus, und mein Atelier wurde immer größer und größer. Also haben wir uns ein Hamburger Abendblatt gekauft, den Wohnungsteil aufgeschlagen, und ich habe blind mit dem Finger auf eine Annonce gezeigt. Das hörte sich an wie im Bilderbuch: eine alte Schule, mit einem großen Obstgarten und einem Bootssteg direkt an der Lühe. Mittlerweile wohnen wir hier seit 25 Jahren und fühlen uns sauwohl.

Was gefällt Ihnen so sehr am Alten Land?

Tetsche:

Vor allem die Leute hier. Und dass man so nah am Wasser ist. Aber auch die Nähe zu Hamburg ist toll, also eigentlich stimmt hier alles.

Wann und wo kommen Ihnen die meisten Ideen für Ihre Comics?

Tetsche:

Neue Ideen kommen mir bei jeder Gelegenheit. Früher hatte ich immer Angst davor, dass mir irgendwann die Ideen ausgehen. Aber je länger man dabei ist, desto sicherer wird man. Deswegen habe ich diese Angst schon lange nicht mehr. Irgendetwas passiert immer. Neulich zum Beispiel hat unsere Schwiegertochter einen Napfkuchen mitgebracht. Und als dieses quer geschnittene Stück auf dem Teller vor mir lag, dachte ich plötzlich, das erinnert mich an irgendetwas.

Und zwar?

Tetsche:

Kennen Sie Harald Glööckler, diesen Modepompösi, der derzeit auf jedem Kanal zu sehen ist? Dieser Napfkuchen sah absolut aus wie Harald Glööckler! Ich habe da dann noch zwei Rosinen rein gedrückt und fertig war der Harald. Diesen Cartoon können Sie diese Woche im "Stern" sehen.

Das klingt irgendwie, als hätten Sie sich eine Art kindlichen Humor bewahrt.

Tetsche:

Ja, das kann sein. Ich spiele immer noch gerne mit kleinen Autos, Eisenbahnen und Teddys oder baue kleine Objekte für meine Rebusse. Man muss dafür wohl leicht verspielt sein oder einen an der Waffel haben. Aber es inspiriert. Und es hält jung, glaube ich.

Die Vernissage am Sonnabend beginnt um 18 Uhr. Neben Landrat Michael Roesberg wird auch Kabarettist Piet Klocke sprechen. Tetsche selbst wird ebenfalls anwesend sein. Der Eintritt ist frei. Danach ist die Ausstellung noch bis zum 4. November zu sehen. Das Schloss Agathenburg, Hauptstraße, ist immer dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.