Der Pastor-Bode-Weg führt von Lüneburg nach Wilsede - eine Annäherung in drei Etappen. Die zweite beginnt am Salzhausener Bahnhof und endet in Egestorf

Salzhausen/Egestorf. Um Gesundheit geht es heute und um Fortbewegung, ums Verirren und Wiederfinden - und um Zeitlosigkeit. Der zweite Teil der Wanderung auf den Spuren des Heidepastors Wilhelm Bode führt über 14,5 Kilometer von Salzhausen nach Egestorf.

Mitten im Ort, an der Bahnhofstraße, steht das Krankenhaus Salzhausen, das seine Existenz auch Wilhelm Bode verdankt. "Mein Urgroßvater war Landarzt und mit Pastor Bode befreundet", berichtet Jürgen Meinberg, der Vorstandsvorsitzende des Krankenhauses. Der Sanitätsrat Dr. Wilhelm Meinberg, der in Salzhausen als Arzt wirkte und auf zeitgenössischen Fotos mit einem mächtigen Bart zu sehen ist, wollte für seine Patienten die Möglichkeit einer stationären Betreuung schaffen und besprach dies mit seinem Freund Bode. Der riet dazu, die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft zu wählen.

1898 wurde der Krankenpflegeverein zu Salzhausen gegründet. "Einer für alle, alle für einen - das Modell funktioniert", sagt Jürgen Meinberg. Ohne Pastor Bode hätte es das Krankenhaus, zumindest in dieser Form, nicht gegeben, erklärt er. Heute verfügt das Krankenhaus Salzhausen über 75 Betten, es gibt vier Fachabteilungen für Innere Medizin, Chirurgie, Urologie und Anästhesie sowie Notfall-Ambulanzen der Inneren Medizin und der Chirurgie.

Gleich nebenan steht der Bahnhof Salzhausen. Bis 1970 gab es hier einen Personenverkehr auf der Schiene, seitdem kommen noch Güterzüge vorbei, und gelegentlich fährt die Museumsbahn. Eröffnet wurde die Strecke von Winsen nach Egestorf 1906, vier Jahre später wurde sie bis Hützel verlängert. Auch hier war Bode maßgeblich beteiligt: Er zählte zu den einflussreichsten Förderern des Projektes und schrieb später sogar einen Heideführer über Ausflüge mit der Kleinbahn. Die Bahnlinie zieht sich wie ein roter Faden durch die Wanderung - gleich dreimal werden die Gleise gekreuzt.

Der gut markierte Weg führt kurz hinter dem Bahnhof zum ersten Mal über die Gleise, und schon ist der Wanderer im Grünen - es geht auf unbefestigten Feldwegen durch den allgegenwärtigen Mais. Angenehm ist die Strecke, an neugierigen Rindern und zwei gelangweilten Pferden vorbei auf die weithin sichtbare Windmühle von Eyendorf zu. Alt ist sie zwar, doch 1877, als Wilhelm Bode mit seinem Vater hier in der Gegend gewandert ist, stand sie noch nicht. Die Erdholländermühle wurde erst 1897 gebaut, sie ist bis heute erhalten und nach wie vor gelegentlich in Betrieb. Sogar Hochzeiten können hier gefeiert werden.

Doch ehe die Mühle erreicht ist, geht es erst einmal hinab in ein kleines Tal, wo der Nordbach durch die Wiesen fließt und auf einem Holzsteg überquert wird, dann zum zweiten Mal über die Gleise der alten Kleinbahn. Nicht allzu spektakulär, dafür wohltuend ruhig ist es hier. Westlich vom Ortseingang Eyendorf erreicht der Wanderweg die Straße nach Lübberstedt. Weiter auf der anderen Seite, wieder durch Wiesen und Felder.

Und dann, ehe man es sich versieht, ist man mitten im Wald. Der Magen knurrt, doch Bänke zum Ausruhen sind auch heute rar, eine Bank gar mit Picknicktisch - das wäre es jetzt, aber der Wunsch bleibt unerfüllt. So muss es ein Bänkchen unter hohen Bäumen am Rande eines Feldes tun, mit Blick auf Lübberstedt.

Nach der Rast fällt auf, dass schon lange keine gelben Markierungspfeile mehr zu sehen waren. Eine Weggabelung später wird es überdeutlich, hier stimmt etwas nicht, der Wanderer hat seinen Weg verpasst - vor einer Stunde wohl schon etwa... Doch auf die Wanderkarte ist auch Verlass - so ist der nächste gelbe Pfeil schnell gefunden.

Eine gute Karte mit auf die Wanderung zu nehmen, ist einer der besten Tipps, die man geben kann. Proviant und ausreichend Getränke sind ebenfalls ein Muss: Der Wanderweg führt an allen Ortschaften vorbei, Möglichkeit zur Einkehr unterwegs besteht nicht. Dafür gibt es Wald mit Heidelbeersträuchern am Wegesrand und Pferde beim gemütlichen Grasen auf einer Wiese. Es ist ein sehr schöner Weg. Und die Wanderung auf Bodes Spuren erweitert tatsächlich ein wenig das Bewusstsein: Sie schafft ein Gefühl dafür, dass vieles eben erst dann wirklich gesehen und verstanden werden kann, wenn der Mensch ihm mit Zeitlosigkeit und Langsamkeit begegnet.

Wirkte der erste Abschnitt des Weges (siehe Ausgabe vom 15.August) gelegentlich noch etwas arm an Abwechslung, so ist die zweite Etappe ganz und gar gelungen. Sie würde mehr Beachtung verdienen, denn die Liste der heutigen Begegnungen zeigt, dass der große Zuspruch bisher fehlt: ein Reh, ein Hase, ein Specht. Kein Wanderer.

Inklusive einer Picknickpause und einmal Verlaufen dauert die Etappe vier Stunden. Wer will, schafft auch noch den Weg bis Wilsede, doch es spricht auch nichts dagegen, an diesem Abend in Egestorf zu bleiben, Übernachtungsmöglichkeiten sind vorhanden. Seit 1997 erinnert eine Büste mit Blick auf die St.-Stephanus-Kirche daran, dass der Heidepastor Wilhelm Bode hier in Egestorf von 1886 bis 1923 "segensreich" wirkte. Die dritte Etappe soll dann wirklich ins "Herz der Lüneburger Heide" führen: von Egestorf nach Wilsede und zum geheimnisvollen Totengrund.