Musikgemeinde Harburg startet in die neue Saison. Auch Hamburgs Philharmoniker und Symphoniker kommen wieder über die Elbe.

Harburg. In 22 Tagen startet die Musikgemeinde Harburg in ihre neue Saison. Zum Auftakt am Freitag, 28. September, gastiert das Schlesische Kammerorchester unter Dirigent Hermann Breuer mit einem musikalischen Duell "Bach vs. Piazzolla" in der Friedrich-Ebert Halle. Bis zum Finale am 10. Juni 2013 mit dem Ensemble Resonanz, das Werke von Bach, Mendelssohn, Martin und Tüür spielen wird, stehen dann noch acht weitere Konzerte und vier Sonderveranstaltungen auf dem prallen Programm.

"Zu einem echten Saisonhöhepunkt wird sicher das Gastspiel der Hamburger Philharmoniker unter Dirigent Ion Marin kurz vor Weihnachten. Am 18. Dezember werden sie bei Werken von Rodrigo und Saint-Saëns auch den international gefeierten Franzosen Xavier de Maistre an der Harfe und Iveta Apkalna an der Orgel begleiten", sagt Siegfried Bonhagen, Geschäftsführer der Musikgemeinde Harburg.

Dass erneut viele erstklassige Orchester, Ensembles und Solisten nach Harburg kommen werden, ist per se eine bemerkenswerte Leistung, auf die Bonhagen zu Recht stolz sein kann. Seit 1967 lenkt der 73-Jährige die Geschicke des Vereins. Und hat es in dieser Zeit nachgerade meisterhaft verstanden, der klassischen Musik einen gebührenden Platz im Süden Hamburgs zu sichern.

Als Bonhagen vor 45 Jahren das Management der Musikgemeinde übernahm, stand der Verein kurz vor dem Abgrund. "Die Freizeitinteressen der Wirtschaftswundergesellschaft hatten sich dramatisch verändert", so Bonhagen. "Das Ferienhaus im sonnigen Süden war plötzlich wichtiger als ein Abonnement für klassische Musik. Der Konzertsaal hatte damals auch als gesellschaftlicher Treffpunkt ausgedient. Denn früher kamen viele Leute nicht vorrangig wegen der Musik, sondern eher wegen der Kontaktpflege."

Gegründet wurde die Musikgemeinde bereits 1930. Anlass war der Neubau des großen Schulkomplexes am Alten Postweg. Mittendrin entstand die Friedrich-Ebert-Halle, seinerzeit konzipiert als Stadthalle für Harburg. Als der große Karl Muck seine Hamburger Philharmoniker dort zur Einweihung am 15. Januar dirigierte, war sofort hörbar, dass der markante Backsteinbau mit einer außergewöhnlichen Akustik gesegnet ist. Bis heute kommen Weltstars wie der chinesische Pianist Lang Lang, um hier ihre CD-Produktionen einzuspielen.

"Das trägt natürlich dazu bei, namhafte Klangkörper immer wieder für unsere Veranstaltungen zu gewinnen. Die Ebert-Halle ist aber auch deshalb ein Segen für uns, weil uns ihre Kapazität von mehr als 1160 Plätzen eine solide Einnahmebasis verschafft, die die Kosten für jedes einzelne Abo überschaubar hält", sagt Bonhagens Mitstreiterin Karola Parry, die im Zuge ihres Masterstudiengangs Kulturmanagement das Modell Musikgemeinde 2010 analysiert hat: "Weil ich aufzeigen wollte, dass viel Kultur für wenig Geld möglich ist." Denn wo sonst könne man schon für 80 Euro zehn klassische Konzerte auf diesem Niveau erleben.

Das Erfolgsgeheimnis der Musikgemeinde fußt für sie auf drei wesentlichen Säulen: Neben der Ebert-Halle sind das die lange Tradition und das daraus erwachsende positive Image des Vereins sowie dessen schlankes Management. "Die Arbeit verteilt sich auf 13 Ehrenamtliche, die sich für ihre Arbeit mit geringen Aufwandsentschädigungen bescheiden." So kann das Gros des Jahresetats von rund 125 000 Euro vor allem in die Gagen der Musiker investiert werden. Wesentlich kleinere Posten entfallen auf Druckkosten für Programme, die Saalmiete, Porto, obligatorische Beiträge für die Künstlersozialkasse und Gema-Gebühren.

"Da wir wegen unserer stabilen Mitgliedsbeiträge auf keinerlei Zuschüsse angewiesen sind, genießen wir eine wunderbare Unabhängigkeit", sagt Siegfried Bonhagen. Der den Verein in enger Kooperation mit Vorstandschef Prof. Hermann Rauhe nach dem desaströsen Mitgliederschwund in den 60er-Jahren wieder solide aufgestellt hat. Bereits seit mehreren Jahren lastet der Verein seine durch die Ebert-Halle vorgegebene Maximalkapazität von 1160 Mitgliedern aus. Inzwischen gibt es sogar wieder eine Warteliste von potenziellen Nachrückern für freiwerdende Abonnements.

Dabei musste die Musikgemeinde ihre seit elf Jahren stabilen Preise gerade um etwa 20 Prozent erhöhen. In der höchsten Kategorie werden jetzt 145 Euro fällig, Plätze in den Balkonlogen kosten 80 Euro, Schüler zahlen 40. Pro Saison, wie gesagt, für zehn Konzerte plus vier Sonderveranstaltungen!

"Zwar haben uns vor der neuen Saison knapp 70 Mitglieder verlassen. Aber nicht eines hat wegen der absolut notwendigen Preiserhöhung gekündigt", sagt Siegfried Bonhagen. Der für die traditionelle Literatur-Matinee am 6. Januar 2013 noch ein ganz besonderes Bonbon ankündigt: "Wenn alles läuft wie geplant, wird an diesem Tag Martin Walser aus seinen Werken lesen." Noch ein Grund mehr, die Musikgemeinde Harburg im Hinterkopf zu behalten. Freie Plätze können über Christel Schumacher unter 040/760 61 60, sowie an der Abend-, respektive Tageskasse nachgefragt werden.

www.musikgemeinde-harburg.de