Dritter Teil: Der “Pastor-Bode-Weg“ zu Fuß - eine Annäherung in drei Etappen. Dieses Mal geht es von Egestorf in Richtung Wilsede.

Egestorf/Wilsede. Heute geht es endlich in die Heide, die Vorfreude ist groß beim morgendlichen Start zur dritten Etappe der Wanderung entlang des Pastor-Bode-Weges. Wer sich genügend Zeit nimmt, dem bietet dieser Weg die Gelegenheit zur Annäherung nicht nur an die Heide, sondern auch an eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Ausgangspunkt ist der Platz vor der Egestorfer Kirche mit ihrem hölzernen Glockenturm. Streng schaut die Bode-Büste aus Bronze auf das alte Gotteshaus. Im Unfrieden hatte hier einst Bodes Arbeitsverhältnis geendet. Der vielfältig interessierte und engagierte Heidepastor soll seine Pflichten verletzt haben.

Bodes beruflicher Weg wandte sich fortan nach Wilsede - dort leitete er in seinen letzten Lebensjahren die Geschicke des Naturschutzparks als Direktor. Auch der Wanderweg wendet sich von Egestorf in Richtung Wilsede. Vorbildlich: Schon kurz hinter dem Ortsausgang lädt die erste Bank zum Ausruhen ein, nicht weniger als fünf sind es allein auf dem ersten Kilometer. Nun kommt auch, auf einem Hügel rechts vom Weg, die lang ersehnte Heide in den Blick des Wanderers. Zeitlos lila blüht sie - wie schon seit langem, wie auch zu Bodes Zeiten.

+++ Imker rechnen mit einer guten Honigernte in der Heide +++

In diesem Jahr ist das Schauspiel beeinträchtigt. Zwar blüht die Heide wie gewohnt, sie wird aber optisch zurückgedrängt durch kräftig wachsende Gräser. Julia Hallmann vom Verein Naturschutzpark (VNP) erläutert das Phänomen: "Der viele Regen war gut für die Heide, aber auch förderlich für das Wachstum der Gräser".

Die heutige Etappe ist historisch verbürgt, hier wanderte einst auch Bode selbst. Der Weg führt angenehm ruhig erst durch ein Waldstück, kreuzt den Alten Postweg von Döhle nach Sudermühlen und geht dann als gewundener Waldpfad hinunter zum Ufer der Schmalen Aue, wo zwei Radfahrer angehalten haben, um ihre Füße im kühlen Nass zu erfrischen.

Ein Stück weiter in der Heide sind ein Bienenzaun und ein reetgedeckter Schafstall mit eingefallenem Dach Relikte aus alten, vielleicht sogar aus Bodes Zeiten. "Nichts stört weit und breit die Einsamkeit und Ruhe", berichtet Walter Brauns in seiner Bode-Biographie über die Wanderung von Vater und Sohn Bode 1877 - heute ist das ähnlich und doch ganz anders. Man kann in der Landschaft versinken, eins mit ihr werden, muss aber eben auch darauf gefasst sein, im nächsten Moment von dem fast lautlos vorbeischießenden Fahrer eines Elektrorades überholt zu werden.

Vor Wilsede stößt der Wanderer auf eine Allee mit uralten Buchen und Eichen, an deren mächtigen Stämmen vor 135 Jahren schon die beiden Bodes vorbeigekommen sein mögen. Dann geht es in eines der kleinsten und dennoch berühmtesten Dörfer hinein, nach Wilsede. Hier wird der Wanderer mit dem vorläufigen Ende der zeitlosen Ruhe konfrontiert, die er in der Heidelandschaft so genossen hat. Wilsede ist - allerdings nur während der Hauptsaison zur Zeit der Heideblüte - ein Platz der Emsigkeit und Geschäftigkeit. Auf 40 Einwohner kommen dann an manchen Tagen mehrere Tausend Besucher.

Den Wanderer zieht es auch deshalb weiter zum Totengrund, einem Talkessel mit Findlingen, Wacholder und Heide, der als Keimzelle des Naturschutzes in der Heide gilt. Vor gut 100 Jahren entdeckten immer mehr Hamburger die Schönheit der Landschaft. Dabei wurden Begehrlichkeiten geweckt. Bode verhinderte den Bau einer Ferienhaussiedlung am Totengrund und kaufte in den nächsten Jahren weitere Flächen dazu. So entstanden die ersten bis heute geschützten Heideflächen. Schon mit 16 Jahren hatte Wilhelm Bode bei der Wanderung mit seinem Vater den Totengrund zum ersten Mal gesehen. Unweit von hier schloss sich 50 Jahre später für Wilhelm Bode der Kreis. Bode starb 1927, seine Asche wurde auf dem Wilseder Berg verstreut.