Manche Menschen muss man zu ihrem Glück zwingen. Freiwillig wäre so mancher Zivildienstleistender nicht unbedingt auf die Idee gekommen, Schwerbehinderte oder alte Menschen zu umsorgen. Aber für solche jungen Männer, die nicht die Wehrpflicht ableisten wollten, war das eine geeignete Alternative.

Der Zivildienst war gleichzeitig für Einrichtungen wie die Schwinge Werkstätten in Stade eine Art Steigbügel, um junge Menschen in ihr Berufsfeld zu hieven. Es war eine Möglichkeit, Hemmschwellen zu überwinden und Berufsanwärter für ihre Sozialarbeit zu begeistern. Seit es den Freiwilligendienst gibt, fehlt den Einrichtungen jetzt dieser Steigbügel.

Langfristig kann das bedeuten, dass mehr junge Männer als zuvor im sozialen Berufsfeld fehlen. Und für die behinderten Menschen bedeutet es schon jetzt eine Einschränkung der Lebensqualität. Sinkt die Zahl der Kräfte, fehlen helfende Hände, um den sozial benachteiligten Menschen etwas Abwechslung zu gönnen, um mal einen Ausflug zu machen oder ein Eis essen zu gehen. Da behinderte Menschen oft genug die Erfahrung machen müssen, dass ihr Körper sie schon in Schranken verweist, ist das doppelt traurig.

Eines darf allerdings auch nicht übersehen werden: Das Deutsche Rote Kreuz bildet wegen fehlender Freiwilliger jetzt mehr junge Leute aus. Das ist für den Auszubildendenmarkt nicht das Schlechteste.