Ärger mit Schmierereien: Viele Hausbesitzer haben den Widerstand gegen die selbst ernannte Graffiti-Künstler längst aufgegeben.

Heimfeld. Graffiti-Schmierereien sorgen im Harburger Stadtteil Heimfeld für Ärger. Die Anwohner sind genervt, viele haben sich bereits mit den immer wiederkehrenden Kritzeleien abgefunden. "Man kann da leider nichts machen", behauptet Kioskbesitzer Önder Saritas, "die Behörden können hier ja keine Polizei zur ständigen Kontrolle hinstellen." Falls die Beamten einen der vielen Täter rund um die Bansen- und Wattenbergstraße erwischen würden, würde ihn eine empfindliche Strafe erwarten. Laut Paragraph 303 des Strafgesetzbuches können derartige Schmierereien mit hohen Geldbußen und einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden.

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Anita Maschke ist Inhaberin eines Cafés in Heimfeld. Erst im Januar wurde die Renovierung des Gebäudes abgeschlossen. "Schon wenige Wochen später war alles wieder voll", ärgert sich die Jungunternehmerin. Nicht nur herkömmliche Graffiti-Farben, sondern sogar Füllertinte schmierten die Täter an die Fassade und in den Eingangsbereich. Nachdem sie den Hauseigentümer darüber informiert hatte, wendete dieser sich umgehend an seine Versicherung. Anita Maschkes Hauseigentümer gehört zu den wenigen Heimfeldern, die überhaupt noch versuchen, etwas gegen die Schmierereien zu unternehmen, auch wenn seine Beschwerde bisher ohne Erfolg blieb.

Auch Hausverwalter Donald Schmiedecke bleibt nicht tatenlos. Er kümmert sich um ein Gebäude an der Wattenbergstraße, das besonders stark beschmiert und bekritzelt wurde. Seiner Meinung nach seien darunter sowohl alte als auch neue Werke.

Auffällig oft taucht in der Wattenbergstraße der Name "Pablo" an den Häuserwänden auf. "Für die Künstler gibt es einfach zu wenig Raum, um sich ausdrücken zu können", behauptet Schmiedecke. "Stünden ihnen eigene Flächen zur Verfügung, würden sie unsere Häuser in Ruhe lassen", vermutet er. Wer in dieser Angelegenheit den längeren Atem habe, werde gewinnen. Donald Schmiedecke klingt dabei nicht, als würde ihm bald die Puste ausgehen, auch wenn ihn jede Ausbesserung Mühe kostet. Die Heimfelder Polizei gibt an, dass die meisten Anwohner die Wände nur flüchtig übermalen und auf eine Anzeige verzichten. Die scheinbar aussichtslose Situation lasse nach und nach alle resignieren. "Diese Graffiti sind wirklich keine Kunst.

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Natalie Hoffmann geht regelmäßig mit ihrem Hund in Heimfeld spazieren. Ihr fallen die Graffiti nicht weiter auf, denn es sehe schließlich überall so aus. "Ohne wäre es natürlich schöner hier, aber es stört mich nicht besonders", sagt die junge Harburgerin. "Mich stört das Gekritzel sehr", beschwert sich dagegen auch die junge Sandra Scheffler. Sie hat zwar selbst noch nichts gegen die Graffiti-Schmierereien unternommen, aber ihr Mann ist in der Gebäudeverwaltung tätig und hat daher täglich mit den selbsternannten Künstlern zu tun.

"Das sind junge Leute, denen langweilig ist", glaubt Kioskbesitzer Adnan Cengiz. Er selbst ist Wohnungseigentümer in der Bansenstraße. Regelmäßig überstreicht er das immer wiederkehrende Gekritzel an seiner Hauswand. "Aber die Täter können nur schwer erwischt werden", sagt Cengiz. Ausgerechnet in Heimfeld hat kürzlich ein "Sprühdosen Dealer" in der Nobléestraße eröffnet. Ob nun die Graffiti-Schmierereien in der Umgebung noch zunehmen werden, wird sich zeigen.

"Zwar wohne ich nicht in der Gegend, bin aber trotzdem häufig hier", erzählt Elisabeth Poppensieker. Sie empfindet den Stadtteil als schmutzig und ungemütlich. "Ohne die schrecklichen Schmierereien würde ich vielleicht noch öfter herkommen", sagt sie.

Mareike Norden und ihr Mann wohnen in der Meyerstraße. "Ich beschwere mich regelmäßig bei meinem Hausbesitzer", erzählt die junge Frau. Dieser habe aber nie etwas gegen die Verschmutzungen unternommen. "Ziehen Sie doch um", sei seine Antwort auf die Klagen gewesen. Tatsächlich wird das Ehepaar sich in nächster Zeit nach einem neuen Wohnort umsehen. Denn die Schwangere und ihr Mann wünschen sich ein besseres Umfeld für die Kindheit ihres Nachwuchses.

"Noch schlimmer als die Graffiti finde ich, dass in der Gegend so viele Hundehaufen liegen", so Norden. Sie gehöre zu den wenigen, die darauf achten, dass ihr Hund die Stadt sauber hinterlasse. "Ich hänge sogar Tüten an den verschiedensten Orten für andere Hundebesitzer auf. Trotzdem ändert sich rein gar nichts."

Mit dieser Meinung steht Mareike Norden in Heimfeld nicht allein. Die Straßen mit den schönen Altbauten können ihren alten Charme allerdings nur dann zurückerhalten, wenn sich mehr Anwohner tatsächlich für die Sauberkeit ihres Stadtteils einsetzen wie sie - gegen Hundehaufen und Graffiti-Schmierereien.