Harburg. Seine Lesung in der Reihe "Plattdüütsch för Tohörers" am 8. November in der Bücherhalle Harburg war schon ausverkauft. Nun die schreckliche Nachricht: Prof. Reimer Bull, der Plattdeutsch-Autor und namhafte Sprecher niederdeutscher Texte beim NDR, ist am 5. September im Alter von 78 Jahren zu Hause in Langwedel gestorben.

"Er gehörte zu unseren wichtigsten Autoren, sein Tod ist für uns alle ein großer Verlust", sagte sein Verleger Peer-Marten Scheller, Chef des Quickborn-Verlags am Alten Postweg in Heimfeld, dem Abendblatt. Mit Witz, Lebensklugheit und einem "Spürsinn für die lichten und dunklen, vor allem aber auch denkwürdigen Momente" habe es der gebürtige Dithmarscher wie kein anderer verstanden, humorvoll zu schildern und gleichzeitig nachdenklich zu stimmen. "Reimer Bull hat die plattdeutsche Literatur der letzten Jahrzehnte geprägt. Seine Vortragskunst sucht ihresgleichen. Seine Zuhörer fühlten sich mitgenommen in eine Welt, die ihnen mehr als vertraut war. Sie konnten sich mit dem, was er erzählte, identifizieren, fröhlich und gelegentlich ein bisschen schadenfroh mitlachen und Traurigkeit nachempfinden", so Scheller in einem sehr persönlichen Nachruf.

Einen Namen hatte sich Bull bereits 1987 mit der plattdeutschen Übersetzung der "Geschichten ut Bollerup" von Siegfried Lenz gemacht. Es folgten eigene Bücher, die stets die enge Verbundenheit mit seiner Heimat spiegelten und oft stark autobiografisch geprägt waren. Wie zuletzt auch "Jakob sien Geschichten", deren Episoden zumeist selbst Erlebtem entlehnt sind.

Für seine großen Verdienste um die plattdeutsche Sprache wurde Reimer Bull mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem mit dem "Fritz-Reuter-Preis" der Stiftung F.V.S., der "Lornsen-Kette" des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes und dem "Niederdeutschen Literaturpreis der Stadt Kappeln".

Seine Heimatstadt Marne verlieh ihm die Ehrenbürgerschaft, der Kreis Dithmarschen seinen Kulturpreis. Erst in diesem Jahr ist er mit dem "Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein" ausgezeichnet worden. Nun ist die "plattdeutsche Stimme Norddeutschlands" für immer verstummt.

Statt Reimer Bulls kommt am 8. November nun die in Harburg lebende Ohnsorg-Schauspielerin Sandra Keck in die Bücherhalle.