Autofahrer steuern Bahnhöfe im Kreis Harburg an, um auf Regionalbahnen nach Hamburg umzusteigen. Platz für alle Pkws gibt es nicht.

Hittfeld. Die gestiegenen Spritpreise treffen Pendler aus kleineren Ortschaften im Landkreis Harburg besonders hart. Viele von ihnen sind tagtäglich auf ihr Auto angewiesen, um zu ihrem Arbeitsplatz in Hamburg zu kommen. Um ihre Fahrtkosten zu senken, legen immer mehr Menschen den Weg in die Elbmetropole mit Nahverkehrszügen zurück. Die Tickets für den Hamburger Verkehrsverbund (HVV) bieten Dauerkartenbesitzern Preisvorteile, die den Zeit- und Komfortverlust durch das Umsteigen am Regionalbahnhof aufwiegen. Doch an manchen Haltepunkten der blaugelben Züge der Metronom Eisenbahngesellschaft haben es Autofahrer nicht leicht, einen freien Parkplatz zu finden.

"Die Parkplatzsituation hier am Bahnhof Hittfeld ist eine Katastrophe", sagt Nicole Ullrich. Die 25-Jährige aus Bendestorf ist früher bis nach Harburg gefahren, um dort in die S-Bahn in Richtung Norden zu fahren. "Doch das lohnt sich wegen der vielen Baustellen auf dem Weg dorthin einfach nicht mehr." Ein weiteres Ärgernis sei die lange Parkplatzsuche gewesen. Dass dieses Problem auch an ihrem Ausweichbahnhof an der niedersächsischen Landesgrenze besteht, macht ihre Laune nicht besser. "Um 9 Uhr morgens war hier alles voll."

Einen Platz für ihren roten Mini Cooper in unmittelbarer Nähe des Bahnhofseingangs fand am Donnerstagmorgen dagegen Annika Meyer aus Hanstedt. "Wenn ich hier um 8 Uhr ankomme, finde ich immer noch ein freies Plätzchen für meinen Mini", sagt die 25-Jährige. "Das größte Problem stellen die Leute dar, die ihr Auto so abstellen, dass sie gleich zwei Parkplätze blockieren." Das sollte ihrer Meinung nach mit entsprechenden Schildern oder Markierungen verhindert werden. Das zuständige Ordnungsamt der Gemeinde Seevetal kennt das Problem und bemüht sich um schnelle Abhilfe. Am Hittfelder Bahnhof ließ die Gemeinde nach Angaben von Behördensprecher Andreas Schmidt erst vor wenigen Tagen einen ehemaligen Grünstreifen asphaltieren, um dort auf die Schnelle zusätzlichen Platz für knapp 30 Fahrzeuge zu schaffen.

Kapazitätsengpässe gibt es auch am wenige Kilometer südwestlich gelegenen Haltepunkt Klecken in der Gemeinde Rosengarten. Dort steht neben einer Erweiterung der Parkflächen auch ein besserer Anschluss an die Linienbusse des Betreibers Kraftverkehr GmbH (KVG) zur Diskussion. Die Beliebtheit des etwas abgelegenen Regionalbahnhofs erklärt sich unter anderem mit seinem Status als letzter Bahnhof auf der Strecke nach Buchholz, der noch zu der HVV-Tarifzone "Großbereich Hamburg" zählt.

Das gleiche Problem hat auch die Gemeinde Stelle am Bahnhof Ashausen. Dort sollen in den nächsten Wochen daher 200 neue Stellplätze für Autos sowie Sammelboxen und Unterstände für 130 Fahrräder entstehen, die über eine neu gebaute Ringstraße von der Kreisstraße 8 aus erschlossen werden sollen. Für das Bauprojekt bewilligte der Verwaltungsausschuss knapp 1,5 Millionen Euro. Die Kosten sind nur zum Teil von der Kommune zu tragen. "Es wurden Förderanträge bei der Landesnahverkehrsgesellschaft und an den Förderfonds Hamburg/Niedersachsen gestellt", sagt Gemeindesprecherin Elke Frerichs-Wockenfuß.

In der Metropolregion Hamburg gibt es für Kommunen besonders hohe finanzielle Anreize, zusätzliche Angebote für Pendler zu schaffen, die vom Auto oder Fahrrad auf den Öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Für die so genannten Park-and-Ride- beziehungsweise Bike-and-Ride-Anlagen wird in der Regel die Hälfte der "nicht anderweitig gedeckten" Ausgaben bezuschusst. "Zuwendungsfähig" sind Kosten von mindestens 35 000 Euro für Bau oder Grunderwerb. Rechnungen externer Planungsbüros werden bis zu einem Zehntel aus der niedersächsischen Landeskasse beglichen.

Die öffentliche Förderung will in den kommenden Monaten auch die Stadt Winsen nutzen, um ihren Bahnhofsparkplatz zu erweitern. Die dort erst vor zwei Jahren erhöhte Kapazität ist wegen der aktuellen Bauarbeiten am so genannten dritten Gleis nach Lüneburg nur eingeschränkt nutzbar. Ausweichmöglichkeiten bietet übergangsweise der ehemalige Parkplatz für die Landesgartenschau 2006. Denkbar sind für Andreas Mayer vom Bauamt der Winsener Stadtverwaltung ein Fahrradparkhaus und eine zweite Ebene über dem bestehenden Parkplatz. Entsprechende Detailberatungen sollen in den politischen Gremien beginnen, wenn in einigen Wochen ein Gutachten über den erwarteten Platzbedarf vorliegt. Dazu wurden kürzlich Pendler in Winsen nach ihren Gewohnheiten und Wünschen gefragt.

Keine konkreten Pläne für mehr Parkraum am Bahnhof gibt es dagegen in Buchholz und Neu Wulmstorf. Engpässe gibt es dort allerdings jeweils bei den Boxen, in denen Fahrräder diebstahlsicher abgestellt werden können.