Reparatur, Komplettsanierung oder Umbau in ein Naturbad - Ein Ausschuss berät heute über eine mögliche Modernisierung der Anlage.

Tostedt. Was wird aus dem Tostedter Freibad? Mit dieser Frage beschäftigen sich heute von 18 Uhr an die Mitglieder des Samtgemeindeausschusses für Umwelt, Bau und Planung. Fest steht bereits, dass die Einrichtung nicht geschlossen wird. Fest steht auch, dass die Bürger der Gemeinde mehrheitlich die Umwandlung in ein Naturbad wünschen. Das hatte eine Befragung ergeben.

Ob sich auch die Politiker für diese Variante aussprechen, alternativ eine Sanierung empfehlen oder nur notdürftig reparieren lassen wollen, wird sich in der öffentlichen Sitzung im Rathaus, Schützenstraße 26, zeigen.

Grundlage für die Diskussion und das weitere Vorgehen sind eine Sanierungs- und Machbarkeitsstudie der Planungsgruppe Hildesheim aus dem Jahr 2010 sowie eine Konzeptstudie der Dienstleistungsgruppe Aquatekten aus dem Jahr 2011. Die Experten bescheinigen dem Bad trotz diverser Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, die in den vergangenen 20 Jahre erfolgten, erhebliche baukonstruktive und gebäudetechnische Mängel.

So ist das 960 Quadratmeter große Kombibecken mit Schwimmer-, Nichtschwimmer- und Springerbereich abgesackt; immer wieder bilden sich Risse in der Außenwand, durch die Wasser versickert. Schuld daran ist der Untergrund, die sogenannte Moorlinse, auf dem das Bad ohne Pfahlgründung in den 60er-Jahren gebaut wurde.

Ein behindertengerechter Zugang zu dem Schwimmbecken existiert nicht. Auch die Anordnung der Becken ist laut den Aquatekten "nicht funktional". Sie empfehlen daher eine räumliche Trennung zwischen Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich sowie eine verbesserte räumliche Anbindung des Kleinkindbeckens an die Badelandschaft.

Auch sollte das Verhältnis von Schwimmerbereich zu dem der Nichtschwimmer in die weiteren Planungen einbezogen werden. Es werde der Besucherstruktur nicht mehr gerecht. "Flachere Wasserbereiche werden vermehrt auch von Schwimmern zum Rutschen, Toben und Ballspielen genutzt", heißt es in der Konzeptstudie.

Das Kleinkinderbecken selbst wirke wenig einladend, biete kaum Spielmöglichkeiten und keinen Sonnenschutz. Bislang steht den Besuchern nur ein abseits liegendes, eintöniges Betonbecken zur Verfügung. Zudem ist es komplett gefliest, was laut Aussage des Planungsbüros Hildesheim problematisch ist, weil Becken mit geringer Wassertiefe schlecht gegen Frostschäden geschützt werden könnten. Kritik üben die Experten auch an der Eingangssituation. Der angeschlossenen Kiosk sei eher "notdürftig platziert als attraktiv positioniert". Die Pkw-Stellplätze sowie die Fahrradstellplätze, die sich außerhalb des Freibadgeländes befinden, machten die Zuwegung zum Freibad noch enger und unübersichtlich.

Und auch an den Umkleideräumen haben die Hildesheimer etwas auszusetzen. Sie finden die Farben der Fliesen zu trist. Uneinheitliche, weiße und graue Wandfliesen und beigefarbene Bodenfliesen seien "weit entfernt vom heutigen Zeitgeschmack", heißt es in dem Papier.

Doch nicht nur geschmackliche, bauliche und technische Mängel sind Probleme, mit denen sich die Samtgemeinde nun beschäftigen muss. Auch einige geltende Richtlinien und Anforderungen kann das Freibad in Tostedt nicht mehr erfüllen. So fehlen beispielsweise ein gesonderter Schwallwasserbehälter für das Kleinkinderbecken sowie eine umlaufende Überlaufrinne. Eine Folge: Dreck und Schmutz werden nicht abgefiltert, sondern bleiben im Becken hängen.

"Das lädt nicht gerade zum Baden ein", sagt Michael Burmester, stellvertretender Leiter des zuständigen Fachbereichs für Steuerung und Service. Er hat die Diskussion um die Zukunft des Tostedter Freibades von Anfang an verfolgt und begleitet. "Ich würde mich freuen, wenn es jetzt vorangeht und die Politiker ein Zeichen setzen." Wie das aussehen könnte? "Das ist schwer zu sagen", sagt Burmester. "Der Bürgerwille wird sicherlich berücksichtigt. Aber das Geld ist knapp und ich könnte mir vorstellen, dass am Ende doch nur Verschönerungs- und Reparaturarbeiten vorgenommen werden."

Zur Erinnerung: Wird nur repariert, rechnet die Verwaltung mit etwa einer Million Euro, verteilt über mehrere Jahre. Für eine Komplettsanierung würden geschätzt etwa 2,8 Millionen, für eine Umwandlung in ein Naturfreibad 2,6 Millionen Euro fällig. "Mit der Einrichtung eines Naturbades hätte Tostedt allerdings ein tolles Alleinstellungsmerkmal", sagt Burmester. Denn das nächstgelegene Bad dieser Art befindet sich in 30 Kilometern Entfernung in Egestorf. Konventionelle Freibäder gibt es hingegen in Hollenstedt und Fintel. "Und die sind richtig toll", sagt Burmester. "Da brummt der Bär."

Samtgemeindedirektor Dirk Bostelmann (CDU) ist sicher, dass es im Ausschuss eine richtungweisende Empfehlung oder einen Arbeitsauftrag an die Verwaltung geben wird. "Uns ist klar, dass wir was machen müssen. Und das wollen wir auch. Aber es gibt keinen Handlungsdruck. Das Bad kann weiter genutzt werden."

Ihm gefalle der Gedanke, in Tostedt ein Naturbad zu betreiben. "Aber wie immer ist das eine finanzielle Entscheidung. Bei unseren Planungen dürfen wir nicht vergessen, dass wir das alles mit geliehenem Geld bezahlen." Aus diesem Grund hält Bostelmann es für denkbar, Reparatur-, Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen auch mit Hilfe von Eintrittsgeldern zu refinanzieren. Bislang ist der Eintritt ins Freibad frei. "Das Thema haben wir noch nicht auf der Tagesordnung. Aber darüber wird sicherlich zu reden sein."