Studenten der Technischen Uni Hamburg-Harburg laden am Wochenende in die Schanzen-Höfe zum dritten Internationalen Brauwettbewerb.

Harburg. Die jüngst neu eröffnete Ratsherrn-Braumanufaktur in den Hamburger Schanzen-Höfen ist an diesem Wochenende Ziel von Studenten aus ganz Deutschland und Österreich. Anlass ist jedoch nicht etwa ein zünftiges Gelage, wie klischeebeladene Zeitgenossen jetzt möglicherweise mutmaßen werden. Vielmehr geht es um einen Internationalen Brauwettbewerb, zu dessen dritter Auflage die studentische Braugemeinschaft der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) eingeladen hat.

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"Bier hatte ja traditionsgemäß schon immer eine gewisse Anziehungskraft auf Studierende", sagt Lars Fischer, 25, Chef und Kellermeister der Harburger Hobbybrauer. "Doch der bloße gemeinschaftliche Genuss des Gerstensaftes ist keineswegs unsere Triebfeder. Wir betrachten ihn vor allem als wissenschaftliches Objekt. Da gibt es jede Menge zu entdecken, zu entwickeln, zu experimentieren."

Angefangen hat alles 2003. Mit einem Würstchenkocher und Stoffwindeln wurde das erste eigene Bier kreiert. Doch aus der Stammtischidee entwickelte sich rasch ein ernsthaftes Projekt, das gewissermaßen die gesamte Uni erfasste. Die Initiatoren holten nicht nur das Präsidium, sondern auch diverse Firmen als Sponsoren ins Boot. "Als im Sommer 2005 die Entscheidung für ein eigenes Sudhaus fiel, wurde das nötige Material aus allen möglichen Instituten herbeigeschafft und dann von der TU-Werkstatt als Eigenbau zusammengeschweißt", berichtet Fischer, selbst Maschinenbaustudent im zweiten Mastersemester. Am Ende stand ein sogenanntes halbautomatisches Zwei-Geräte-Sudhaus mit einer maximalen Kapazität von 100 Litern, das seinen Platz im TU-Technikum fand.

Dort treffen sich die momentan 15 Hobbybrauer seitdem alle sechs Wochen. Und beschäftigen sich dann vornehmlich mit der Entwicklung "schmackhafter Innovationen", wie es Fischer beschreibt. Wobei sich die Bierbegeisterten in ihrer Experimentierfreude vom Deutschen Reinheitsgebot keineswegs bremsen lassen. Ihr Markenzeichen, die "Campusperle", sei zwar ein klassisches, blondes Pils. "Doch Hopfen, Gerstenmalz und Wasser allein sind auf die Dauer ja etwas langweilig. Schließlich gibt es noch viele andere reizvolle Variationen. Hauptsache, es schmeckt", so der erklärte "Genussmensch".

Inzwischen gibt es rund 20 verschiedene Biere aus dem Sudhaus im Technikum. Vom cremigen Old Meal Stout mit Hafer bis zum India Pale Ale mit viel Hopfen. Zu den jüngsten TU-Kreationen zählt ein Liquorice Ale. Eine Idee der drei Damen des TU-Brauteams. Und zwar nicht etwa, weil dazu Süßholz geraspelt werden muss. "Sondern weil wir drei einfach gern Lakritz essen", erklärt Theresa Jost, 22. Da wollte man doch einfach mal rauskriegen, ob dieses sehr spezielle Aroma nicht auch in Bierform bekömmlich sei.

Darüber hinaus sind die drei Damen, die allesamt Verfahrenstechnik studieren, aber auch sehr an der technischen Seite des Bierbrauens interessiert. "Hier lässt sich die Theorie hervorragend mit ganz praktischen Erfahrungen verbinden. Und auch das Entwickeln eigener Enzyme ist hoch spannend", sagt Chris-Lea Becker, 22, die übrigens am liebsten Wasser trinkt.

Längst hat das studentische Bierbrauen Eingang in die Lehre gefunden. Zum Beispiel als Teilaspekt in Vorlesungen zur Bioverfahrenstechnik. Oder in Form eines regelrechten Braupraktikums für Master-Studierende im Bereich Lebensmittelverfahrenstechnik. Unlängst gastierten die TU-Brauer mit ihrer Anlage sogar im ThyssenKrupp-Ideenpark. Dort referierten sie zum Thema Rückgewinnung von Energie durch Aufspaltung des massenhaft anfallenden Brauabfalls Treber in Bioäthanol und Rohstoff für die Herstellung von Plastikfolien.

Bei ihrem eigenen Brauwettbewerb für studentische Brauteams werden die innovativen Bierbrauer von der TU Harburg am Wochenende derweil nur als Ausrichter und Organisatoren agieren. "Interessant wird's wohl trotzdem, wenn sich die 13 Gruppen dem Urteil der fachkundigen Jury aus erfahrenen Braumeistern stellen", sagt Lars Fischer. Diesmal soll es auch Biere mit Austerngeschmack und aus Champagner-Hefe geben. Fischer: "Ob's immer ein Hochgenuss wird, bleibt abzuwarten. Eines ist aber sicher: Mit Bier vergiften kann man sich nicht. Es wird einen also niemals umbringen."