Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Ich raffe mich also endlich auf, das Altglas wegzubringen. Dafür habe ich einen hässlichen, aber praktischen Hackenporsche einer Baumarktkette. Ich fülle ihn voll mit PET- und Glasflaschen. Da ich nicht in die Staatsoper will, sondern zum Supermarkt, und da ich mir jedes Mal beim Einstecken der Bierflaschen in den Automaten die vergorene Bierneige über den Ärmel luller, kleide ich mich passend zur praktischen Transporthilfe.

So gehe ich durchs Viertel. Und stoße auf der Zielgeraden zum Supermarkt auf Jungdynamiker mit Klemmbrettern, die mit einem angeknipsten Lächeln jeden Passanten um ihre Meinung zu einem gesellschaftspolitisch relevanten Thema bitten. Ich höre das nur im Vorbeigehen. Mich sprechen sie nicht an. Selbst eine beschäftigungslose Umfragerin lächelt nur und lässt mich ziehen.

Ich gebe die Flaschen ab, erlöse fünf Euro Pfand und investiere das Geld und noch das eine oder andere Scheinchen mehr in Bio-Lebensmittel und eine neue Ausgabe der Kollegen von der "Zeit". Alles wandert in den Hackenporsche, die "Zeit" zu oberst.

Auf dem Rückweg wollen beide umfragenden Jungdynamiker sofort mit mir sprechen. Aha, denke ich: Flaschensammler aus dem Prekariat haben nichts zu melden. Und Bio-Lebensmittel nagende "Zeit"-Leser werden genommen. Ich lächele und gehe weiter. Eine Umfragerin verfolgt mich sogar und verspricht mir einen Kugelschreiber als Geschenk. So schnell kann es gehen.